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 EXKLUSIV: Übersetzung der kompletten "numéro ultime" – Ausgabe der Black & White (2009) (contains previously released material ;))

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Arnaud

Arnaud


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BeitragThema: EXKLUSIV: Übersetzung der kompletten "numéro ultime" – Ausgabe der Black & White (2009) (contains previously released material ;))   EXKLUSIV: Übersetzung der kompletten "numéro ultime" – Ausgabe der Black & White (2009) (contains previously released material ;)) EmptySa 27 Jul 2013 - 6:11

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Übersetzung Seite 1: (Cover)
(Anmerkung zu Seite 1: "ultime" heißt leider nicht ultimativ, sondern bedeutet "allerletzter", so dass wir es hier wohl leider mit der allerletzten "Abschiedsausgabe" zu tun hatten, leider... :-(, Anm. des Übersetzers)

Das offizielle Michael Jackson – Magazin

Die allerletzte Ausgabe

+ über 100 Exklusivphotos


Übersetzung Seite 84: (die allerletzte Seite überhaupt, also das Back-Cover des Magazins)

Black & White – das offizielle Michael Jackson – Magazin

Von 1991 bis 2001 war Black & White das offizielle Michael Jackson – Magazin. Vertrieben in der ganzen Welt in mehreren Sprachen, war diese Zeitschrift ein treuer Begleiter einer Generation von Fans. Heute kommen dessen Macher erneut auf die außergewöhnlichen Abenteuer zu sprechen, die sie mit dem King Of Pop erlebt haben. Konzerte, Aufnahmen im Studio, bis hin zum Führen von Interviews - das Team der Black & White hatte das Vorrecht, einem der größten Künstler unserer Zeit nahe zu kommen. Eine erstaunliche Erzählung hinter den Kulissen der Welt von Michael Jackson...


Übersetzung "Call Hector":

Man braucht sich nichts vorzumachen - wenn es Black & White zehn Jahre lang gab, dann dank dieser Rubrik. Das war das einzige wirklich Interessante in diesem Magazin.
Also wurde ich zwangsläufig darum gebeten zurückzukehren, um ein letztes Mal meine Rubrik zu machen. Und zwar um das Niveau zu heben. Doch ich – Hector – habe nein gesagt.
Ich springe doch nicht nur weil jemand pfeift. Und außerdem, mal unter uns, was habe ich davon? Ich bin längst der größte Sammler auf diesem Planeten. Das habe ich doch oft genug bewiesen. Mein Ruf eilt mir voraus. Und wenn ich die kleinen armseligen Sammler sehe, die ihre erbärmlichen Sammlungen auf ihren kümmerlichen kleinen Internetseiten zur Schau stellen, dann können die mir nur leid tun. Die glauben wohl, dass es genügt, jeden Sonntag auf ebay zu surfen, um sich große Sammler nennen zu können! Das tut wirklich weh, aua.
Mit Sicherheit liegt es wohl am Internet, dass die neue Generation sich nicht besonders viel Mühe gibt. Man geht eben dorthin, wenn man sich eine Picture Disc aus Brasilien oder eine Promo aus Tokio kaufen will. Ist klar. Die Fans wissen sich mittlerweile zu helfen. Zu meiner Zeit war das aber nicht so. Um Collectors zu ergattern, musste man sich komplett aufopfern. Aber ich sage Euch eins, das ist immer noch so. Um ein großer Sammler zu werden, muss man sein letztes Hemd hergeben. Ich habe über all das lange und gründlich nachgedacht und beschloss schließlich, für ein letztes Mal, zur Black & White zurückzukehren, nur um Euch Würmerhaufen zu zeigen, was einen wirklichen Sammler ausmacht.
Sechs Artikel – ja richtig gehört, sechs Artikel werden Euch wegpusten. Ich habe die sechs seltensten Platten meiner Sammlung rausgeholt. Absolut einzigartige Stücke. Ganz einfach, ich habe sie nur ein einziges Mal in meinem Leben gesehen. Ich habe von diesen Collectors niemals ein zweites Exemplar gesehen, nicht einmal Photos oder sonst was.
Das sind die schönsten und seltensten Stücke überhaupt. Und ich kann behaupten, dass ich mich damit auskenne.
Also, machen wir es "the old fashion way", wie Mike sagen würde.
Ich mache es nicht nur, um Euch zu entmutigen, ich mache es auch für ihn, dort oben.
Das ist meine Hommage an mich, Mike. Ich werde komplett die Moral von Deinen Legionen von Mongolen zerstören, ich werde dafür sorgen, dass ihnen die Lust am Leben vergeht. Michael, ich weiß, dass Du von oben auf mich schaust und stolz auf mich bist.
This one is for you, brother.


Captain Eo – Laser Disc (test pressing – 1992)

Wir eröffnen den Ball mit einem Stück das derart selten ist, dass Ihr Euch dafür eine Wohnung im 16. Stock kaufen könntet, wenn Ihr es bei Drouot verkaufen würdet.
Doch es wäre krank, um sich von solch einem Prachtstück zu trennen. Ich mach’s kurz:
1992 plant Disney die Aufführung von Captain Eo in Disneyland und Disneyworld aus dem Programm zu nehmen.
Sie wollen Geld machen indem sie denn Film kommerziell veröffentlichen. Und früher gab es zwei Formate für Filme: VHS und Laserdisc. Für diejenigen unter Euch, die die Schule nach der 5. Klasse verlassen haben: Die Laserdisc ist der Vorgänger der DVD. Es ist eine große Platte in der Größe einer Langspielplatte die auf einem Spezialgerät abgespielt wird. Heute ist das nicht mehr modern, doch früher war es das Nonplusultra und vor allem in den USA erfolgreich. Disney bereitete somit das Erscheinen von Captain Eo auf VHS und auf Laserdisc vor. Und sie haben eine test pressing des Films auf Laserdisc hergestellt! "Was ist eine test pressing" fragt der Analphabet hinten in der Klasse. Nun, es ist eine Testpressung einer Platte.
Total bescheuert. Sowas dient Testzwecken, um zu sehen, ob es gut funktioniert. Die von Captain Eo ist ultrarar. Es ist wirklich eine Testpressung, da auf der Rückseite des Covers nichts gedruckt ist. Unglaublich. Und was befindet sich auf der Platte? Tja, auf der A-Seite gibt’s den Film, und auf der B-Seite das making-of. Einfach genial. Und warum niemals erschienen? Wegen des Chandler-Skandals. So sieht’s aus.


Victory Tour – Laser Disc (1987)

Wir setzen den Ball fort mit einer weiteren Laserdisc, wenn wir schon dabei sind. Doch diesmal ist es keine test pressing, sondern eine geradezu kommerzielle Pressung. Außer dass sie niemals im Handel erschienen ist. Ich werde Euch erklären, warum nicht, Ihr Glückspilze... 1987 beschließt Joe Jackson ein paar Kröten zu machen indem er vorhat, das Kansas City Konzert der Victory Tour auf VHS und Laserdisc in den Handel zu bringen. Alle seine Söhne sind zufrieden, sie brauchen Geld. (wie immer) Joe unterzeichnet also einen Vertrag mit Vestron Video und visiert das Erscheinen einer Laserdisc für gegen Ende ’87 an, zu dem Zeitpunkt als Bad das Tageslicht erblicken wird. Die ersten Laserdiscs sind hergestellt (die Herstellung dauert länger). Kleines Problem in der ganzen Sache: Michael war nicht auf dem Laufenden. Man muss dazu sagen, dass keiner ihm was gesagt hat...Deswegen ist er wenig erfreut, als er von all dem erfährt...und schaltet seine Anwälte ein. Das Projekt wird abgesagt.
Wenig erfreuliches Ende: sämtliche Laserdiscs werden zerstört. Außer eine. Und zwar meine. Die, die ich habe und die ihr nicht habt.

Leave Me Alone – US Promo CD

So, zur Erholung reden wir mal über diese schöne Platte, die zunächst harmlos aussieht.
Worum handelt es sich? Ach um gar nichts, ist bloß die amerikanische Promo CD von Leave Me Alone. Jetzt wollt Ihr mir bestimmt sagen, dass Leave Me Alone in den USA nicht erschienen ist, auch nicht als Promo. Damit habt Ihr erst mal Recht. CBS hat den Titel nicht in den USA herausgebracht, nicht einmal fürs Radio. Doch was Ihr nicht wisst – die Plattenfirma hatte dennoch vor, den Titel kommerziell in den Staaten zu veröffentlichen. Bruce Swedien hat sogar Remixes davon angefertigt. Fünf unveröffentlichte Versionen existieren: Dance Extended Mix, 7“ Single Mix, Dance Remix Radio Edit, Dub Version und A Cappella. Letzten Endes ist diese unfassbar seltene CD alles was von CBS’ Absicht, Leave Me Alone als Single zu veröffentlichen, geblieben ist. Die müssen wohl alle Exemplare zerstört haben, weil ich sie nur ein einziges Mal gesehen habe. Um Euch auch alles zu verraten, es war im Büro eines Chefs von Epic USA. Der wird sich bestimmt fragen, wo er seine CD verlegt hat...


Black Or White – Pepsi Version (Promo CD)

OK, gehen wir über zu den ernsteren Dingen… Ihr erinnert Euch wohl an die Pepsi Werbung von 1984, als Michael eine spezielle Version von Billie Jean mit neuem Songtext gesungen hat. Und Ihr erinnert Euch sicherlich auch an die Pepsi Werbung von 1987, als Michael eine spezielle Version von Bad gesungen hat? Gut, nun, 1992, als Michael seinen Vertrag mit Pepsi erneuert hat, hat er dasselbe gemacht: er schrieb eine spezielle Version von Black or White mit Textzeilen die davon handeln, dass Pepsi supergut ist. Doch diese Version hat niemand jemals gehört. Ich lüge Euch nicht an, ich weiß auch nicht so ganz warum.
Alles was ich weiß ist, dass Pepsi trotzdem eine interne Promo-Platte herausgebracht hat mit eben dieser berühmten Version von Black Or White. Die CD ist ultrarar, ich muss es Euch nicht noch mal sagen. Aber ich sage es dennoch noch mal. Ihr könnt es Sadismus nennen, wenn Ihr wollt. Also, diese fantastische Promo CD enthält drei Stücke: die einfache Pepsi-Version mit den Pepsi-Lyrics, dann eine Instrumental-Version (es ist nicht dieselbe wie die auf der kommerziellen Veröffentlichung) und zu guter Letzt eine weitere Pepsi-Version von Black Or White, diesmal spricht ein Typ darauf, um mitzuteilen, dass Pepsi die Dangerous-Tour sponsert. Das ist schlicht und einfach die Inkarnation des Atomcollectors: schön, ultrarar und mit unveröffentlichtem Inhalt. Man muss noch dazu sagen, dass ich dabei einen Miniorgasmus bekommen habe.


Signature Series (CD #2)

Vor einigen Jahren habe ich Euch in meiner Rubrik einen unglaublich seltenen Collector vorgestellt: die Signature Series CD. Für diejenigen unter Euch, die an dem Tag abwesend waren – es handelt sich um eine CD, die als Geschenk den Leuten gegeben werden sollte die Sony-Produkte gekauft haben. Du hast Dir z.B. einen Sony-Walkman gekauft und sie gaben Dir dazu eine CD von Michael. Ganz nett. Doch als der Chandler-Skandal losbrach, wurde alles gecancelt. Und die CDs wurden zerstört, einige Exemplare ausgenommen. Diese Signature Series CD war somit eine wahre Rarität. Doch vor paar Monaten stieß ich zufällig auf eine weitere Signature Series CD von Michael! Ich wusste nicht, dass es eine weitere gab!
Sie wurde in den USA hergestellt – wie die Erste. 100% offiziell. Ich erzähle Euch von einem Glücksfall. Identisch mit der ersten, außer dass der Inhalt und das Cover anders sind. Das erste Stück ist dasselbe wie auf der ersten CD: Heal The World mit Michael der während des Songs spricht. Das zweite Stück – ist überraschenderweise I Just Can’t Stop Loving You auf französisch! Totaler Wahnsinn. Und schließlich – zwei völlig unveröffentlichte Remixes von Billie Jean und Wanna Be. Selbst heute noch sind sie unveröffentlicht. Die erste Signature Series war megarar, doch die zweite, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, sie mehr als selten, das ist... das Nirwana.


Decade 1979 – 1989 test pressing (Doppel-Vinyl, 33t)

Es ist wieder so weit – Zeit diese Seite, die dem größten Sammler der Erde gehört, wieder zu schließen, mit einem letzten Collector. Doch vorsicht, ich habe eine gute Wahl getroffen.
Um mich zu empfehlen, zeige ich Euch, Ihr Armen, den Heiligen Gral, den ultimativen Collector, das schönste Stück in meiner Sammlung. Jawohl, ich sag’s ohne zu zögern, Ihr seht das Kostbarste auf der Welt was ich habe: die test pressing des Albums Decade 1979-1989.
Schon bei bloßem Erwähnen seines Namens, bekomme ich Angst, dass es kaputtgehen könnte...Es ist der überwältigendste aller Collectors, ein Tresor, ein Wunderwerk. Ich beschreibe ihn Euch mal... 1989, unmittelbar nach Bad, beschließen Michael und CBS Records eine Best-Of des King Of Pop herauszubringen, inklusive einiger unveröffentlichter Stücke. Doch nachdem er mehrere Monate an dem Projekt gearbeitet hat, ändert Michael schließlich sein Konzept und beschließt stattdessen ein komplett neues Album aufzunehmen.
Tatsächlich war er spät dran gewesen. Die Platte musste definitiv 1989 herauskommen, um ins Konzept zu passen. Doch Michael brauchte mehr Zeit. CBS hingegen war bereits in den Startlöchern. Sie hatten bereits damit begonnen, am Marketing usw. zu arbeiten. Sie haben sogar eine Pressung des Doppel-Vinylalbums hergestellt, von dem Ihr hier ein Photo seht. Für diese Platte dachte CBS an ein Doppel-Cover (gatefold) ohne jeglichen Tintendruck. Das Konzept war, alles quasi erhaben zu schreiben. Auf dem Cover sieht man Michaels Gesicht erhaben. Das ist sehr schön. Das sieht in echt besser aus als auf dem Photo. Und wenn man die Hülle öffnet, sieht man ebenso alle Songtitel erhaben geschrieben. Sehr, sehr schön. Doch das ist nicht alles. Für diese Best-Of hatte Michael unveröffentlichte Aufnahmen vorgesehen. Und sie sind auf der test pressing drauf... Insgesamt gibt es vier davon: Black Or White und Heal The World, die man kennt (außer dass die Version von Heal The World ein wenig anders ist), Come Together (ebenso bekannt), It Doesn’t Really Matter (es handelt sich in Wirklichkeit um Who Is It, jedoch in einer völlig anderen Version), und schließlich Strawberry Fields Forever, ein absolut grandioses Beatles-Remake. Insgesamt enthält das Album 20 Songs, auf 2 Vinylplatten verteilt. Das ist das schönste Sammlerstück was ich je in meinem Leben gesehen habe. Dessen Wert ist unschätzbar, da nur 3 Exemplare weltweit existieren. Dieses hier, das ich Euch zeige, gehörte Walter Yetnikoff, Präsident von CBS Records. Die anderen zwei befinden sich in den Händen von Tommy Mottola und Nancy Donald.
Und ich werde Euch nicht sagen, wie ich sie bekommen habe. Aber es war nicht bei ebay, Ihr Vollidioten!
So, damit verlasse ich Euch, ich hab auf einmal Lust mir Strawberry Fields Forever anzuhören, gesungen vom King Of Pop. Kennt Ihr das? Ach nee, natürlich nicht, Ihr habt ja die Platte nicht...


Übersetzung Seite 3:

Einleitung

Mehr als zehn Jahre lang haben wir Black & White herausgebracht, das offizielle Magazin des King Of Pop. Ein Jahrzehnt, das der Beobachtung des faszinierendsten und beliebtesten Künstlers unserer Zeit gewidmet war. Das Abenteuer von Black & White beginnt in den 80ern, mit ein paar Bengeln die vom Tornado namens Thriller erfasst sind. Es wird 25 Jahre später zu Ende gehen mit einem internationalem Begräbnis.
Heute tritt das Team des Magazins seinen Dienst wieder an, um ein allerletztes Mal denjenigen zu würdigen, der diese Magie erzeugt hat.
Hier also unsere Geschichte. Und die von Michael. Ein außergewöhnliches Abenteuer das uns sogar dazu gebracht hat, den King zu treffen, ihn kennen zu lernen und sogar für ihn zu arbeiten.
Im Laufe des Erscheinens von 73 Ausgaben der Black & White haben wir die Legende von Michael Jackson erzählt. Der Moment ist gekommen um den Schleier zu lüften und einen anderen Teil seiner Geschichte zu erzählen. Weniger frisiert, jedoch ebenso ganz wichtig.
Diese Ausgabe ist all den Fans gewidmet, die mit uns die Black & White Jahre erlebt haben.
Sowie denjenigen die nicht das Glück hatten, früher geboren zu werden – und dies bedauern.


Übersetzung Seite 6:

The Lost Children

Guten Tag, mein Name ist Laurent Hopman, Chefredakteur der Black & White, und Michael Jackson ist tot.

Die Nachricht klang wie ein gut vorbereiteter PR-Gag, eines der diversen Interna des King Of Pop. An diesem 25. Juni war ich im Büro, als ich ans Telefon gegangen bin.
Es war 23 Uhr und Isabelle war dran – eine Journalistin von uns, die mir die Sache mitgeteilt hat. „Michael Jackson wurde gerade ins Krankenhaus eingeliefert!“ sagte sie, überzeugt davon, dass sie mir eine alarmierende Nachricht überbrachte.
Ich erinnere mich, dass ich die Meldung mit einem ungezwungenen Lächeln zur Kenntnis nahm. Michael Jackson im Krankenhaus? Einige Tage vor seinem Aufbruch nach London wo 50 Konzerte auf ihn warteten, auf die er überhaupt keine Lust hatte und auf die er überhaupt nicht vorbereitet war? Das ist jetzt also die Show die er sich ausgedacht hatte, um aus den London-Konzerten auszusteigen. Wenn wir in all den vergangenen Jahren im Schatten des King Of Pop etwas gelernt hatten, dann zu misstrauen. Mit einer vor Zynismus triefenden Skepsis schalteten ich und mein Akolyth Julien also den Fernseher ein, um mehr über diese fantastische Meldung zu erfahren. Kaum hat CNN gerade die Meldung veröffentlicht, breiteten sich die Fernseh-Teams in den vier Ecken von Los Angeles aus, um zu versuchen Einzelheiten über die Sache herauszubekommen. Sämtliche Informationssender auf diesem Planeten folgten ihnen und unterbrachen ihr Programm, um unmittelbar den Entwicklungen dieses heißen Eisens zu folgen. Gleichzeitig begannen die Telefone im Büro zu klingeln.
Unsere Freunde und Mitarbeiter erfuhren von den Nachrichten. Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung, versicherte ich ihnen natürlich. Es handelte sich bestimmt um einen tollen Werbegag vom absoluten Meister im Manipulieren der Medien. Die mutige Inszenierung war nicht zu toppen. Wenn Michael Jackson seine London-Konzerte abblasen wollte, musste er sich was Spektakuläres einfallen lassen. Hat er nicht im Dezember 1995 eine ähnliche Veranstaltung abgesagt, nachdem er aufgrund eines Notfalls in einem New Yorker Krankenhaus gelandet ist?
Im ungezügelten Wettbewerb um exklusive Enthüllungen belegte TMZ den ersten Platz.
Den Milieu-Veteranen (darunter CNN, Fox und NBC) stets eine Länge voraus, hatte die Internetseite ihre Informationen aus seriösen Quellen, vor allem aus Polizeikreisen. Sie hatten die Einlieferung des Superstars ins Krankenhaus enthüllt, und es sickerten von Minute zu Minute weitere Informationen durch. Mit einem Auge auf CNN, mit dem anderen auf TMZ, verfolgten wir wie Millionen von Menschen in aller Welt diese aufregende Fernsehserie im modernen Zeitalter.
Angesichts der Beharrlichkeit der Medien, diese Neuigkeit ernst zu nehmen, kam in uns eine gewisse Unruhe auf. Und wenn ihm wirklich etwas passiert war? Der Zynismus wich der Ratlosigkeit und später einer gewissen Unruhe. Alle zehn Sekunden aktualisierte ich hektisch die Seite von TMZ, wobei ich nebenbei CNN schaute, dessen Helikopter sich über dem Ronald Reagan UCLA Medical Center befand, wohin der Krankenwagen der den King Of Pop transportierte, gerade hineingefahren ist.
Doch dann – die Nachricht ist eingetroffen. Sie erschien schwarz auf weiß nach einer allerletzten Aktualisierung der Seite, um 23 Uhr 12. „Michael Jackson ist tot“ gab TMZ bekannt. Niemals werde ich die sanfte Gewalt des Schocks vergessen. Sanft weil so irreal, unmöglich es zu glauben. Gewalt, weil absolut und unumkehrbar endgültig.
Ich erstarrte mit offenem Mund. Völlig benommen.
Eine unerhörte Ungerechtigkeit steckte in dieser Meldung. Eine nicht zu tolerierende Ungerechtigkeit. Wie konnte man so plötzlich sterben? Wie konnte ER so plötzlich sterben? Doch die Nachricht war da. Mit der grausam lakonischen Botschaft „Michael Jackson ist tot“ war alles gesagt. Ich sah Julien an und las ihm die Nachricht vor. Wir waren total bleich. Es gab nichts mehr zu sagen.
Die Medien aus aller Welt übernahmen die Meldung in den nachfolgenden Sekunden. Lediglich CNN weigerte sich, die Information umgehend zu bestätigen, da der Sender auf eine offizielle Bestätigung des Todes wartete. Die Zurückhaltung von CNN, bezüglich der Bekanntgabe von Michael Jacksons Tod hat bewirkt, dass Millionen von Fans, uns eingeschlossen, noch einen letzten Hoffnungsschimmer hatten. Etwa 20 Minuten lang schob der Sender den Schicksalsmoment vor sich her, begnügte sich damit, nach und nach die Namen seiner Kollegen mitzuteilen die den Tod bestätigten: „Wir erfahren gerade, dass NBC soeben den Tod von Michael Jackson gemeldet hat. Wir erfahren, dass Fox ebenso...“
Dennoch hörten wir nicht auf, an die wenn auch nur noch winzig kleine Möglichkeit zu glauben, dass sie sich alle irren, dass es sich um ein großes Missverständnis handelt. Das unwahrscheinliche Dementi kam jedoch niemals. CNN gab schließlich aus offiziellen Quellen Michael Jacksons Tod bekannt.
In der folgenden Sekunde schwappte eine neue Anrufwelle auf das Büro zu. Dieses Mal wollten die Medien Reaktionen festhalten. Die Journalisten von Europe 1 waren die ersten die angerufen haben. Sie wollten wissen, was der Michael Jackson Fanclub empfinden würde. Was wir empfinden würden... ? Wir waren geschockt, benommen von einer nicht verkraftbaren Nachricht, die über uns hereinbrach. Und wir waren traurig. Soviel dazu, was wir empfunden haben. Doch es gab nichts, was wir einem Radio- oder TV-Sender zu sagen hätten. Dieser arme Journalist tat mir leid, dessen Aufgabe es war, mir billig ein paar Statements abzuluchsen. Aber ich hatte eben nichts zu sagen. Keine Reaktion. Und jetzt lassen Sie mich bitte in Ruhe.
Wir waren traurig. Einfach traurig. Genauso wie wenn man jemanden verliert, den man geliebt hat. Und wie es unzählige Kundgebungen ab dem nächsten Tag beweisen sollten, ging es nicht nur uns so.
Im Büro von Captain Eo Productions hatte der Tod von Michael Jackson eine besondere Bedeutung in jener Nacht. Wie Millionen Fans in aller Welt, haben wir gerade einen Teil von uns verloren. Und während wir langsam begannen, das Endgültigkeit dieses Verlustes zu begreifen, haben wir verstanden, dass der Tag morgen in der Tat ein anderer sein würde, ein Tag ohne Michael Jackson, ohne den unbesiegbaren Held unserer Jugend, den Rekordbrecher, den der Rassenhindernisse überwunden hatte, den Künstler, der uns dazu gebracht hatte, Musik zu lieben, denjenigen der uns beigebracht hatte, den Wert von Perfektion zu schätzen.
Michael Jackson, das waren bereits 25 Jahre unseres Lebens.


Übersetzung Seite 7: (Photo, kurzer Anmerkung rechts oben)

Im Februar 2005, ein paar Tage vor Beginn des Arvizo-Prozesses, posiert Michael für den Photographen Jonathan Exley auf den Hügeln von Neverland.


Übersetzung Seite 9:

Thriller

Wir waren 12 Jahre alt, Julien und ich, als wir in den Kessel gefallen sind. Der Kessel hieß Thriller und wir sind dort regelrecht abgetaucht. Wie Dutzende Millionen von Fans überall auf der Welt, hatten wir unseren Held gefunden. Der perfekte Michael Jackson und seine musikalischen Spitzenleistungen, seine Tanzschritte, die nicht von dieser Welt waren, und sein einzigartiges Aussehen.
Das Thriller-Album ist die erste Platte die ich von meinem Taschengeld gekauft habe. Es war in Wirklichkeit sogar eine Kassette. Und an dem Tag, an dem das Band gerissen war, bedingt durch wiederholtes Anhören von Teilen davon auf meinem Hitachi-Kassettenrekorder, bin ich stolz losgegangen, um es mir nochmal zu kaufen. Mit Thriller haben wir die Musik entdeckt. In diesen goldenen Jahren, in denen die größten Namen im Pop-, Soul- und Rockgeschäft sich mit Hilfe von Megahits die Plätze in den zu begrenzten Hot 100 erstritten, gelangten wir wieder an den Hof des King. Es war der kreative Überfluss der eighties und Michael Jackson besetzte den Gipfel der Showbiz-Pyramide. Sein Triumph war ihm nicht auf dem Tablett serviert worden, den hatte er sich hart erarbeitet, in einer Zeit, in der man keinen weiteren Neger wie ihn mehr wollte. Michael Jackson hat das Rassenhindernis zersprengt, das bereits Sammy Davis, James Brown oder Sydney Poitier hatten beseitigen wollen. Er war der beliebteste Künstler in der Geschichte geworden, und herrschte in Alleinstellung über die reichste Periode, die die Popindustrie jemals kannte. Michael Jackson war der Gigant der Giganten. Seine Konsekration hat er nicht mitten in der künstlerischen Wüste bekommen, wie derjenige dem wie seit mehr als fünfzehn Jahren begegnen, der Chorsängerinnen vergöttert, die Sängerinnen geworden sind, oder von anderen komponierte Schlager-Sampler. Als Michael Jackson die erste Podiumsstufe bestieg und in den Charts die besten Plätze abräumte, ebenso wie die besten Trophäen in den Galas, waren seine Rivalen bereits Legenden oder Künstler die im Begriff waren, es zu werden. Wenn die weniger bedrohlichen Konkurrenten Prince, Whitney Houston, U2 oder Madonna heißen, der Wettbewerb ist hart... Durch diese gesegnete Fügung der Musikgeschichte wurde Michael Jackson der Größte. Der König der Plattenindustrie.
Wir waren zwölf Jahre alt und Michael Jackson wurde zu unserer Religion.
In unserer kleinen Stadt Eaubonne, am Stadtrand von Paris, waren Julien und ich wie die meisten Teenager in dieser Zeit fasziniert von diesem umwerfenden Sänger, der die Steinplatten vom Gehweg zum Leuchten brachte und mit den Gangs von L.A. tanzte.


Übersetzung Seite 10:

Alle Mädchen waren verknallt in ihn und alle Jungs wollten so sein wie er. Das war das erste Mal in der Geschichte, dass so viele Schwarze sich mit einem Schwarzen identifizierten.
In der erschütternden Ansprache, die Révérend Al Sharpton am 7. Juli 2009 gehalten hat, erinnerte er an den politischen und sozialen Einfluss, den Michael Jackson auf die amerikanische Gesellschaft ausübte. Seine Analyse ist keineswegs überzogen, wenn er dem Sänger bescheinigt, einen Verdienstanteil am Sieg von Barrack Obama bei den letzten Präsidentschaftswahlen zu haben. Selbst wenn diese Tatsache in den letzten Jahrzehnten seines Lebens nicht ganz so gut zu erkennen war, Michael Jackson war einer der besten Anwälte für Rassengleichheit in der Welt. Sein spektakulärer Erfolg hat nicht nur den Sender MTV, der sich weigerte Videos von schwarzen Künstlern zu senden, veranlasst, seine Politik zu ändern; er hat vor allem die Gesellschaft neu gestaltet, indem er die Mentalitäten einer ganzen Generation von Jugendlichen verändert hat. Jugendliche, die sich 20 Jahre später als fähig erweisen würden, über die Kandidatur eines Schwarzen zum Präsidenten der Vereinigten Staaten nachzudenken.
Wie dem auch sei, für uns Jugendliche, die wir damals waren, ohne Internet, ohne Kabelfernsehen, ja selbst ohne Videorekorder, war Michael Jackson 1983 beinahe eine Fata Morgana für uns. Jeder Auftritt von ihm hat uns überrascht. Man sprach ständig über ihn, aber niemand schien ihn wirklich zu kennen oder sich ihm jemals genähert zu haben. Er verkörperte ein authentisches Mysterium. Neuigkeiten sein Leben betreffend sickerten lediglich durch. Er würde eine Tournee mit seinen Brüdern machen. Es würde die Letzte sein. Vielleicht würde sie in Europa Station machen. Alles um Michael Jackson herum war faszinierend. Und wenn dieses Gefühl in uns beeindruckbaren Jugendlichen, die wie waren, zehn mal so stark war, dann konnte er die gesamte Bevölkerung berühren. Michael Jackson war niemandem egal. Das ist eine Tatsache, die man immer wieder im Laufe seiner Karriere wiederholen konnte, doch früher war dieses über die gesamte Welt, von einem bis zum anderen Ende des Planeten, verbreitete Empfinden eine Faszination, eine einstimmige Entzückung. Es war somit nichts Originelles, im Jahre 1983 ein Michael Jackson - Fan zu sein. Es war sogar das Banalste überhaupt.
Natürlich, nachdem er in der ersten Hälfte der 80er Jahre den ersten Platz in der Weltaktualität eingenommen hatte, begann Michael Jackson unter der Rückseite der Medaille hinsichtlich der medialen Überdosis, die ihn vergöttert hatte, zu leiden. Nach und nach setzte eine natürliche Entwicklung ein - das Publikum war übersättigt mit dem Phänomen Jackson. Der Planet hatte Thriller mehr als zwei Jahre lang morgens, mittags und abends konsumiert. Es war Zeit, zu etwas anderem überzugehen. Michael selbst hat es gut begriffen. Er hatte dies sogar vorhergesehen, als er sich ab seinem Weggang rar machte, da er fürchtete, dass die Überbelichtung und die schnelle Übermüdung sich beim Publikum bemerkbar machen würde. Nach We Are The World, im Februar 1985, seinem letzten großen öffentlichen Auftritt, zog er sich völlig zurück, und es wurde still um ihn.
Für die große Öffentlichkeit war Michael Jackson weg. Zumindest bis auf weiteres. Doch für einige unbeirrte Gallier ging der Kampf weiter. Einige hatten sich Michael Jackson besser eingeprägt als andere. Ich und Julien, wir gehörten zu diesen Bekloppten. Christophe Boulmé, ein paar Dutzend Kilometer von hier, ging es genauso, auch wenn wir ihn damals noch nicht kannten. Nach dem Ende von Thriller haben wir damit begonnen, entschlossen auf das nächste Kapitel zu warten. In der Überzeugung, dass es bald soweit sein würde, und es sich um das zwölfte Weltwunder handeln würde...


Übersetzung Seite 13:

Bad

Nachdem wir buchstäblich Jahre damit verbracht hatten, auf den Nachfolger von Thriller zu warten, wobei wir ihn uns von Tag zu Tag großartiger vorgestellt hatten, legten wir die Latte für Bad sehr hoch. Wir erwarteten nichts anderes als ein absolutes Meisterwerk. Unser Pop-Superheld war dazu absolut fähig. Es gab überhaupt keinen Zweifel daran... Dieser Druck, Michael Jackson brauchte uns dazu nicht, um jenen auf sich zu nehmen. Noch ein Gebiet, auf dem er glänzte. Im Badezimmer der Jacksons-Villa in Encino hatte er auf den Spiegel die Zahl "100 Millionen" aufgeschrieben, das Verkaufsziel, das er sich für Bad setzte. Später einmal würde er es leugnen, dieses jemals getan zu haben. Doch es war dennoch die Realität. Michael wollte, dass Bad Thriller übertrifft. Das war viel. Und er tat alles dafür, um dies zu erreichen. Natürlich war das unmöglich. Der Blitz schlägt niemals zweimal an demselben Ort ein. Michael dachte stets, dass er dabei ist, immer größer zu werden, und dies war gewissermaßen auch der Fall. Doch wie auch immer er seine Musik, seine Videos oder Bühnenauftritte noch so sehr voller Hoffnung verbessern wollte, all das konnte Thriller nicht übertreffen – oder gar Thriller gleichkommen. Michael Jackson hat seinen Zenith 1982 erreicht, als er das perfekte Album abgemixt und die perfekten Clips abgedreht hat. Es war alles gesagt. Auch seine unzähligen Geniestreiche, die später kamen, würden daran nichts ändern. Wenn man an seinem Meisterwerk feilt, hat man eben manchmal Glück, und Michaels Glück war vorbei. Die Planeten hatten sich aneinandergereiht, das Universum hatte sich milde gezeigt: Das beste Popalbum in der Geschichte war erschienen. Dennoch liegt es nicht in der Natur eines Künstlers wie Michael Jackson, aufzugeben. Stets unzufrieden, war er immer der Ansicht, es besser machen zu können. Immer besser. Und genau diese, ja fast schon krankhafte Beharrlichkeit war es, die ihn dorthin geführt hatte, wo er war. Das ständige Hinterfragen führte dazu, dass er sich selbst untreu wurde. Michael hat sich Bad somit mit Leib und Seele verschrieben, indem er alles in Bewegung setzte, um es zu einem noch größeren Erfolg zu machen als Thriller. Als im Juli 1987 die erste Single in den Radios landete, waren wir 16 Jahre alt. Ich erinnere mich, dass wir sie regelrecht religiös auf einem kleinen Radio in Juliens Zimmer hörten. Der Song hieß selbstverständlich I Just Can't Stop Loving You... und wir waren überhaupt nicht beeindruckt davon! Wir hatten auf eine donnernde Rückkehr gewartet, auf ein Billie Jean aus Eisenbeton, und man hat uns eine schöne Ballade serviert. Was Michael anbetrifft, den wir seit Jahren nicht gesehen hatten, so haben uns die beiden Photos, die auf dem Cover zu sehen waren, perplex gemacht. Auf der Vorderseite des Covers sah man ihn kaum, und auf dem kleinen Schwarzweiß-Bild auf der Rückseite war er nicht zu erkennen. Und er sah aus wie ein Mädchen... wir waren zumindest destabilisiert. Auf alle Fälle enttäuscht von diesem doch ruhigen Comeback, von dem wir so nichts mehr erwarteten.
Wir hatten natürlich die von Michael und CBS ausgetüftelte Marketingstrategie, die dahinter steckte, kaum begriffen, und die gerade erst begann. Langsam aber sicher begann die Maschine zu laufen. Aus Aberglaube wollte Michael ein Duo als erste Single veröffentlichen, wie zuvor bei Thriller. Ein langsamer Song und ohne Video, wie zuvor bei Thriller. Es sprang kein Funke über, aber das war Absicht.
I Just Can’t Stop Loving You wurde schließlich zu einem internationalen Erfolg, vermutlich aber nicht ganz so erfolgreich wie Michael es sich vorgestellt hatte. Der Titel hat den ersten Platz in den amerikanischen Hot 100 nicht geschafft, und konnte ebenso die seit Jahren eingeschlafene Jacksonmania nicht wieder erwecken. Man müsste dafür noch etwas warten.
Durch glücklichen Zufall fuhren Julien und ich in jenem Sommer für einen Monat nach Kalifornien, um Ferien zu machen. Lange geplant, wurde es zu einem schönen Aufenthalt.
Es gab viele Überraschungen, angefangen mit dem Tag, als wir zufällig auf ein Werbeposter fürs Bad-Album in den Regalen eines Plattenladens gestoßen sind.
Um die riesige Bedeutung davon zu erfassen, muss man sich in die damalige Zeit versetzen. Kein Internet, kein Satellitenempfang, kein Kabelfernsehen. Es sickerte überhaupt keine Information durch. Wir hatten Michael seit fast zwei Jahren nicht gesehen. Zuletzt war er schwarz, hatte kurze Haare, einen leichten Schnauzbart, und schminkte sich kaum. Niemand hatte jemals von seinem neuen Aussehen gesprochen oder gar ein Bild veröffentlicht. Eine Ausnahme war das Cover von I Just Can't Stop Loving You, das auch nicht viel zeigte, es gab keine Möglichkeit herauszufinden, wie er aussehen würde oder wie nicht. Und da sind wir also, in den Gängen dieses Plattenladens und stolpern plötzlich über dieses riesige Werbeplakat fürs Bad-Album... Was für ein Schock.
Das besagte Poster enthielt das berühmte Photo von Michael im Stehen, in seinem Bad-Kostüm, von vorne, die Fäuste fest am Körper entlang. Mit offenem Mund erstarrten wir vor diesem Bild. War das wirklich er? Es war ein faszinierender Anblick, der aber auch total verwirrte. Das war nicht die Person die wir kannten. Sein Gesicht hat sich sehr verändert. Dieser neue Michael Jackson war androgyn. Auch war er viel weißer als früher. Und stark geschminkt. Seine Haare waren lang. Sein Outfit sollte Männlichkeit vortäuschen, stand aber im Kontrast zu seinen sichtbar femininen Gesichtszügen. Dieses Poster hat uns total perplex gemacht. Nachdem wir längere Zeit dieses spektakuläre Plakat betrachtet hatten – und vergeblich versucht hatten, es zu kaufen -, begannen wir zu verstehen, dass Michael Jacksons Rückkehr nun doch nicht so friedlich sein würde, wie wir noch angesichts der ersten Single befürchteten...
Absolut selbstverständlich, dass wir den Rest des Tages damit verbrachten, über diesen neuen Look zu diskutieren und mit dem früheren zu vergleichen. Wir hatten es so geschluckt, es schien von Stunde zu Stunde immer mehr annehmbar. Nur wenige Tage später haben wir ihn dennoch nicht ganz akzeptiert, als umständebedingt uns ein Dokument in die Hände fiel, das uns den Rest unserer Ferien verderben sollte.


Übersetzung Seite 15:

Als wir gerade in einem der größten Plattenläden in San Diego waren, traute sich eine kleine Französin, mit der wir unterwegs waren, und die um unser Interesse am neuen King Of Pop wusste, eine Mappe zu klauen, die den Titel "Michael Jackson – Bad" trug, und hinter der Ladentheke herumlag. Sie war einfach hinter den Kassen vorbeigegangen und hatte den kleinen Diebstahl vor den Augen der Mitarbeiter begangen. Sie dachte sich wohl, dass das uns interessieren würde. Man wird wohl einsehen, dass solch eine großzügige Handlung, selbst wenn sie ein wenig illegal ist, nicht wirklich unter Straftaten fällt...
Als sie uns das besagte Dokument überreicht hat, waren wir erneut total baff.
Es handelte sich um das Dossier bezüglich der Vorbestellungen des Bad-Albums, gedacht für Großhändler und Großvertriebe. Klar, im Internetzeitalter erscheint einem so ein Dokument recht uninteressant, in einer Zeit wo es normal ist, sich gar etwas derart Vertrauliches durchzulesen wie einen Autopsiebericht. Doch 1987 war das für uns der Hammer.
Wir hielten eine kurze Präsentation des neuen Michael Jackson – Albums in den Händen,
ca. 3 Wochen vor dessen weltweitem Erscheinen. Auf dem Deckblatt das Cover vom Bad-Album. Innen dessen Formate – Kassette sowie CD. Ausgebreitet vor unseren verblüfften Fanaugen die visuelle Identität vom neuen Michael Jackson. Und als ultimativer Bonus – die komplette Songliste vom Album: elf Titel die dafür sorgten, dass wir gedanklich nur noch um die Platte kreisten – bis zu ihrem Erscheinen. Michael hat den Titeln seiner Songs stets eine große Bedeutung beigemessen. Doch bei Bad wurde daraus geradezu eine Kunstdisziplin. Man braucht sich lediglich anzusehen, wo das Talent dieses Künstlers überall erkennbar ist, jenseits jeglicher Norm. Michael benannte jeden Song so, dass schon allein der jeweilige Titel einen Trommelwirbel erzeugte: meine Damen und Herren... Speed Demon! Dirty Diana! Liberian Girl! Smooth Criminal! Man In The Mirror! Vom Titel des Albums selbst ganz zu schweigen: BAD.
Die Kulisse stand. Michael Jacksons Comeback gewann endlich ordentlich an Tempo.
In Disneyland entdeckten wir Captain Eo, wo der Film seit etwa einem Jahr lief, dies hat uns beruhigt bis zum Erscheinen von Bad. Wir kehrten am 1. September nach Frankreich zurück, es war das Erscheinungsdatum des Albums in Europa, gerade rechtzeitig um uns am Tag X in die Fnac zu beeilen und die Galette vom König abzusahnen. Wir kauften das Album in „Fnac des Halles“, wobei wir uns bis an die Kasse die Ohren zuhielten, um die neuen Songs, die aus den Lautsprechern des Ladens dröhnten, nicht zu hören. Wir haben nicht 3 Jahre lang auf das Erscheinen dieses Album gewartet, um es unter diesen Bedingungen zu hören. Wir rannten so schnell wir konnten aus dem Laden und hielten uns dabei die Hände fest an die Ohren... solche Fans waren wir.
Und genau solche Fans waren wir auch während der gesamten Bad-Zeit, von 87 bis 89. Die dem Erscheinen von neuen Singles auflauerten, die seltene Platten sammelten, Videoaufnahmen mit Fans aus der ganzen Welt tauschten. Es gab damals wenige Dinge an die man herankommen konnte, und letzteres war auch noch sehr schwer.
Es hat uns in diesen Jahren sehr frustriert gemacht, vergeblich Infos oder Bilder zu suchen, und dies führte dazu, dass wir immer mehr Lust darauf bekamen, etwas zu erschaffen, was später mal Black & White werden würde. Die Bad-Zeit war also die Zeit von uns – die der Megafans. Wir waren vor Michaels Hotel – Le Crillon, als er mit der Bad-Tour nach Paris gekommen ist. Wir verbrachten einen Nachmittag unter seinen Fenstern, sahen ein Stück von seiner Hand, die sich hinter dem Fenster seiner Hotelsuite bewegte. Und dann fuhren wir wieder zu uns. Für zwei Groschen nicht mehr frustriert. 1988 trafen die Fans Michael Jackson nicht. Die Rollen waren klar verteilt: die Fans draußen, der King drinnen. Wir hatten nicht die Vorstellungskraft oder den Mut, welche die Fans einige Jahre später an den Tag legen würden, um zu versuchen, sich ihrem Idol zu nähern. Um am ersten Pariser Konzert der Bad-Tour teilzunehmen, wussten wir auch keinen Trick, um uns ins Stadion vor der Öffnung der Tore für die breite Masse reinzuschleichen, wie es später die raffiniertesten Anhänger des King machen würden. Julien und ich kamen um 6 Uhr morgens vor dem Parc des Princes an, am 27. Juni 1988, voll entschlossen, einen Platz in der ersten Reihe zu bekommen. An jenem Morgen gab es nur etwa fünfzehn Fans vor den Toren. Einige hatten die Nacht draußen verbracht. Das war wohl eines der letzten Male, dass solch eine kleine Gruppe am frühen Morgen sich vor einem Stadion versammelt wiederfand, um Michael Jackson zu sehen. Paar Jahre später sollte die kleinste Reise des King Hunderte von Fans in egal welche Stadt der Welt anschwemmen, Tag und Nacht. Doch 1988, ohne Internet, ohne einen Fanclub, ohne ein offizielles Magazin, lebten die Fans ihre Leidenschaft bei sich.

(Bemerkung oben rechts auf dem Photo unten:)

Wenige Augenblicke bevor er auf die Bühne steigt, amüsiert sich Michael, indem er so tut als würde er rauchen. Die Zigarette gehört seinem Manager, Frank Dileo.
[Yokohama, Japan, 27. September 1987]


Übersetzung Seite 17:

Fanclub

Die Promo vom Bad-Album ging ebenso leise zu Ende, wie sie begonnen hatte, mit einer letzten Single, Liberian Girl. Vorhang zu. Nach 3 Jahren intensiver Promo, sieben Singles, sechs Videos, einem Film, einer Autobiographie, und einer gigantischen Welttour, verschwand Michael Jackson von heute auf morgen aus dem Tagesgeschehen. Bad war ein bombastischer Erfolg gewesen, und wurde sogar – provisorisch – das zweitbestverkaufte Album in der Plattengeschichte. Der künftige King of Pop hatte sich eine ausgleichende Ruhe verdient.
Doch den Fans stand eine neue Dürrezeit bevor. Und auch wenn Janet – stets in Bereitschaft - ein wenig die Lücke schließen konnte, war die Musikszene total lasch. Genau in dieser Talsohle haben Julien und ich beschlossen, einen Fanclub zu gründen. Wir haben einen gemeinnützigen Verein aufgebaut, den wir Captain Eo Productions genannt haben. Der erste französische Michael Jackson – Fanclub war geboren... Als Geschäftssitz fungierte mein Schlafzimmer und seine zwei Betreiber hatten fast ihr Abi.
Unsere Anfänge waren sehr bescheiden. Unsere geringen Einnahmen erzeugten wir durch den Verkauf von Michael Jackson - Sammlerartikeln, die wir in England kauften und anschließend den Fanclubmitgliedern anboten. Die Gewinne daraus sollten eigentlich dem Ausbau des Unternehmens dienen. Diese Sache war richtiges Handwerk, das wir jedoch mit mehr Begeisterung ausübten als viele größere Projekte, die wir später noch machen würden. Ich kann mich erinnern, wie wir etwa in London oder Birmingham Plattenbörsen abklapperten, und anschließend unsere Taschen vor lauter Collectors zu reißen drohten...
Mit dem Verkauf von eben diesen Platten und anderen offiziellen Produkten haben wir die Herstellung der ersten Newsletter unseres Fanclubs finanziert. Und was für Newsletter!
Erstellt von völlig inkompetenten Amateuranfängern mit einem Atari 520 ST – PC als einziges Informatikwerkzeug. Wir erstellten Newsletter aus der Höhle...
Es muss in dieser Zeit gewesen sein, als ein gewisser Christophe Boulmé sich mit uns in Verbindung gesetzt hat. Dieser Herr behauptete, Grafiker zu sein, und bot an, uns bei eventuellen Michael Jackson – Projekten behilflich zu sein. Das war ein netter Vorschlag, den wir aber nicht wirklich ernst genommen haben, und ihn hinauskomplimentiert haben... Ein paar Tage später bekamen wir Post von demselben Christophe Boulmé. Es war ein schlichtes Blatt, ein Schwarzweiß-Druck mit einer Illustration und ein wenig Text. Darauf abgebildet war Michaels nackter Oberkörper. Eine prachtvolle Bleistiftzeichnung. Der kleine Text war eine Einleidung zur Zusammenarbeit an einem Projekt rund um Michael Jackson. Dieser Brief war der Anfang vom Black & White – Abenteuer.
So haben wir Christophe kennengelernt. Er war ein paar Jahre älter als wir, war aber bereits professioneller Grafiker. Die Idee von unserem Fanclub hatte ihn interessiert und er unterbreitete uns das großzügige Angebot, uns zu unterstützten. Gratis. Aus Spaß und um eine gemeinsame Leidenschaft zu teilen.
Diese Begegnung hat uns zum Nachdenken gebracht.
Seit einigen Jahren hat ein englischer Fan von Michael ein kleines Schwarzweiß-Magazin, das sich Off The Wall nannte, herausgegeben. Es war schwer, es sich zu besorgen, da es nur in bestimmten Plattenläden in London verkauft worden war. Es war zwar nicht besonders toll, da es aber die einzige Zeitschrift war, die komplett Michael Jackson gewidmet war, verpassten wir keine einzige Ausgabe. Als wir uns in dieses Fanclub-Abenteuer stürzten, war es stets unser Ziel, es möglich zu machen, eines Tages ein Magazin zu veröffentlichen, das komplett Michael Jackson gewidmet war. Es war nach dem Treffen mit Christophe Boulmé, als wir das Gefühl hatten, schließlich bereit zu sein, zu versuchen, die neue Erfahrung zu machen. Doch in Wirklichkeit war es weder soweit noch waren wir bereit. Doch mit der Arroganz gepaart mit dem Tatendrang, haben wir uns mit gesenkten Köpfen in das Abenteuer gestürzt. Kurze Zeit später nach dem Treffen mit Christophe, teilten wir ihm mit, dass wir die Absicht hatten, ein echtes Magazin zu machen, das komplett Michael Jackson gewidmet war, und es in ganz Frankreich über den Zeitschriftenhandel zu vertreiben... Ganz einfach...
Hinter dem Projekt steckte eine gute Mischung aus Unwissenheit und Wagemut. Wir hatten keinerlei professionelle Erfahrung, keine Ahnung von der Presse, und zur Krönung des Ganzen keine finanziellen Mittel. Dafür sprühten wir vor Geist. Den brauchte man, um an ein solches Projekt zu glauben. Das war es wohl, was Christophe überzeugte, sich mit uns in
dieses verrückte Abenteuer zu begeben.

Black & White

Im Mai 1991, machten wir uns also an die Arbeit. Im wahrsten Sinne. Um das nötige Geld für den Start unseres künftigen Unternehmens zusammenzukratzen, nahmen Julien und ich sämtliche Jobs an, die man uns angeboten hat. Und das waren nicht gerade die edelsten: nachts am Fließband in einer Plastikfabrik zu arbeiten, Fisch oder Käse zu verkaufen, faule Birnen aufsammeln, Bühnen aufbauen, Paletten beladen, Verzeichnisse alphabetisch sortieren, Gehsteige pflastern... ich komme dort raus und es wird besser.
Nach ein paar Monaten in diesem Regime, hatten wir gerade genug Geld zusammen, um eine kleine Gesellschaft gründen zu können.
Zur selben Zeit haben wir ebenso damit begonnen, darüber nachzudenken, welchen Namen wir diesem künftigen, voll und ganz Michael Jackson gewidmeten Magazin geben würden.
Die ersten Gerüchte das Dangerous Album betreffend kamen auf. Drei Songtitel waren in gut informierten Fankreisen im Umlauf: Black And White, Heal The World sowie It Doesn’t Really Matter (provisorischer Titel für Who Is It). Unsere Wahl fiel auf den ersten der drei.
Und als wir einige Zeit später erfahren haben, dass der richtige Name dieses Stückes Black Or White war, behielten wir trotzdem im Nu das „and“.
Die Monate bis zum Erscheinen der ersten Ausgabe des Magazins waren geprägt von einer Reihe von Enttäuschungen und Fallen. Ich erinnere mich an das erste Treffen mit Sony Music Frankreich, als wir gekommen sind, um unser Magazinprojekt vorzustellen und der damalige Verantwortliche uns all das aufgezählt hat, was wir nicht tun durften. Zunächst einmal hatte er Zweifel, ob wir das Recht hatten, den Namen „Captain Eo“ als Aushängeschild zu verwenden. Ebenso was die Photos anbelangte, die wir drucken wollten: sie waren alle geschützt. Auch durfte man nicht auf ihre Hilfe zählen, was Material anbelangte. Er hatte uns nichts zu geben.
Nach der Ermutigung von Sony Music, wandten wir uns an NMPP, der wichtigste Pressevertrieb in Frankreich. Wir stellten unser Projekt einem Verantwortlichen vor, der uns schlicht mitteilte, dass er nicht glaube, dass es für ein ausschließlich Michael Jackson gewidmetes Magazin einen Markt gäbe. Er empfahl uns, uns anderweitig umzusehen oder mit einem Projekt, das mehr Hand und Fuß hat, wiederzukommen. (Wir haben ihn angehört, und fanden bei der Konkurrenz mehr Resonanz)
Auch mussten wir eine Druckerei finden, um das Magazin zu realisieren, letztlich ein schwieriges Unterfangen für jemanden, der weder Geld hat, noch die Garantie, dass sich das auch lohnen wird. Sehr unsicher für unser kleines Unternehmen wurde es übrigens, als wir die ersten Kostenvoranschläge von den Druckereien erhielten. Es ging eindeutig um Summen, die wir nicht hatten. Unsere gesamte Strategie basierte darauf, die Druckerei nachher mit den erzielten Verkaufserlösen zu bezahlen – wenn alles klappen würde. Nicht unbedingt die beste Ausgangslage...


Übersetzung Seite 18:

Doch schließlich fanden wir eine Druckerei, die bereit war, sich auf diese Wette einzulassen. Und so erblickte die erste Ausgabe der Black & White das Tageslicht.
Damit das Budget nicht explodierte, dachten wir an ein Magazin im Riesenposterformat. Einerseits ein großes Bild, andererseits Artikel. So war es am wirtschaftlichsten. Doch wir waren sehr stolz auf das Resultat... In Wirklichkeit waren wir jedoch nur ein wenig in der Presse, etwa so wie der Bengel, der Makkaroniketten produziert, und sich wie im Juwelierladen fühlt. Wir hatten also zu tun... Doch stets ausgestattet mit unserer jugendlichen Arglosigkeit, kannte unsere Begeisterung an diesem Tag im Januar 1992, als das Magazin in ganz Frankreich in den Verkauf ging, keine Grenzen. Die Auflage betrug 20 000 Exemplare. Eine ganz ordentliche Zahl für eine Veröffentlichung dieser Art. Das Magazin erschien alle 3 Monate und kostete 15 Franc (2,1 Euro). Wir hatten geschätzt, anhand der Informationen die wir zusammengetragen hatten, dass es denkbar war, von der Erstauflage 50% zu verkaufen, d.h. etwa 10 000 Exemplare. Somit fielen wir aus allen Wolken als wir erfahren haben, dass unser prächtiges, weltweit einmaliges Magazin nur 4 000 Stück abgesetzt hatte... Das war nicht genug, um unsere Schulden zu bezahlen. Es reichte nicht ganz. Diese schlechte Nachricht hat uns dennoch nicht davon abgebracht, eine zweite Ausgabe herauszubringen. Davon überzeugt, dass es nötig war, das Konzept des Magazins nochmal zu überprüfen, haben wir es komplett überarbeitet. Es war vorher nicht kompakt genug, hatte zu wenig Photos, und zu wenige Artikel. Wir entwickelten somit ein mehr traditionelles Magazin, mit 32 Seiten. Davon überzeugt, dass die erste Ausgabe floppte, weil sie nicht gut genug war (womit wir gar nicht so falsch lagen), beschlossen wir also das Rad neu anzuwerfen, und uns eine zweite Chance zu geben. Alles oder nichts. Die zweite Ausgabe der Black & White erschien im April 1992. In dem Glauben, dass die bescheidene Auflage der ersten Ausgabe in den vollgestopften Regalen der Zeitschriftenhändler untergegangen war, beschlossen wir, die Auflage ein wenig zu erhöhen. Aus 20 000 Exemplaren haben wir 30 000 gemacht. Der Preis wurde auch erhöht, auf 32 Franc das Stück. Drei Monate später das gleiche knallharte Urteil wie beim ersten Mal: 6 000 Exemplare. Vulgär ausgedrückt: beschissen. Die Situation war relativ schlecht. Wenn wir etwas mehr Hirnschmalz gehabt hätten, hätten wir hingeschmissen und unser Studium wieder aufgenommen, das wir obendrein dafür unterbrochen hatten! Wir waren jedoch eine derartige Bande von unverbesserlichen Sturköpfen, dass wir es ein drittes Mal versuchen wollten, ein aller-aller-letztes Mal, und danach sollte es das gewesen sein, dann aber wirklich. Alles oder nichts oder: aller guten Dinge sind drei. Während wir dabei waren, erneut alles umzuwerfen, wurden die Konzertdaten der Dangerous Tour bekannt gegeben. Der King Of Pop sollte am 13. September 1992 in Frankreich sein. Das war die Gelegenheit und wir setzten diesbezüglich alles auf eine Karte. Im Leben gilt: friss oder Du wirst gefressen, ich bitte um Captain Eo Productions...

Dangerous Tour

Wir machten uns also an die Arbeit an der dritten Ausgabe von Black & White. Eines der Hauptprobleme mit denen wir konfrontiert waren, betraf die Photos von Michael. Angefangen damit, dass nur wenige unveröffentlichte erhältlich waren und dazu sehr teuer. Wir hatten nicht ansatzweise die Mittel, eine Ausgabe mit solchen zu füllen. Wir konnten uns kaum eines leisten. Um dieses Problem zu lösen, dachten wir an folgende Lösung: unsere eigenen Photos von Michael während der Dangerous Tour zu machen, und diese einfach fürs Magazin zu verwenden. Das Hauptproblem dabei: die Chancen für uns, einen Photoausweis zu ergattern, um Michael auf der Bühne zu photographieren, waren sehr gering.
Die Dangerous Tour sollte das Ereignis des Sommers werden: Sony Music war überschwemmt mit Anfragen von Photographen aus sämtlichen europäischen Ländern. Darüber hinaus, wenn wir eine Ausgabe der Black & White im September herausbringen wollten, während die Tour in Frankreich Station machte, musste man natürlich schon viel früher Photos machen, und demzufolge in einem anderen Land. Da wir mit einer Unterstützung von Seiten von Sony Music Frankreich nicht rechnen konnten, die sich um Wichtigeres zu kümmern hatten, machten wir uns auf die Suche nach einem Datum, um unser Glück zu versuchen. Rotterdam war logischerweise die beste Wahl. Dies war die zweite Station der Tournee, und zwei Schritte von Paris entfernt. Ganz offensichtlich waren wir an einem Punkt in unserem Black & White Abenteuer angekommen, wo es das Glück noch nicht gut mit uns gemeint hatte. Wenn nicht bald ein neuer Wind wehen würde, würden wir an dieser Stelle ganz schnell das Kapitel erörtern, das man für gewöhnlich „the end of the haricots“ nennt.
Zu unserem Glück, wehte schließlich ein neuer Wind. Er begann so stark zu wehen, wie die Ventilatoren von Earth Song, machte unsere Entscheidungen zu Geniestreichen und all unsere Anstrengungen zu Riesenerfolgen. Unser erster Glücksfall war der Erhalt eines Photoausweises, um Michael auf der Bühne in Rotterdam zu fotografieren. Ich verstehe immer noch nicht so ganz, wie es genau dazu kam. Alles was ich weiß ist, dass dieses Kunststück nicht nur auf reines Glück zurückzuführen war. Es muss auch der Einsatz meines Vaters – Herrn Hans Hopman, gewürdigt werden. Seht, Hans ist Holländer. Was könnte es natürlicheres geben, als ihn darum zu bitten, seine Artgenossen bei Sony Music Holland anzurufen, und sämtliche erdenkliche Mittel einzusetzen, um sie dazu zu überreden, uns einen Photoausweis zu gewähren? Auch dafür sind doch letztlich die Eltern da. Nach einem längeren Gespräch mit jemandem namens Joos, holländischer, mit Michael Jackson betrauter Marketing-Verantwortlicher, ergatterte Hans Hopman einen Photoausweis für uns. Ich habe nie genau gewusst, wie er es ausgeklügelt hat, ob er uns als kranke Kinder hingestellt hatte, oder ob er versprochen hatte, ganz Sony Holland auf die Kartoffelparty einzuladen, doch nach diesem Gespräch, waren wir auf der Photographenliste für das Konzert vom 2. Juni 1992 in Rotterdam. Glückstreffer number one. Christophe Boulmé hat also diesen berühmten Photoausweis aufgebrummt bekommen, um den King Of Pop live abzuschießen.

[Rotterdam, Niederlande, 30. Juni 1992] (Text auf Photo rechts unten)

Text links unten, Seite 19:

Michael hat sich sofort in diese Illustration von Christophe Boulmé verliebt. Da sie Anfang 1992 in der Black & White erschienen ist, wurde sie komplett von Hand gefertigt. Früher gab es kein Photoshop, um sich die Arbeit zu erleichtern, wir hatten nicht die Mittel, um die Software zu kaufen!

Kurzer Text, Photo Seite 20:

[Rotterdam, Niederlande,
30. Juni 1992]


Übersetzung Seite 21:

Neben der Tatsache, dass er talentierter Grafiker war wie er im Buche steht, war Christophe Boulmé schon auch ein leidenschaftlicher Photograph. Doch nichts konnte ihn auf die Erfahrung vorbereiten, die er an jenem Tag machen sollte. Mit seinem eigenen, bescheidenen Photoapparat, gegenüber den übermäßig ausgestatteten Berufsphotographen, die sich mit dem unfairen, rücksichtslosen Gedrängel gut auskannten, fand er sich in einem absoluten Chaos wieder, mit dem Auftrag, einige perfekte Schnappschüsse hinzukriegen. Es ging hier um die Zukunft von Black & White.
Doch dann... ereignete sich etwas Verblüffendes. Das erste und einzige Mal auf der Dangerous-Tour begann das Konzert an helllichtem Tag, eine Viertelstunde vor Nachtanbruch. Das kam nie wieder vor. Doch die Folgen dieser kleinen, scheinbar harmlosen Anomalie, waren für uns von großer Bedeutung. Ganz einfach, Christophe hatte weder den richtigen Photofilm noch einen entsprechend geeigneten Photoapparat, um in der Nacht Photos zu machen. Die Qualität seiner Schnappschüsse wäre dürftig gewesen. Doch in diesem irrealen Licht der letzten Augenblicke vom Tag, gelang es Christophe, den Auftritt des King Of Pop in einer nicht gekannten Qualität festzuhalten. An jenem Tag hat er einige der besten Bilder der Dangerous Tour gemacht, die wir jemals zu sehen bekommen sollten.
Der dritte Glückstreffer, welcher aus dem naiven Denken zwei unerfahrener Geister entstand, und der Black & White vor dem Tod bewahrte, war aber auch gleichzeitig der am wenigsten ruhmvolle von allen. Immer noch in der Überzeugung, dass die bescheidenen Resultate von den ersten beiden Ausgaben der Black & White darauf zurückzuführen waren, dass das Magazin an den Zeitungsständen nicht sichtbar genug war, erschien es uns logisch, erneut die Auflage erhöhen zu müssen. Diesmal aber so richtig.
Die Auflage der zweite Ausgabe belief sich auf 30 000 Exemplare. Wir beschlossen, dass es bei der dritten Ausgabe 100 000 werden sollten. Angesichts von siebzehn Jahren, die wir in der Presse verbracht haben, können wir heute sagen, dass die Vorstellung, die Auflage zu steigern, um im Zeitschriftenhandel mehr aufzufallen, nicht wirklich richtig war. Doch 100 000 Stück waren einfach Unsinn. Durch glücklichen Zufall brachte diese absurde Entscheidung die Dinge dennoch zum Laufen. Man hat tatsächlich mehr Notiz von uns bekommen als vorher. Plötzlich entdeckten Scharen von Michael-Fans das Magazin, das seine endgültige Form gefunden hatte, zum Preis von 28 F, 4 Riesenposter inklusive. Diese dritte Ausgabe der Black & White hat 25 000 Exemplare verkauft. Das war ein echter Erfolg, trotz der riesigen Auflage. Endlich hatte die Maschinerie zu laufen begonnen. Black & White hatte sein Publikum gefunden.

(Anmerkungen in rot, unter den Magazinabbildungen rechts oben: )

Die ersten Ausgaben von Black & White erschienen in einer Zeit, als das P.A.O. (Periodicals Archives Online) noch in den Kinderschuhen steckte. Um das Cover zu machen, hat Christophe Boulmé einen Entwurf von Hand erstellt, mit Bleistift auf Papier! Wir hatten keinen Scanner und nur einen PC, den wir uns teilen mussten. Anfangs waren alle Artikel mit der Schreibmaschine getippt, daraufhin erneut auf dem Computer getippt. Andere Zeit, andere Arbeitsweise. Der erste Mac von Christophe hatte einen 20 MB Arbeitsspeicher. 30 000 weniger als der Rechner, auf dem er diese Ausgabe gemacht hat...

(handschriftliche Notiz rechts oben: )

Entwurf 80%

Kleiner Text auf dem Bild unten:

[Tokio, Japan, 31. Dezember 1992]


Übersetzung Seite 23:

Auf der Jagd nach Michael

Seit dem Beginn des Black & White – Abenteuers, haben Julien und ich nie wirklich an die Möglichkeit gedacht, Michael Jackson zu treffen. Auf jeden Fall war dies nicht eine Motivation, um den Fanclub oder das Magazin zu gründen. Früher wäre das sowieso nicht realistisch gewesen. Niemand hat Michael Jackson getroffen, von einer Hand voll Privilegierter abgesehen. Jedoch versuchten wir mehrmals, mit seinem Team in Kontakt zu treten, stets in der Hoffnung, eine Hilfestellung für das Magazin zu bekommen, Infos, unveröffentlichte Photos.
Der erste Versuch war zaghaft und ziemlich erfolglos. Wir stellten uns an der Rezeption von Michaels Hotel vor, in Rotterdam, am Tag nach dem Konzert, und baten darum, mit Bill Bray zu sprechen, der für Michaels Sicherheit zuständig war. Das war der einzige Name, den wir aus Michaels Umfeld kannten. Nach einigen Minuten Wartezeit, kam ein Bodyguard um uns zu sagen, dass Bill Bray nicht da sei, und dass man hier bleiben dürfe. Wir versuchten, ihm einen Stapel von Black & White Heften zu überreichen, und baten ihn darum, sie an Mister Bill Bray weiterzuleiten. Bevor er wieder auf sein Zimmer ging, gab der Hofhund sie dem Portier, dieser wiederum hat sie in eine Ecke gelegt. Dort liegen sie wahrscheinlich immer noch.
Unser zweiter Versuch, Michaels Team zu kontaktieren, war zwei Monate später, in Paris, einen Tag vor dem Konzert im Hippodrome de Vincennes Stadion. Michael wohnte im Plazza Athenée Hotel, und wir waren entschlossen, Exemplare der Black & White jemandem aus seinem Team persönlich auszuhändigen. Wir warteten stundenlang in der Eingangshalle seines Palastes, lauerten auf jemanden aus seinem Staff. Als schließlich Bill Bray durch die Halle ging, umgeben von drei fetten Bodyguards, stürzte Julien sich schreiend auf ihn "Mister Bill Bray! Mister Bill Bray!" Der alte Bill hielt kaum an, als er über seine Schulter schaute, was man von ihm wollte.Wir hielten ihm das Magazin vors Gesicht, brabbelten irgendwelche Erklärungen, doch seine Assistenten wimmelten uns ab. Wir kehrten zurück in die Halle, um uns hinzusetzen, verärgert, und warteten noch ein wenig. Der Nachmittag neigte sich dem Ende zu und war besonders unproduktiv. Dann wohnten wir dem unglaubwürdigsten Spektakel überhaupt bei. Am anderen Ende der Eingangshalle erblickten wir das Erscheinen einer anderen grotesken Person, die aus dem Aufzug kam. Er trug alte Turnschuhe, einen gelben Jogginganzug, eine unpassende weiße Strickweste, und hielt in der Hand eine Supermarkt-Plastiktüte, offenbar mit Zeitschriften. Er hatte einen beliebigen Gesichtsausdruck. Er trug Brille und Bart. Er trug eine weiße Baseballmütze. Der Typ war ca. 30 Jahre alt, recht dünn. Wahrscheinlich vom Mittleren Osten. Iran, Saudi Arabien, Libyen. Sein Expressset war derart lächerlich, dass ich Julien zuzwinkerte. Der Typ ging an uns vorbei und wir folgten ihm mit dem Blick nach bis zum Ausgang. Da er uns nun mit dem Rücken zugewandt war, konnten wir seine Haare sehen. Er trug ein Haarband. Ungewöhnliche Frisur für so einen bedauerlichen Spießer. Sein erbärmliches Haarband fiel aus dem Luxusrahmen dieses Palastes. Wir brauchten eine Weile, eins uns eins zusammenzählen. Als wir über die seltsame Vorstellung schmunzelten, dass so ein Individuum Kunde im Plazza Athénée sein konnte, machte es klick: Hatten wir nicht gerade Michael Jackson vor uns, in einer seiner berühmten Verkleidungen? Sofort liefen wir Richtung Ausgang und suchten auf dem Gehweg nach dem seltsamen Person, doch sie war bereits verschwunden...
Mir gefällt der Gedanke, dass unser erstes Treffen mit Michael an jenem Abend stattgefunden hat.

Es ergab sich somit keine Gelegenheit, an Michaels Team heranzukommen, als die Dangerous Tour in Frankreich gastierte. Dennoch markierte sie den Startschuss von Black & White. Parallel zum Magazin leiteten wir den Fanclub sowie einen Videotextservice, getauft 3615 Dangerous. All das von unseren jeweiligen Schlafzimmern aus, da wir natürlich nicht die Mittel hatten, um Büros aufzumachen. Somit wurden die ersten 4 Black & White – Hefte aus Nebeneinnahmen finanziert. Was unser Selbstbewusstsein jedoch nicht schmälerte. In den drei Monaten bis zum Erscheinen der vierten Ausgabe von Black & White (das Magazin erschien 3-monatlich), bereiteten wir die Veröffentlichung einer deutschen Version vor.
Germanien war früher der zweitwichtigste europäische Markt für den King Of Pop, hinter Großbritannien und vor Frankreich. Insofern war es gewissermaßen logisch, eine entsprechende Version für unsere sympathischen Freunde jenseits des Rheins zu produzieren.
Und das haben wir auch gemacht. Ab der 4. Ausgabe von Black & White erschien somit gleichzeitig eine deutsche Version. Diese Version hatte umgehend Erfolg, übertraf manchmal sogar die in Frankreich erzielten Resultate.


Tokio, 31. Dezember 1992

Ende 1992, ein Jahr nach dem Start von Black & White, haben wir uns die ersten Büros in Paris genommen. Prachtvolle 20qm hinter einem Hof, nahe bei öffentlichen Mülltonnen. Es gab gerade mal genug Platz um zwei Büros einzurichten, basierend auf einem Brett und Gestell, sowie unserem allerersten Computer (ein Mac IIci, für diejenigen, die eine Leidenschaft für Archäologie besitzen). Nach den Erfolgen der Ausgaben 3 und 4, hatten wir gewissermaßen einen Tugendkreis betreten, wo eine gute Nachricht die nächste jagte. Unsere Beziehungen zu Sony Music hatten sich spürbar verbessert, seitdem wir für sie ein verkaufsförderndes Werkzeug darstellten. Deswegen unterstützten sie uns, als wir beschlossen, das letzte Konzert der Dangerous Tour 1992 zu besuchen, das am 31. Dezember 1992 in Tokio stattfinden sollte. Sie gewährten Christophe einen Photoausweis und einen Sitzplatz in den ersten Reihen für eine Begleitperson. Julien ließ mir den Vortritt.

Text Photo unten:

Mit Sylvester Stallone in Monza, in Italien, am 6. Juli 1992


Zuletzt von Arnaud am Sa 27 Jul 2013 - 23:05 bearbeitet; insgesamt 6-mal bearbeitet
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Arnaud

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Übersetzung Seite 24:

Hinter dieser vermeintlichen Großzügigkeit verbarg sich vermutlich eine echte Weitsicht, da dieser Ausflug nach Japan ein sehr unangenehmes Unterfangen war. Aus Kostengründen hatten wir die tolle Idee, einen Hin- und Rückflug nach Tokio zu buchen, ohne vor Ort zu übernachten, in etwa wie wenn man tagsüber von Paris nach Deauville fährt, um am Strand zu picknicken. Doch die Normandie und Japan, das sind letztlich doch zwei paar Schuhe.
Christophe und ich kamen um 16 Uhr in Tokio an, am Dienstag, den 31. Dezember 1992. Dann begaben wir uns zügig in Michaels Hotel, um Christophes Photoausweis sowie mein Ticket beim Tour-Pressesprecher abzuholen, und brachen dann auf Richtung Tokio Dome, das ortsansässige, japanische Bercy, wo Michael sein achtes und letztes Konzert in der japanischen Hauptstadt geben sollte. Während ich zu meinem Platz im Saal ging, paar Minuten vor Konzertbeginn, ging Christophe ins Backstage, um sich erneut aufs Photographieren des King Of Pop in action vorzubereiten. Wie einige Monate zuvor in Rotterdam, meinte es das Glück in Tokio erneut gut mit uns. Weil das Konzert das achte war, das Michael in dieser Stadt gab, und weil es an einem 31. Dezember stattfand, gab es nur einen einzigen weiteren Photographen, der für dieses Spektakel akkreditiert war. Somit kein Gerangel an der Tagesordnung. Und da ein Glück selten allein kommt, hat der Tour-Pressesprecher an jenem Abend etwas gemacht, wozu er nicht berechtigt war, und was er während der gesamten Tour niemals gemacht hatte: er ließ die Photographen rein, bevor Michael auf der Bühne war. Dies war entgegen dem Usus, da eigentlich niemand photographieren sollte, wie Michael auf die Bühne kommt, natürlich weil es eine Überraschung sein sollte. Doch an jenem Abend, zum ersten und letzten Mal, änderte sich die Regel. Zuviel Sake (jap. Rotwein) getrunken oder ein depressives Syndrom kurz vor dem neuen Jahr? Man wird es nie erfahren, was den Verantwortlichen dazu brachte, uns derart entgegen zu kommen. Wie auch immer, Christophe hat die Gelegenheit beim Schopfe gepackt. Er fand sich allein vor der Bühne wieder, paar Sekunden vor Michaels Ankunft, und wusste, im Gegensatz zu seinem japanischen Kollegen, der keine Ahnung hatte, was gleich passieren würde, dass Michael von unten auf die Bühne springen würde. Also stellte er sich an der richtigen Stelle hin, um diesen Augenblick mit seinem Photoapparat einzufangen.
Und es hat geklappt. Dieser Schnappschuss wurde ein Klassiker und einer von Michaels Favoriten. Nachdem er während der ersten beiden Songs des Konzerts Photos gemacht hatte,
wurde Christophe vorschriftsgemäß aus dem Stadion geführt. Und während er auf mich wartete, wohnte ich dem Konzert bei, das eher ruhig verlief, wie am Schnürchen, ohne weitere Überraschungen, von der Anwesendheit von Slash bei Black Or White abgesehen.
Am Ende des Spektakels, meldete sich Michael aus seiner Loge, im Bademantel, und wünschte dem Publikum ein gutes Neues Jahr 1993. Ich weiß nicht, wie es für die
45 000 Zuschauer im Dome war, doch für Michael war es letztlich kein gutes Jahr. Aber dazu kommen wir noch...
Paar Minuten nach diesem überwältigenden Konzert, machten wir uns auf den Weg zum Flughafen, und während Tokio das neue Jahr begann, flogen wir, ziemlich erschöpft, Richtung Frankreich. Wir hatten 18 Stunden im Land der aufgehenden Sonne verbracht, laut Armbanduhr... Aber wir hatten unsere Reportage für die fünfte Black & White – Ausgabe.
Kurz nach dem Erscheinen von Heft Nummer 6, als das Magazin mittlerweile recht etabliert war, dachten wir, dass der Moment gekommen war, es Michael zukommen zu lassen, in der Hoffnung, dass er mitmacht. Nach schwierigen Recherchen bekamen wir schließlich die Adresse von den Büros von MJJ Productions ins Los Angeles heraus. Was heute ein 12-Jähriger, der Internet hat, in 5 Minuten erledigen kann, hat uns viel Anstrengung gekostet.
Und wir waren nicht einmal sicher, ob es überhaupt die richtige Adresse war. Michaels Angelegenheiten drangen in dieser Zeit de facto kaum nach Außen. Er hielt sein Reich mit eiserner (in einem weißen mit Pailletten besetzten Handschuh steckender) Hand, und hatte auch die nebensächlichsten Aspekte seiner Karriere unter Kontrolle. Glücklicherweise war die Adresse von MJJ Productions, die wir gefunden hatten, richtig. Und nachdem wir dort die letzte Black & White – Ausgabe hingeschickt hatten, erhielten wir paar Wochen darauf ein Fax von MJJ Productions.

Genau in dem Moment, als wir das blöde Blatt Papier sahen, wurde uns klar, dass wir überhaupt nicht mit einer Antwort vom Jackson-Camp rechneten. Es war also doch möglich!
Wir waren total außer uns. Es war unser erster Kontakt mit dem Hauptsitz. Eine Art drittklassiges Treffen per Fax. Wir kamen uns in unseren Räumlichkeiten neben den Mülltonnen auf einmal sehr groß und wichtig vor. Wir hatten ein Fax von MJJ Productions bekommen. Mit allem drum und dran. Michael hat das Magazin gesehen, fand es super, und wollte, dass man ihm weitere schickt. Auch wollte er Übersetzungen von den Artikeln. Das Fax war unterzeichnet von Bob Jones, dem Vizepräsident von MJJ Productions. Der erste Kontakt also zu Michaels Team. Wir haben uns nicht lange bitten lassen, um Michaels Forderungen zu erfüllen. Und im Laufe der folgenden Monate, kamen regelmäßig weitere.
Ständig wollte Michael Magazine, weitere Magazine und noch mehr Magazine.
In diesem Stadium des Abenteuers, waren wir immer sehr gemäßigt hinsichtlich unserer Kontakte zu MJJ Productions, zögerten mit etwaigen Bitten, um nicht zu fordernd zu wirken.
Trotzdem hatten wir ein Magazin zu füllen, und begannen in Gedanken an all die Fans, die immer eifriger unsere Abenteuer bei jedem Erscheinen eines Hefts verfolgten, uns Hoffnungen zu machen, ihnen irgendwann von dem ultimativen Erlebnis berichten zu können: von einem Treffen mit dem King Of Pop.
Irgendwann Ende Juni 1993 versuchten wir also unser Glück, indem wir eine offizielle Anfrage bei MJJ Productions starteten: Sehr geehrter Herr, wäre es bitte möglich, Michael Jackson zu treffen? Immerhin war die Frage verdientermaßen einfach zu formulieren. Paar Tage später erhielten wir die genauso einfache Antwort: Ja, das sei möglich. Bob Jones bemerkte, dass es möglich sei, etwas in Istanbul, in der Türkei, zu organisieren, oder auf Teneriffa, auf den Kanarischen Inseln. Das waren auf dem Tourplan der Dangerous Tour 1993, die im Wesentlichen in Asien und Südamerika stattfand, die Orte, die Frankreich am nähesten waren. Doch die Bestätigung für das Treffen verzögerte sich. Einige Wochen später wurde die Welt vom einem nicht vorher dagewesenen Skandal erschüttert: die Chändler-Affäre.

Übersetzung des Faxes, in der Mitte auf Seite 24:

Das erste Fax von MJJ Productions:

"18. Juni 1993

Das Magazin sieht toll aus, könnten Sie uns mindestens sechs weitere Exemplare besorgen, und gibt es eine Möglichkeit, dass jemand den Leitartikel für Herrn Jackson übersetzt.
Danke nochmal und geben Sie uns Bescheid.

Bob Jones"

Kurzer Text Bild rechts (Seite 25):

Tokio, Japan, 31. Dezember 1992


Übersetzung Seite Seite 26:

Erstes Treffen...

Wie alle Fans nahmen wir die Nachricht mit Ungläubigkeit auf. In Frankreich nahm der Skandal nicht die gigantischen Ausmaße an wie in den USA. Die Nachrichten erreichten uns in abgemilderter Form. Dennoch herrschte um Michael ein riesiger Sturm. Er war in Bangkok, in Thailand, im Begriff, den zweiten Teil der Dangerous Tour zu beginnen, als Ende August 1993 als die ersten Anschuldigungen bezüglich der Pädophilie auftauchten.
Obwohl sein Team seit mehreren Wochen ein Einvernehmen mit der Familie Chandler aushandelte, kam die Skandalmeldung für ihn überraschend . Sein Anwalt Bert Fields sowie sein Privatdetektiv Anthony Pellicano hatten ihm versichert, dass sie die Sache unter Kontrolle hatten. Doch deren Ungeschicklichkeit veranlassten Evan Chandler, Jordies Vater, schließlich, seine Anschuldigungen öffentlich zu machen.
Die Boulevardpresse berichtete über Michaels extreme Reaktionen, als der Skandal losbrach.
Und einmal war ihre Berichterstattung sogar zutreffend. Allein auf seinem Hotelzimmer in Bangkok, verlor Michael den Boden unter den Füßen. Nervenzusammenbrüche, Panikattacken, Wutausbrüche... hinzu kamen die Schmerzmittel. In hohen Dosen. In Bangkok war es, wo Michael zum ersten Mal Morphium verfiel, unfähig, mit den gemeinsten Anschuldigungen fertig zu werden, die man gegen ihn erheben konnte.
Aus allen vier Ecken der Welt, zeigten die Fans sofort ihre Unterstützung, und weigerten sich, die Kinderschändervorwürfe zu glauben. Und die Dangerous Tour, deren Name nie zuvor richtiger geklungen hatte als jetzt, zog weiter, wenn auch immer mehr Konzerte abgesagt wurden, ebenso immer mehr berichtet wurde, je nach Belieben über Michaels Angstzustände, die ihn lähmten, oder seinen exzessiver Medikamentenkonsum, der ihn kaputt machte. Natürlich waren wir weit davon entfernt, die Realität dieser Situation richtig einzuschätzen. Das Jackson-Lager machte gute Miene zum bösen Spiel, indem es jedes noch so kleine Gerücht abmilderte, und den Star dazu drängte, die Tournee fortzusetzen, koste es was es wolle.
Genau mitten drin in diesem Sturm trafen wir Michael zum ersten Mal, in Teneriffa, eine kleine Kanarische Insel, im großen Senegal. Julien und ich reisten an, ohne sicher zu sein, dass das Treffen wirklich stattfinden würde. Es waren besondere Umstände, und MJJ Productions konnte nichts garantieren. Was sich wohl jeweils von selbst versteht.
Erst begegneten wir auf Teneriffa Bob Jones. Damals 50 Jahre alt, war er Michael Jacksons Pressesprecher, eine Rolle für die man ihm den schickeren Titel des Vizepräsidenten von MJJ Productions verliehen hatte. Bob Jones war eine wirkliche Persönlichkeit. Während des Großteils seines Lebens hatte er für Motown gearbeitet. Da er bereits Pressesprecher der Jackson 5 war, kannte er Michael schon immer. Er hatte eine tiefe Stimme, dunkle Augen, und er mochte es, damit zu spielen, um sich Respekt zu verschaffen. Als wir ihm das erste Mal gegenüberstanden, in Michaels Hotel in Teneriffa, verhielten wir uns eher schüchtern. Wir waren gerade mal 23 Jahre alt, und dieser imposante Amerikaner machte keinerlei Anstalten, um die Situation aufzulockern. Er fand Gefallen daran, lange Augenblicke verstreichen zu lassen, ohne irgendwas zu sagen und antwortete auf unsere Fragen stets so knapp wie möglich.
Natürlich hat er nur eine Rolle gespielt, nämlich die des hohen Tiers. Und das gelang ihm auch. Wir waren beeindruckt und fühlten uns unwohl. Er blieb vor uns sitzen, ohne etwas zu sagen, und kuckte müde in die Ferne! Er beantwortete lässig unsere Fragen, so als ob wir ihn langweilten. Was vielleicht auch so war. Nach diesem surrealen Rendezvous bekamen wir dennoch zwei Backstage-Pässe, um hinter die Kulissen des Konzerts zu gelangen, das Michael am selben Abend auf dem Santa-Cruz Hafen in Teneriffa vor 70 000 Personen geben sollte.
Es war nicht möglich, sich in irgendeiner Weise auf das Treffen vorzubereiten, das an jenem Abend stattfinden sollte. Als wir hinter die Bühne kamen, in das große Gehege bei offenem Himmel, wo die Zelte der Techniker aufgebaut waren, die Logen der Musiker und Tänzer sowie die Kantine, gingen wir weiter. Das ist für jeden ein faszinierendes Erlebnis, aber noch aufregender für einen Fan, der vorher davon geträumt hat. Wir blieben etwa eine Stunde hinter der Bühne, begegneten Leuten, die wir kannten. Darunter Siedah Garret, eine von Michaels Backgroundsängerinnen, oder Sam Emerson, sein offizieller Photograph. Und dann kam Bob Jones im Laufschritt an, und gab uns Bescheid, dass Michael bereit sei, uns zu treffen. Wir folgten ihm in Richtung eines kleinen Zeltes, das auf Abstand von den anderen errichtet war. Zwei Bodyguards saßen am Eingang, die so taten, als ob es eine unmittelbare Gefahr gäbe. Sie nahmen ihren Job sehr ernst. Als sie uns ankommen sahen, streckten sie instinktiv die Hände aus, um uns auf gutem Abstand zu halten. Unwichtig, dass wir von Bob Jones begleitet wurden, sie bewachten eben den unnahbaren King.
Plötzlich kam Michaels Mutter, Katherine Jackson, hinkend aus dem Zelt. Die Bodyguards begannen zu handeln, und wir bekamen ein Zeichen, das Zelt zu betreten. Bob Jones ließ uns vor. Ich kam als erster rein. Man musste im Zelt durch einen kleinen Gang durch, um in einen Hauptraum zu gelangen, wo ein Photostudio aufgebaut war. Unser Treffen mit Michael sollte vor dem Objektiv von Sam Emerson stattfinden, der das Ereignis verewigen würde.

Text Photo oben:

Mit Katherine, seiner Mutter.

Text Photo unten:

Das erste Treffen mit dem King Of Pop, am 26. September 1993 in Teneriffa, auf den Kanarischen Inseln. Ein surrealer und unvergesslicher Augenblick.


Übersetzung Seite 28:

Dies wurde für Michael zum Ritual seit der Bad Tour. Vor jedem Konzert empfing er besondere Gäste in einem in den Kulissen eingerichteten Photostudio. Natürlich war das eine Gelegenheit, mit jedem seiner Gäste ein Erinnerungsphoto zu machen, jedoch ebenso eine Art, all diese Treffen systematisch zu dokumentieren, was für Michael sehr wichtig war. Schließlich, wenn der König des Pop seine Gäste in einem Photostudio stets wenige Minuten vor jedem Konzert empfing, dann deshalb, weil er damit einen Vorwand hatte, nicht lange mit jeder Person diskutieren zu müssen. Sobald die Gäste ankamen, begrüßten sie Michael, nahmen Position ein für das Photo, dann ließen die Bodyguards die nächsten Gäste reinkommen, die Vorgänger mussten gehen, und so weiter. Diese gut organisierte Prozedur lief in einer elektrisierenden Stimmung ab, wo der Zeitmangel die Hektik von jedem Treffen rechtfertigte.
Seit wir das Zelt betreten hatten, waren wir Zeuge dieser Inszenierung. Die Bodyguards waren ständig in Aktion, verteilten überall Befehle, was den Eindruck noch mehr verstärkte, dass wir etwas Außergewöhnliches erleben sollten. So war es auch, dem war nichts hinzuzufügen...

Schließlich hat man uns gestattet, den kleinen Gang zu verlassen, und den Hauptraum zu betreten. Und da hatten wir Michael zum ersten Mal vor uns. Es war ein Schock. Das erste was wir wahrgenommen haben, war natürlich sein Aussehen. Seine Haut war sehr weiß, die Haare sehr schwarz, und er war übertrieben stark geschminkt. Als ich dieses Treffen damals in der Black & White schilderte, verglich ich Michael mit einer Elfe. Und es gab in der Tat Ähnlichkeiten. Seine Gesichtszüge waren extrem weich, was ihm eine gewisse Art von Schönheit verlieh, dennoch war sein Gesicht nicht weniger beunruhigend. Er hatte falsche Wimpern und aufgetragenen Lippenstift. Seine Haut war bedeckt mit einem sehr dicken weißen Teint. Wie alle Fans, die es gewohnt waren, ihn auf Photos oder in seinen Videos zu sehen, hatten wir beinahe die Androgynität in seinem Aussehen vergessen. Doch jetzt, wo wir ihn das erste Mal sahen, war es atemberaubend. Außerdem waren wir ja in einem Photostudio, unter starkem Projektorlicht, was die Realität dieses seltsamen Gesichts nur verstärken konnte. Diese Begegnung war insofern besorgniserregend. Wie eine fiktive Figur aus einem Comic, die plötzlich vor unseren Augen zu leben begann. Es war schlicht irreal. Wir teilten diese Eindrücke mit mehreren Leuten, die damals die Gelegenheit hatten, Michael Jackson zu treffen, und wir hörten stets dieselben Kommentare.
Nachdem wir Michael begrüßt hatten und ihm die Hand geschüttelt hatten, nahmen Julien und ich neben ihm Platz, und Bob Jones schaltete sich ein, damit wir etwas zeigten. Also holten wir die 7. Ausgabe der Black & White hervor, die Michael noch nicht gesehen hatte. Während er anfing, im Magazin zu blättern, drängte Bob Jones darauf, Michaels Gedächtnis aufzufrischen, ihn daran zu erinnern, wer wir waren. Also beschloss er, die Seite mit den früheren Ausgaben zu finden, damit Michael die vorherigen Cover sehen konnte, und sich an das Magazin erinnern konnte. Doch Michael wollte Bob Jones’ Hilfe nicht, und sobald letzterer die Seite mit den früheren Ausgaben gefunden hat, hat Michael sie nicht mal angeschaut, und setzte die Lektüre des Magazins fort, da wo er aufgehört hat. Da er verstand, dass seine Anwesendheit nicht unbedingt erforderlich war, verließ Bob Jones sofort das Studio, und ließ uns mit Michael allein.

Dann wurde die Situation ziemlich surrealistisch. Michael blätterte vor uns im Magazin, sprach aber nicht direkt mit uns. Jedoch gab er Kommentare ab, die aber nicht an uns gerichtet waren. Tatsächlich sprach er mit zwei amerikanischen Teenagern, die auf der Tour mit ihm unterwegs waren, und 3 Meter vor uns saßen, hinter der Sichtblende vom Photographen.
Michael zeigte ihnen die Seiten aus dem Magazin, und sagte ihnen, was er darüber dachte.
Wir fanden dieses Verhalten amüsant, und voll und ganz dem exzentrischen Image entsprechend, das der Star hatte. Michael Jackson machte nichts so wie die anderen. Wahrscheinlich war das auch ein krasses Beispiel für seine ausgesprochene Schüchternheit. Während der gesamten Zeit machte Sam Emerson Photos von dem „Treffen“. Ständig sagte er Michael, er möge doch in die Kamera schauen. Doch Michael hörte ihm nicht zu, und blätterte weiter im Magazin, gleichgültig was die Rufe des Photographen anging. Von den Photos, die an jenem Tag gemacht worden sind, hat Michael das ausgesucht, welches Ihr auf Seite 26 sehen könnt, und hat es uns schicken lassen. Man sieht in der Tat, wie er gerade im Magazin blättert, ohne den Kopf fürs Photo zu heben. Das war eine schöne Hommage an die Arbeit, die wir geleistet hatten. Das war ebenso der Anfang einer engeren Zusammenarbeit mit Michael und seinem Team.
Seitdem sollten wir berechtigt sein, unsere Zusammenarbeit mit dem Jackson-Camp fortzusetzen. Eine unerhoffte Anerkennung, die uns erlauben sollte, Black & White in ein wirklich offizielles Michael Jackson – Magazin zu verwandeln. Wir würden unsere Unabhängigkeit bewahren, aber wir würden einen privilegierten Zugang zu seinen Mitarbeitern, seinen Photos, und sogar seinen Projekten haben.

Doch im Moment waren wir immer noch in Teneriffa, in diesem berühmten Zelt, in Begleitung von Michael Jackson. Das Treffen neigte sich dem Ende zu, und Bob Jones erschien, um uns zum Ausgang zu führen. Wir verabschiedeten uns von Michael, der sich bei uns sehr bedankte und uns die Hand gab.
Wir gingen also wieder durch den kleinen Gang, durch den wir gekommen waren, folgten Bob Jones und den Bodyguards, die sich um das Treffen mit den nächsten Gästen kümmerten.
Doch anstatt das Zelt zu verlassen, wechselten wir direkt vor dem Ausgang den Weg, und gingen in einen anderen Gang, der direkt hinter Sam Emerson führte, in dem Photostudio.


Roter Text unter dem Photo oben (mit Bob Jones):

Bob Jones in Begleitung von Michael, in Los Angeles, 1988. Die zwei Männer kannten sich seit mehr als fünfzehn Jahren. Bob Jones war Pressesprecher der Jackson 5 in den 70er Jahren, bevor er ab 1987 offizieller Sprecher des King Of Pop wurde. Er sollte Michael auf allen Fronten verteidigen, insbesondere als er sich weigerte, während des Prozesses von 2005 gegen Michael auszusagen. Bob Jones sollte am 20. September 2008 im Alter von 72 Jahren versterben.


Übersetzung Seite 30:

Jeder Fan mit Verstand hätte das an unserer Stelle auch getan. Wir befanden uns also hinter dem Photographen, abgetrennt von Michael durch die Sichtblenden und andere Lichtreflektoren. Doch als wir uns sozusagen in das Reich von Sam Emerson begaben, der seine Photos auf einem kleinen Hocker stehend machte, konnten wir Michael sehen. Etwa eine Viertelstunde lang konnten wir ihn somit ungestraft beobachten. Niemand kümmerte sich um uns, niemand kam, um uns zu sagen, dass wir gehen sollten. Wir hatten dort nichts zu suchen, doch niemand hat etwas bemerkt. Es war absolut faszinierend, so nah bei Michael zu sein – 3 Meter von ihm entfernt, und ihn so sehen zu können. Er hatte immer noch ein Exemplar der letzten Black & White in den Händen, und betrachtete es aufmerksam. Als sie auf die Ankunft von neuen Gästen warteten, versuchte Sam Emerson Michael dazu zu bringen, zu posieren. Michael hörte widerwillig auf ihn, da er dafür vom Magazin wegschauen musste.
Während wir also da standen, folgten mehrere Personen nacheinander ins Studio. Wir haben kein einziges Detail davon verpasst. Michael wusste sofort, dass wir ihn anschauten, da er unsere Köpfe durch die Fensteröffnung sehen konnte, die für den Photoapparat vorgesehen war. Und jedes Mal wenn unsere Blicke sich trafen, warf er uns ein kleines Lächeln zu.
Schließlich bemerkten die Bodyguards unsere Anwesendheit, in dem Moment als sie Michael abholten, um ihn in seine Loge zu bringen. Nicht einmal verärgert, dass sie uns da fanden, begnügten sie sich damit, uns zu bitten, zu gehen. Dieses Mal gehorchten wir höflich...
Als wir aus dem Zelt kamen, trafen wir auf Bob Jones, der uns seit einer Weile suchte. Wenn wir das Konzerten vom Regieturm aus verfolgen wollten, mit den anderen „besonderen“ Gästen, durften wir nicht zu lange brauchen. Die letzte Fahrzeugkolonne startete vom Feld. Also schlossen wir uns einer Gruppe an, die aus Katherine Jackson, Michaels Mutter, bestand sowie weiteren Damen. Von drei gewaltigen Bodyguards umgeben, betraten wir also die Gemäuer vom Santa Cruz – Hafen, wo die Bühne der Dangerous Tour aufgebaut war. Wir kamen aus den Kulissen, hinter der Bühne, und sollten in den Regieturm gelangen, die sich in der Mitte des Zwingers befand. Die 70 000 Zuschauer bildeten eine geschlossene Masse, vor allem an den Rändern der Bühne.
Ich erinnere mich, wie ich dachte, dass es unmöglich wäre, durch diese Masse zu kommen. Doch wenig später, öffneten Michaels Hofhunde einen Weg, die Leute traten beiseite, zunächst verärgert, dann lächelnd, als sie Michaels Mutter erkannten. Katherine Jackson Schritt humpelnd voran, die Augen tief gesunken, verlegen aufgrund der Aufmerksamkeit, die sie auslöste.
Es war in Teneriffa, wo wir unser erstes Konzert vom Regieturm aus verfolgten, neben Mama Jackson. Einige Songs vor dem Ende, verschwand sie heimlich, um der Menge und den Staus aus dem Weg zu gehen, wie es gewöhnlich ablief. Was uns angeht: wir blieben bis zum Schluss, um das Konzert unter diesen besonderen Bedingungen zu genießen...


Warten

Die Dangerous Tour endete schließlich 2 Monate später in Mexiko, im November 1993. Die letzten beiden Konzerte der Tournee sollten abgesagt werden, doch Michael hat seinen Vertrag erfüllt: er hat seine Zusagen eingehalten. (Blödsinn, Dutzende Konzerte wurden abgesagt... Anm. des Übersetzers) Die Anstrengungen, die er mehr als zwei Monate lang auf sich aufnahm, um die Qualen der Chandler-Affäre zu überstehen, kamen ihn teuer zu stehen. Er wurde abhängig von Schmerzmitteln, und seine Gesundheit ist in Gefahr.
Schließlich gelingt es Liz Taylor, ihn dazu zu überreden, eine Entgiftungskur in Europa zu machen. Von einem Tag auf den anderen, verschwindet der King Of Pop wie vom Boden verschluckt, und wird zum meistgesuchten Menschen auf der Welt. Man glaubt, dass er vor der amerikanischen Justiz geflohen ist. Doch das stimmt nicht. Er ist in einer englischen Klinik, und dabei, gegen seine Medikamentenabhängigkeit zu kämpfen.

Wie er es bereits 1989, nach der Bad Tour, gemacht hatte, zog Michael sich ab Ende 1993 vom Mittelpunkt der Szene zurück. Die Chandler-Affäre war dabei, sich wieder einzurenken, und er musste wieder auf die Beine kommen, außerhalb der Medien. Wie zu befürchten war, wurden die Black & White – Leser weniger. Ohne neues Album, Video oder Konzert, war Michael Jackson für die Massen weniger interessant. Von Ausgabe zu Ausgabe, verkauften wir immer weniger vom Magazin, näherten uns gefährlich des Messers Schneide... Trotz der Unterstützung von MJJ Productions, die damit begannen, uns unveröffentlichte Photos zur Verfügung zu stellen, oder uns Zugang zu Michaels Mitarbeitern für Interviews zu ermöglichen, lief Black & White schlecht. Was zwei Jahre davor als ein Jugendtraum begonnen hatte, war mittlerweile eine kleine Firma. Wir wohnten nicht mehr bei den Eltern. Wir hatten Büros, Mitarbeiter... und einen Banker. Jeder Monat, der vorüberging, ohne dass die Rückkehr des King Of Pop in Sichtweite war, näherten wir uns ein Stück mehr dem Untergang. Was uns gerettet hat, war unbestreitbar unser Glaube an die Tatsache, dass Michael Jackson zurückkehren würde, und seine Rückkehr ein Erfolg werden würde. Es gab da aber auch noch eine gewisse Unwissenheit unsererseits. Wir hatten alles auf eine donnernde Rückkehr von Michael gesetzt. Während der Hauptbeteiligte selbst daran zweifelte, fähig zu sein, an die Spitze zurückzukehren, während Sony daraus Alpträume machte, und während kein Finanzanalytiker viel auf den King setzte, der beschmutzt war mit der medial gewaltigsten Pädophilie-Affäre des Jahrhunderts.
Doch wir glaubten daran. Und solange wir alles in dasselbe Projekt steckten, waren wir sehr zuversichtlich bezüglich Michaels Rückkehr. Ab 1994, getreu unserem Ehrgeiz, weiter zu wachsen, begannen wir auf einer großen Baustelle zu arbeiten. Wir wollten, dass Black & White auf internationaler Ebene das offizielle Michael Jackson – Magazin wird. Also beschlossen wir, das HIStory Magazine zu gründen, eine englische Antwort auf Black & White. Damit das Magazin sich "offiziell" nennen durfte, setzten wir uns in den Kopf, mit MJJ Productions einen offiziellen Lizenzvertrag zu unterschreiben. Die Verhandlungen mit dem Büro von John Branca zogen sich über Monate hin, und erwiesen sich als besonders öde. Doch schließlich wurde der Vertrag aufgesetzt, und Michael zur Absegnung vorgelegt. Seine Reaktion war unglaublich: er weigerte sich, ihn zu unterschreiben. Wir erhielten eine Mitteilung von seinen Anwälten, die besagte, dass er sich weigere, mit uns einen Vertrag zu machen, weil er uns vertraue, und Black & White bereits als sein offizielles Magazin betrachte. Es gab viele von solchen Gesten von Michael an uns. Er liebte seine Fans sehr, und vertraute ihnen.
Wir wurden somit das offizielle Magazin des King Of Pop. Und der 40-Seiten-Vetrag, den seine Anwälte aufgesetzt hatten, wanderte in unsere Archive...
Michael war absolut begeistert von der Vorstellung, dass eine englische Version von Black & White erscheint, und akzeptierte, dass eine Werbung für das Magazin im Booklet seines nächsten Albums enthalten sein sollte.
Einen guten Teil des Jahres 1994 verbrachten wir damit, das Erscheinen vom HIStory Magazine vorzubereiten. Ein besonders komplizierte Sache insofern, dass das Magazin per Post in allen Ländern der Welt erhältlich sein sollte. Schließlich haben wir ein Netz in den USA aufgebaut, das damit beauftragt war, alle Abos zu zentralisieren.
Unterdessen ließ Michaels Comeback auf sich warten. Nachdem es zunächst für September 1994 angekündigt worden war, wurde es zum wiederholten Male verschoben. Wir erlebten jede dieser Verschiebungen mit einer furchtbaren Angst, da wir wussten, dass das Überleben des Magazins sowie unserer Tätigkeiten davon abhing. Die Neuigkeiten Michael betreffend erreichten uns nun von mehreren glaubwürdigen Quellen. Wir standen in direktem Kontakt mit MJJ Productions, aber ebenso mit mehreren Verantwortlichen bei Sony Music. Selbstverständlich in Frankreich, aber auch in London, wo über die europäischen Strategien entschieden wurde, und in New York, der Sitz der Hauptniederlassung. Wir standen ebenso in Kontakt mit einer Filiale von Sony Music – genannt Sony Signatures, die gerade gegründet worden war, und mit der Entwicklung von Merchandising und Lizenzverträgen beauftragt war. Im Rahmen seiner neuen Abkommen mit Sony Music, welche die Fusion des ATV-Katalogs mit Sony Music Publishing beinhalteten, übernahm Michael Jackson die Leitung der Herstellung seiner bei Sony Signatures hergestellten Produkte.


Roter Text unten rechts, oberhalb der Abbildung vom HIStory Magazine:

August 1995, die erste Ausgabe vom HIStory Magazine erblickt das Tageslicht. Michael nimmt das Erscheinen des Magazins mit großer Begeisterung auf. Endlich kann er das Magazin in seiner eigenen Sprache lesen. Das HIStory Magazine wird dennoch nicht von dem Erfolg gekrönt, den wir uns erhofften. Es wird weltweit per Abo vertrieben, sowie bei Zeitschriftenhändlern in Großbritannien sowie in den Niederlanden, doch zu hohe Vertriebskosten sollten dessen Verbreitung zu schwer machen. Nach etwas mehr als einem Jahr seines Bestehens, sollte dessen Veröffentlichung unterbrochen werden.


Bemerkung oben rechts, Photo vom RTT-Set (S. 31):

Bei den Dreharbeiten von Remember The Time, in Begleitung von Eddie Murphy, Iman, und John Singleton, dem Regisseur des Clips.


Übersetzung Seite 32:

Künftig sollte diese Sony Music Filiale das gesamte Merchandising unter der Führung vom King Of Pop leiten. Diese Vereinbarung vereinfachte eindeutig Michaels Angelegenheiten. In den meisten Ländern der Welt wurde Sony Signatures eine Antenne, die der Führung seiner Interessen gewidmet war. Recht klar, dass das französische Büro von Sony Signatures in uns die idealen Partner fand, damit die Michael Jackson – Projekte Erfolg haben. Ab 1994 arbeiteten wir somit Hand an Hand mit Sony Signatures, um die Firmen zu beraten, die an der Marke Michael Jackson interessiert waren, und in bestimmten Fällen Folgeprodukte für sie zu erstellen. Von dieser Zusammenarbeit profitierten Sony Signatures, jedoch vor allem auch wir, die wir von da an unabhängig wurden. Wir saßen direkt an der Quelle, um alle Etappen von Michael Jacksons Comeback zu verfolgen.
Es war genau im Oktober 1994, als das Erscheinen des HIStory Albums bereits zweimal verschoben worden war, als uns das Recht eingeräumt wurde, erste Informationen über die Platte zu bekommen. Bei einem Termin bei Sony Signatures, händigte uns die Verantwortliche der französischen Filiale ein streng vertrauliches Dokument aus, das sie gerade aus den USA bekommen hat. Es handelte sich um eine Farbkopie eines Vorab-Entwurfs vom HIStory Cover. Und das war ziemlich überraschend. Nachdem ich das Dokument aufmerksam betrachtet hatte, erklärte ich spontan: „Eins ist klar, das wird nicht das Cover des neuen Albums sein!“ Voll entschieden, ich war überzeugt davon. Doch ich sollte mich irren. Wir hatten das Cover des neuen Albums klar vor Augen, mit der berühmten Statue, vor dem Hintergrund eines bewölkten Himmels. Der einzige Unterschied zu der Version, die letztlich erschien, betraf die Cover-Rückseite. Auf dem Vorab-Entwurf war die Statue noch mal zu sehen, doch diesmal unter einem anderen Blickwinkel, von oben gezeigt. Diese Version wurde schließlich aufgegeben: heute gibt es nur den bewölkten Himmel, ohne Statue. Wie auch immer, ich hatte mir nie vorstellen können, dass diese Abbildung das Cover des kommenden Albums werden könnte. Es war viel zu größenwahnsinnig. Auch für den King Of Pop. All das erschien mir sehr unwahrscheinlich. Und ich machte auch keinen Hehl daraus... Doch paar Wochen später, sollte mich Michael Jackson höchstpersönlich eines Besseren belehren.


Im Studio mit Michael

Im Juni 1994 erhielten wir einen seltsamen Anruf von MJJ Productions. Bob Jones war zurück aus New York, wo er einige Tage mit Michael verbracht hatte, der dort HIStory aufnahm, und hatte eine besondere Bitte an uns. Michael arbeite an dem neuen Album, und sei gerade dabei, die Photos auszusuchen, die er im Booklet der neuen CD integrieren wolle. Er habe übrigens die Wände in seinem Hotelzimmer mit Seiten von Black & White tapeziert, auf denen seine Lieblingsphotos waren. Leider war dies der Grund, warum Bob Jones uns anrief: Sie konnten die besagten Photos in den Archiven von MJJ Productions nicht finden. Und zwar aus gutem Grund, denn einige Monate davor, war Sam Emerson, Michaels offizieller Photograph, entlassen worden, da er heimlich Photos verkauft hat. Und als er gegangen ist, hatte er einen Teil der MJJ Productions – Archive mitgenommen. Und während er darauf wartete, dieses Material auf juristischem Wege wiederzuerlangen, war es Michael nicht möglich, das Booklet vom HIStory Album zu erstellen. Er blätterte also in seinen Black & Whites, und legte die Bilder zur Seite, die ihm gefielen... indem er sie an die Wand klebte! Auf die Weise ergab sich somit, dass wir die meisten Photos bereitstellten, die im HIStory-Booklet zu sehen sind. Doch Bob Jones hatte noch eine weitere Bitte von Michael an uns: Letzterer wolle eine große Photomontage, die bestimmte Lieblingsphotos von ihm zusammenfassen sollte, die in Black & White zu sehen waren. Wozu so was? Das haben wir nie erfahren, aber wahrscheinlich, um eine Wand etwas anständiger zu dekorieren, als mit 30 aus Black & White herausgerissenen Seiten.

Christophe hat also auf Befehl eine Zusammenstellung mit den Lieblingsphotos von Michael angefertigt, oben seht Ihr eine Abbildung davon.
Als es darum ging, dieses Werk Michael zu übergeben, schlug Bob Jones uns vor, es per Post zu schicken, oder nach New York zu kommen, um es ihm selbst zu geben. Noch eine schwere Entscheidung...
Vier Monate später, im November 1994, landeten wir in Manhattan. MJJ Productions hatte uns ein Zimmer im New York Palace reserviert. Die Hälfte der Kosten wurde von Michael übernommen, ansonsten wären wir nicht in der Lage gewesen, uns so eine Unterkunft zu leisten.
Der nächste Tag sollte ein unglaublicher werden. Wie er schon zuvor sein Versprechen, Black & White zu seinem offiziellen Magazin zu machen, gehalten hatte, lud uns Michael in sein Aufnahmestudio ein, und machte es uns weltexklusiv möglich, Titel seines neuen Albums anzuhören. Wir waren natürlich nicht die ersten, die seine neuen Songs vorab gehört haben, dafür sollten wir die ersten sein, die das Recht hatten, darüber zu sprechen. Über dieses Privileg waren wir uns voll bewusst. Für die Fans, die wir waren, übertraf die Möglichkeit, einen Augenblick im Studio mit dem King zu verbringen, sämtliche unsere Erwartungen.
Wir kamen am 5. November 1994 in der Hit Factory an. Das war eines der angesehensten Studios in der Stadt. Michael arbeitete dort seit mehr als acht Monaten. Die Kosten für seine Aufnahmesessions waren immens. Bruce Swedien, Michaels ständiger Toningenieur, hatte extra für die Gelegenheit ein Steuerpult nach Maß bauen lassen, weltweit einmalig hinsichtlich der Größe, welches es ermöglichte, 96 unterschiedliche Spuren gleichzeitig aufzunehmen. Ein wahres Technik-Monster, das ein wahres Symphonieorchester aufnehmen konnte, da eine jeweils eine Spur pro Instrument zur Verfügung stand. Ein Novum. Michael scherte sich bei HIStory in der Tat überhaupt nicht um die Kosten. Und Sony Music zahlte die Rechnung mit einer Grimasse im Gesicht. Das Verhältnis zwischen den Konzern und dem Künstler war bereits angespannt. Michael machte nie ein Geheimnis aus seiner gewissen Verachtung den Geschäftsleuten gegenüber, die nichts von seiner Kunst begriffen, und war stets generell anderer Meinung als sie, fast bereitete es ihm Vergnügen, ihre Pläne zu durchkreuzen, um seine Unabhängigkeit zu betonen, sowie das wahre Ausmaß seiner Macht. So weigerte sich Michael, sein neues Album in dem Studio aufzunehmen, das Sony erst vor Kurzem erbaut hatte, paar Hundert Meter von der Hit Factory entfernt. Die Plattenfirma hatte ein Vermögen in einen Komplex der Spitzentechnologie investiert, der insbesondere dafür gedacht war, um die Kosten für die Aufnahmen der eigenen Künstler zu senken. Doch Michael hatte "nein danke" gesagt. Er wollte nicht Plattenbossen in den Fluren begegnen, ebenso nicht das Gefühl haben, ständig beobachtet zu werden.

Text Photo oben, vom ITC-Set:

Michael mit Sam Emerson, seinem offiziellen Photograph, auf dem Set vom In The Closet - Video


Übersetzung Seite 35:

Er lehnte den Vorschlag somit ab, markierte so sein Revier und zog damit die Enttäuschung von Tommy Mottola, dem Präsident von Sony Music, auf sich, der gerne den vollen Einfluss auf die Karriere seines Zuchthengstes gehabt hätte. Da Michael Jackson nicht sein Fahnenkünstler war, pokerte Motolla hoch als er um sein Comeback wettete. Nach seinem Abgang waren die Aufnahmesessions von HIStory von einer wahren Spannung umgeben. Die Frage war unausweichlich: wäre der König des Pop in der Lage, erneut nach ganz oben zurückzukehren, nach der Chandler-Affäre? Auch wenn jeder daran glauben wollte, so war niemand so richtig überzeugt davon. Angefangen bei Michael selbst. Er gab letztlich dem Druck von Sony nach, ein zweiteiliges Album zu machen: 50% neue Songs, 50% Greatest Hits. Die Plattenfirma hatte derart große Angst vor einem Flop, dass sie sich absichern wollte mit der zum neuen Album parallelen Veröffentlichung eines Best-Ofs. (Gut zu wissen, dass Michael wie schon zuvor bei Dangerous, letztlich ausschließlich ein neues Album veröffentlichen wollte, und kein Greatest Hits... im Grunde ist bei HIStory des Übels Wurzel zu suchen, hier fing schleichend die endlose Aneinanderreihung unzähliger Greatest Hits – Compilations an... Anm. des Übersetzers) Marketing-technisch gesehen, war die Idee sicher nicht ganz schlecht, eine Garantie dafür gab es jedoch nicht. Dennoch sollte sie schließlich vom Erfolg gekrönt werden, da HIStory weltweit über 15 Millionen Exemplare weltweit verkauft hat. (Als ganz so erfolgreich kann man das wohl nicht ansehen, auch angesichts dessen, was in HIStory alles gesteckt wurde, sind 15 Millionen doch wohl eher dürftig, außerdem dürften es mittlerweile über 20 Millionen sein, Anm. des Übersetzers)
Im November 1994 jedoch, als wir Michaels Studio betraten, war das alles gar nicht so sicher. Angesichts dessen, dass ein kommerzieller Flop drohte, konkurrierte der King Of Pop mehr als je zuvor mit sich selbst.
Wir verbrachten einen ganzen Tag in der Hit Factory. Ein wahrer Jugendtraum wurde für uns wahr. Wir betraten das Allerheiligste, sollten die ersten Takte von Michaels neuer Musik hören.
Dort, wo die Musik zu leben begann, um das gewohnte Bild zurückzuholen. Für die Gelegenheit hat uns Michael persönlich die Erlaubnis gegeben. Es war ein surrealistisches Gefühl, an demselben Ort zu sein, an dem der King Of Pop gerade dabei war, Geschichte zu schreiben, im doppelten Sinne des Wortes. Zu der Zeit lebte er mit seiner Frau Lisa-Marie Presley in einer Wohnung im Trump Tower. Er erschien täglich gegen 14 Uhr im Studio, und verließ es wieder gegen 2 Uhr nachts. Sein Arbeitsrhythmus war anstrengend, er war extrem vertieft in die Produktion dieses Albums.
Während wir auf Michael warteten, ließ uns Bob Jones allein mit Brad Sundberg, einer der Toningenieure, die mit Bruce Swedien an HIStory arbeiteten. Dann wurde uns erlaubt, die gesamte Hit Factory zu besichtigen. Die Welt von Michael Jackson war stets besonders unzugänglich; die Schweigepflicht wurde von allen Personen streng eingehalten, die mit ihm in Berührung kamen. Dennoch genügte es, dass man auf der Hof des Kings gelassen wurde, damit die Mauer des Schweigens bricht, und die Leute reden würden. Wir haben mehrmals entsprechende Erfahrungen gemacht. Für Michael Jackson zu arbeiten, oder zu seiner „Bande“ zu gehören, das hieß, einer kleinen Familie von Eingeweihten anzugehören, die ihn unterstützte, und gegenseitiges Vertrauen herrschte. Es war nun schon immer so, dass wir zu seinem Mitarbeiter-Team gehörten, ohne ständig überwacht oder kontrolliert zu werden. Bob Jones hatte betont, dass wir das OK von Michael hatten, das genügte, um alle zu beruhigen. Brad Sundberg ließ uns somit die riesige Hit Factory besichtigen. Und währenddessen stellten wir ihm sämtliche Fragen, die einem Fan unter diesen Umständen einfallen konnten. Brad antwortete ohne jede Zurückhaltung, da "Michael Bescheid wusste".
Es wimmelte von Anekdoten wie von Parmesan auf einem Spaghettigericht. An jenem Tag hatten wir das Recht auf unseren Anteil an Enthüllungen... Brad Sunberg erzählte uns, dass Janet Jackson am Vortag in New York angetroffen sei, um Scream aufzunehmen (eine Exklusivinfo in jener Zeit), dass Prince unerwartet vorbeigekommen sei, um Michael zu begrüßen, und einige neue Titel gehört habe (er habe sie "gut" gefunden) ... (Diese Geschichte fand ich schon immer seltsam und nicht ganz glaubwürdig... Michael lässt ausgerechnet PRINCE ins Studio, spielt ihm unveröffentlichte Songs vor? Hatte er bei den TII-Vorbereitungen nicht die Panik, Gott würde Ideen Prince geben und nicht ihm? Anm. des Übersetzers) Er zeigte uns das Studio 1, wo Michael mit einem 80-köpfigen Symphonieorchester Smile live aufgenommen hatte, und beschrieb uns Michaels Unzufriedenheit, als er sich seine Darbietung angehört hat, die nach Meinung aller vollkommen war, jedoch nicht seinen Vorstellungen entsprach. Schließlich sollte Michael den Titel erneut aufnehmen. Brad Sundberg hat ebenso schon an Dangerous gearbeitet, und verriet uns weitere Geheimnisse. Zum Beispiel wie Stephanie de Monaco heimlich gekommen sei, um In The Closet aufzunehmen, ein Geheimnis, das niemals verraten worden war...
Nach der Studiobesichtigung hatte Michael vorgesehen, dass wir Bruce Swedien interviewen sollten, seinen Chef-Toningenieur. Er war 60 und eine Legende; er hatte an allen Soloalben von Michael mitgearbeitet. Wir saßen neben ihm in seinem Studio, unterhielten uns lange über Aktuelles und über die Arbeit an HIStory. Ein spannendes Interview, das in der 12. Ausgabe von Black & White veröffentlicht wurde, wo die ersten Geheimnisse des neuen Albums enthüllt wurden. Als wir uns schließlich von Bruce Swedien verabschiedeten, holte uns Bob Jones ab, um uns zu Michael zu bringen, der gerade im Studio angekommen war. Er empfing uns in einem kleinen Zimmer, das als sein Büro und seine Loge fungierte, wenn er sich in der Hit Factory aufhielt. Der Raum war abgedunkelt, als wir hereinkamen. Wir verstanden sofort warum: Michael war fast überhaupt nicht geschminkt, und seine linke Wange war mit einem großen Pflaster bedeckt. Er war ganz anders angezogen, als man es von ihm kannte.

Roter Text oberhalb der Bilder von der Hit Factory:

Im November 1994, wird das Black & White – Team in die Hit Factory eingeladen, das New Yorker Studio, in dem der König des Pop HIStory aufnimmt. Weltexklusiv wird Michael Jacksons offizielles Magazin die ersten Geheimnisse des neuen Albums lüften... (Na ja, die tragen hier mal wieder etwas dick auf, es gab schon auch noch andere gute Quellen, so kursierte etwa die Info, dass einer der neuen Songs von HIStory Earth Song heißen würde bereits einige Zeit vor dem Erscheinen des Magazins, und zwar auch bevor die diese Info hatten... In einem früheren Produktionsstadium, etwa Ende '94 / Anfang '95, als man bereits jeden Moment mit dem Erscheinen des Albums rechnete, wurde der damals unbekannte Songtitel Earth Song bekannt gegeben und als erste Single von HIStory angekündigt, und diese Info stammte NICHT von Black & White... Anm. des Übersetzers)


Übersetzung Seite 36 (!): (komischerweise nicht nummeriert, links von Seite 37, mit MJ-Pic am Set vom TDCAU-Clip – Gefängnis Version)

Er trug eine sehr weite Hose, im Hip-Hop-Stil der 90er Jahre, eine Baseball-Mütze und ein sehr weites Sweatshirt. Und er kaute Kaugummi. Als wir sein Büro betraten, stand er vom Sofa auf, wo er gesessen war, und gab uns warmherzig die Hand. Wir setzten uns neben ihn, auf seinem Sofa, und zeigten ihm dann die Abbildung, die Christophe erstellt hatte, anhand seiner Lieblingsphotos. Michael betrachtete einen guten Augenblick lang still das Bild. Dann begann er zu klatschen. Die Situation war völlig surrealistisch, in der Hinsicht, dass er als Einziger applaudierte, während es ansonsten absolut still war. Und sein Applaus dauerte... und dauerte.
Mindestens 20 Sekunden lang hat er so geklatscht. Es kam einem vor wie eine Ewigkeit. Als er fertig war, sagte er einfach: "Das ist so schön, dass es Applaus verdient."
Anschließend bat Michael darum, das Bild mehr aus der Nähe zu sehen. Er legte es auf seine Knie, und beobachtete es aufmerksam. Anschließend unterhielten wir uns noch ein wenig. Auch er stellte uns Fragen, und beglückwünschte uns zu unserer Arbeit und unseren Errungenschaften mit Black & White. Der Michael Jackson, den wir vor uns hatten, war nicht derselbe, den wir auf Teneriffa getroffen hatten. Er war aufgeweckter, lebhafter. Sein Blick war scharf. Er war nicht mehr so benommen aufgrund von Medikamenten, was noch paar Monate davor sein Verhalten kennzeichnete. Wir waren ebenso glücklich, ihn natürlich zu sehen. Das war gewissermaßen ein Vertrauensbeweis seinerseits. Er empfing uns in seinem Studio, akzeptierte, dass wir einen Artikel im Rahmen einer Welt-Vorpremiere schreiben würden, und zeigte sich ohne die gewohnt künstliche Art. Es war ein wirkliches Privileg, ihn ohne sein King Of Pop – Kostüm zu sehen. Er war schlicht, sanft und freundlich. Er schien ebenso glücklich, Fans zu haben, mit denen er gewisse Geheimnisse seines nächsten Albums teilen konnte.
Sichtbar aufgeregt stand er plötzlich auf vom Sofa, um aus einem Schrank eine Broschüre zu holen, in der Größe einer 12" Vinyl-Platte, auf der das Cover des neuen Albums abgebildet war. Er hat sie uns voller Stolz gezeigt, und erklärt, dass dies das Cover von HIStory sein würde. Ich lachte (gezwungen) innerlich, als ich sah, dass es sich tatsächlich um dasselbe Bild handelte, wie das, welches uns ein Monat vorher bei Sony Signatures gezeigt worden war. Wie bereits erwähnt, war ich persönlich von diesem Cover nicht begeistert. Einerseits ästhetisch, sehr schön, aber ebenso überheblich, was mir widersprüchlich erschien bezüglich der Demutsbotschaft, die Michael versuchte, überzusenden.

Doch Michael hatte seit Langem einen komplizierten Bezug zur Demut. Das war für gewöhnliche Menschen etwas Selbstverständliches, und gleichzeitig eine Horrorvorstellung für Größenwahnsinnige; bei Michael entsprechend, wenn es um sein Privatleben oder seine Karriere ging. Paar Monate später, als diese berühmte HIStory-Statue in Lebensgröße gebaut werden sollte (Hää? Lebensgröße? Die waren doch viel größer... Anm. des Übersetzers) und in alle Welt geschickt werden sollte, um das Album anzukündigen, sollte ein englischer Journalist die Gelegenheit haben, Michael zu interviewen, und ihn zu fragen, ob er nicht meint, zu weit gegangen zu sein, als er Statuen von sich selbst in aller Welt habe aufstellen lassen? Michael hatte mit einer entwaffnenden Naivität geantwortet: "Wo ist das Problem? Ihr habt auch jede Menge Statuen von dieser Frau in ganz England aufgestellt" "Die Frau" auf die Michael anspielte, war die Königin von England...


Übersetzung Seite 37:

Nach all den Jahren, die wir damit verbracht hatten, Michael zu verteidigen - sei es auf dem Schulhof, im Fernsehen, etc. hatten wir stets Angst davor, dass er sich angreifbar machen könnte, indem er bedenkliche Entscheidungen traf. Woher stammte wohl dieses schlechte Gefühl angesichts der HIStory-Statue. Doch wir sagten nichts, als wir das Cover dieses Albums sahen, auf dem Michael seine Größe selbst feierte, indem er im Granit erstarrte. Es war seine Vision, und ging jedenfalls an uns vorbei. Eben mit Hilfe von solchen Einfällen war er zum King Of Pop geworden. Es war übrigens wirklich so. Doch dieser Größen- und Verfolgungswahn hatte ein Ausmaß erreicht, dass er für uns wahrscheinlich nicht mehr greifbar war. Und der Erfolg des Albums beweist es sicherlich. (Also wie jetzt, erst kritisieren sie die HIStory-Kampagne, und verkünden anschließend, dass sie erfolgreich war? Anm. des Übersetzers)
Nachdem er uns das Cover von der Platte gezeigt hatte, wollte Michael uns den Werbe-Teaser zeigen, der das Erscheinen des Albums begleiten sollte. Bob Jones schien überrascht von Michaels Entscheidung, und sagte zu ihm: „Wirklich?“ Michael antwortete nicht. Er steckte eine Kassette in den Videorekorder, und machte den Fernseher an, der sich am anderen Ende vom Zimmer befand. Dann wurde ihm klar, dass wir nirgendwo Platz hatten, wo wir uns hinsetzen konnten, um den Clip zu schauen. Es gab zwei Sessel, aber sie waren voll mit Kleidung, Briefen, und anderen Paketen. Michael sollte eine derartige Unkompliziertheit beweisen, deren Zeuge wir auch später so manches Mal sein sollten, indem er anfing, die Sachen wegzuräumen, um uns Platz zu machen. Im Grunde genommen war an dieser Geste nichts besonderes. Doch es zeigte mir insofern, wie viel Einfachheit er in sich hatte, obwohl er jemand war, der das nicht tun musste. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Königin von England für uns zwei Sessel aufgeräumt hätte...
Sobald wir es uns vor dem Fernseher gemütlich gemacht hatten, startete Michael das Band und sorgte für eine ordentliche Lautstärke. Man kann nicht sagen, dass der Inhalt des HIStory-Teasers, der paar Monate vorher in Ungarn gefilmt worden war, bei uns auf riesige Begeisterung stieß. Michael als Anführer einer Armee, der sich vor einer verrückten Menge feiern lässt, die ihm schließlich eine riesige Statue aufstellt... Die Botschaft erschien seltsam.
Michaels Camp sollte nachher erklären, dass dieser Teaser eine Matapher sei, um zu zeigen, dass der König des Pop mit voller Kraft zurückgekehrt sei, gewaltiger als je zuvor. Wenn Ihr meint... (Ja, wir wissen's mittlerweile, dass Euch der Teaser nicht gefallen hat, doch es gab auch noch andere Meinungen... Anm. des Übersetzers)
Wir waren jedoch nicht die Einzigen, die diesbezüglich Zweifel hatten. Sony Music hasste die Idee in hohem Maße. Michael hatte sie ihnen aufgezwungen, und sie hatten sich seiner Entscheidung zu fügen. Das war übrigens eines der letzten Male dieser Art, dass er sich gegenüber seiner Plattenfirma durchsetzen konnte.
Tommy Mottola sowie seine Mitarbeiter waren dennoch so überzeugt davon, dass es sich um eine schlechte Kommunikationsachse handelte, dass sie all ihren Filialen diskret die Anweisung gaben, diesen Teaser im Rahmen der Promotion so wenig wie möglich zu verwenden. Sie waren allerdings verpflichtet, ihn in größerem Umfang in den USA einzusetzen, wo Michael die Dinge besser kontrollieren konnte. Ich würde nicht so weit gehen, damit den Flop des Albums in den USA einerseits, und dessen internationalen Erfolg andererseits zu begründen, doch es ist durchaus etwas dran.
(Na ja, diese Interpretation der Dinge muss man nicht 100%-ig teilen... ist auch Ansichtsache. Z.B. finde ich den Childhood-Clip viel schlimmer als den HIStory-Teaser... dann schon lieber ein größenwahnsinniger Michael, der die totale Gigantomanie will, als einer, der völlig lächerlich den kleinen, verletzten Jungen spielt, und dabei total im Selbstmitleid übelster Sorte versinkt... Der HIStory-Teaser hat immerhin visuell einiges zu bieten, Childhood hingegen kann man in keiner Weise ertragen...
Doch sehen wir klar: Scream sowie YANA liefen in den USA durchaus erfolgreich, brachen sogar jedes Mal Rekorde, als sie in die Billboard-Charts eingestiegen sind. Danach hatten wir eine ähnliche Situation wie bei Invincible: Sony weigerte sich, weitere Singles in den USA herauszubringen [Earth Song wurde gecancelt, die idiotischste aller Entscheidungen überhaupt!!], und auch Michael hatte offensichtlich keinen Bock mehr. Gab plötzlich keine Auftritte mehr, cancelte HBO, und konzentrierte sich nur noch auf den Rest der Welt, nur nicht auf die USA. Mag ja sein, dass HIStory in den USA nicht ganz so perfekt lief, wie man es sich erhoffte, und die Kritiken wehgetan haben, doch vom Flop konnte doch keinesfalls die Rede sein, also warum aufgeben? Die ersten beiden Singles bewiesen doch, dass letztlich qualitativ hochwertige Musik stärker ist als jede Kritik. Man hätte weitermachen sollen und auch Earth Song in den USA veröffentlichen sollen. Erfolg kann man nicht erzwingen, aber man kann konstant daran arbeiten, und so hätte HIStory in den USA durchaus noch mehr verkaufen können.
Dort erst halbes Jahr später mit TDCAU weiterzumachen, oder gar erst anderthalb Jahre später mit Stranger In Moscow – das in den USA erst im Sommer ’97 erschien, kann man wohl nur als eine Farce ansehen...
Auch hätte Michael sich wieder daran erinnern können, dass es auch in den USA Stadien und Hallen gibt, wo man Konzerte spielen kann... Anm. des Übersetzers)

Nachdem wir diesen berühmen Teaser gesehen haben, hatte Michael noch eine Überraschung für uns parat. Die schönste von allen. Er hat uns erlaubt, uns einige Songs vom neuen Album anzuhören. Für die Fans, die wir waren – und die wir sind (Jetzt doch auf einmal? Bislang war im Text nur von "waren" die Rede, aber gut zu wissen... Anm. des Übersetzers) – war dies ein wundervolles Geschenk. Nachdem wir uns von Michael warmherzig verabschiedet hatten, kehrten wir ins Studio von Bruce Swedien zurück, um neue Stücke von Michael, acht Monate im voraus, zu entdecken. Michael hat die Stücke selbst ausgesucht, von denen er sich wünschte, dass wir sie hören. Seine Lieblingstitel, jedenfalls in diesem Stadium der Aufnahme-Sessions. Und in der Tat sollten diese Songs auf dem Album erscheinen. Der erste Titel, den wir entdeckten, war Childhood, gefolgt von Stranger In Moscow, Earth Song sowie Smile. Wir waren völlig verblüfft, als wir das Studio verließen, mit der Gewissheit, dass die Chandler-Affäre der Kreativität des King einen Peitschenschlag verpasst hatte. Seine Musik hatte einen neuen, inspirierten und kraftvollen Sound gefunden. Wir waren begeistert und hochmotiviert, davon überzeugt, dass Michaels Comeback gewaltig einschlagen würde.
Vollgepackt mit Exklusivinfos, kehrten wir nach Frankreich zurück, um eine explosive Black & White – Ausgabe vorzubereiten. Weltexklusiv sollten wir den Fans eine Reise ins Herz des nächsten, noch unveröffentlichten Albums von Michael bieten. Das war eine der besten Ausgaben, die wir jemals gemacht haben, und wahrscheinlich die sensationellste von allen. Es war dennoch eine von denen, die sich am schlechtesten verkauften! Michael war seit mehr als einem Jahr aus den Medien verschwunden, es war einfach nicht die beste Zeit...


HIStory

Das HIStory - Album erschien am 15. Juni 1995, und wurde binnen paar Wochen zu einem gigantischen, internationalen Erfolg. Der Erfolg dieser Platte war von entscheidender Bedeutung für Michaels weitere Karriere. Er hatte nichts dem Zufall überlassen. Keines seiner vorherigen Alben hatte von einem ebenso gewaltigen Start profitiert. Sämtliche Promotionsregister, die existierten, wurden gezogen. Michael war auf allen Fronten. Er hat drei Videos gedreht, die beinahe gleichzeitig erschienen sind, Scream, Childhood, und You Are Not Alone, er gab Fernsehinterviews, auf ABC und MTV, sowie die erste Riesenübertragung im Internet; er vervielfachte seine öffentlichen Auftritte, akzeptierte, für mehrere Magazine, Photosessions zu machen, und sang sogar bei den MTV Awards sowie bei den BET Awards. Unterstützt von dieser gewaltigen Promotion, hatte das exzellente HIStory - Album einen spektakulären Start. In weniger als drei Monaten erhielt es 56 Mal Platin in 26 Ländern.
Der mit dem Album erzielte Erfolg war eine Erleichterung für Michael, der sofort seinen Status als unantastbarer Superstar wiedererlangte. Sony Music hatte sich nicht getäuscht bei ihrem Vorzeigekünstler. Der Zuchthengst Jackson war immer noch die Nummer Eins.
Auch für Black & White war die Rückkehr des Königs eine Erleichterung. Die Magazinverkäufe schossen in die Höhe, und haben selbst jene aus den guten alten Dangerous Tour – Zeiten übertroffen. Die vertraulichen Beziehungen, die wir zu MJJ Productions entwickelt hatten, ermöglichten uns einen Zugang zu immer mehr an exklusivem Material. Im Gegenzug taten wir alles, was uns möglich war, um Michaels Leuten all das zu beschaffen, was sie brauchen konnten. Und das erwies sich als ziemlich umfangreich. Wir waren somit zu einer Art Ratgeber für Sony Signatures geworden, die bei der Erstellung all ihrer MJ-Produkte um unsere Unterstützung baten. Wir überwachten oder erstellten somit eine gewisse Zahl von offiziellen Produkten, darunter Trading Cards, Fernrohre, Aufkleber, Postkarten, Lederwaren, T-Shirts, Figürchen, Papierwaren, und andere Schulwaren. Sony Signatures hatte festgestellt, dass die Genehmigung für die Produkte, die wir erstellten, von MJJ Productions quasi sofort erfolgte, verglichen mit dem langem Prozess, der normalerweise notwendig war für die Genehmigung eines noch so unwichtigen Produkts.


Übersetzung Seite 38:

Es war Vertrauensbeweis von Michael an uns, und wir taten alles, um dem gerecht zu werden. Etwa als ein großer französischer Herausgeber den Wunsch äußerte, eine offizielle Michael Jackson – Biographie zu veröffentlichen, die das Erscheinen von HIStory begleiten sollte, wurden wir gerufen, um die Veröffentlichung zu verwirklichen. Sony Signatures war pessimistisch, weil Michaels Anwälte deutlich gemacht hatten, dass keine Buch- oder Produktveröffentlichung zu den Lizenzen gehören konnte, die zum Merchandising-Gebiet gehörten. Dennoch, zur großen Überraschung seiner Anwälte, überging Michael die Regel, um die Veröffentlichung zu genehmigen, so dass eine offizielle Biographie mit unserer Unterstützung nur in Frankreich erstellt wurde. Diese Anekdote ist insofern interessant, als dass sie einen Michael Jackson zeigt, der nicht mehr davon besessen war, jeden noch so kleinen Aspekt seiner Karriere zu kontrollieren, wie es möglicherweise bis dahin gewesen war. Ein Beweis dafür war, dass ihm eine englische Version des Manuskripts von eben dieser offiziellen Biographie vorgelegt wurde, und er nichts daran veränderte. Lediglich seine Anwälte forderten, dass die Stellen, die die Chandler-Affäre betrafen, verkürzt werden, und nicht zu sehr ins Detail gehen sollten, wie es das ein Jahr zuvor mit den Chandlers unterzeichnete Abkommen vorsah. Dieses Werk sollte somit die einzige offizielle, von Michael autorisierte Biographie sein, die jemals erschienen ist, abgesehen von Moonwalk, versteht sich.

Die Jahre 1995 und 1996 waren recht intensiv für Black & White. Die Promotion des HIStory - Albums lief auf Hochtouren, und wir waren eingeladen, so vielen öffentlichen Auftritten des Königs beizuwohnen, wie wir es uns wünschten. Die Treffen mit Michael wurden immer mehr, auch wenn sie oft nur sehr kurz waren. In dieser Etappe des Abenteuers zielten wir nicht darauf ab, mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Wir hatten bereits dermaßen von seiner Großzügigkeit profitiert, dass wir eine richtige Verlegenheit verspürten, wenn es darum ging, ihn zu fragen, ob er Zeit oder Aufmerksamkeit für uns hat. Dennoch wäre es ein Leichtes gewesen, ihm auf die Pelle zu rücken und zu versuchen, immer mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Er hatte eine derartige Anziehungskraft, die nur wenige Menschen kalt ließ. Jedoch gab es eine Barriere zwischen ihm und dem Rest der Welt. Eine Distanz zwischen ihm und uns, die wir niemals hätten überwinden können. (*lol*, ja was habt Ihr denn erwartet, dass er mit Euch in einem Bett schläft oder was, lol, Anm. des Übersetzers) Und das begriffen wir sofort. Deswegen hofften wir nie darauf, engere Verbindungen zu ihm entwickeln zu können. Wir erfreuten uns somit an dem, was wir hatten, was nicht wenig war, etwa zu sehen, wie er sich auf der Bühne entwickelt, seine Genialität zu schätzen, und die Wendepunkte seiner stürmischen Karriere zu erleben. Und natürlich blieb jedes Treffen, das er uns gewährte, ein unvergesslicher Augenblick. Es gab zahlreiche davon in den nachfolgenden Jahren. Um über sie alle zu berichten, wäre ein eine Fortsetzung dieser Ausgabe notwendig! Wir werden somit nur die wichtigsten erwähnen. All die Anekdoten, die jene Jahre prägten, werden wir heute auf diesen engen Seiten nicht unterbringen können.


Einlieferung ins Krankenhaus

Die HIStory – Werbekampagne war tatsächlich reich an Souvenirs. Unsere Beziehungen zu MJJ Productions sowie zu Sony Music erlaubten uns, einen neuen Blick auf Michaels Welt zu werfen. Und vor allem von der Rückseite der Kulisse. So waren wir beispielsweise an erster Stelle, als Michael im Dezember 1995 in einem Notfall ins Krankenhaus gebracht wurde, als er für zwei Sonderkonzerte für HBO probte, in dem kleinen Saal vom Beacon Theatre in Manhattan. Wir brachen gerade nach New York auf, als bekannt gegeben wurde, dass er ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Michael war während der Proben auf der Bühne zusammengebrochen. Als offizieller Grund wurden Dehydratation sowie Müdigkeit angegeben. Doch Ähnlichkeiten zwischen den Umständen dieses Vorfalls und denen, die Michael im letzten Juni das Leben kosteten, sind nicht von der Hand zu weisen. Schon seit mehreren Wochen schlief er schlecht, und griff zu bestimmten Schmerzmitteln, um mit dem Stress dieses Konzerts fertig zu werden. Michael war nicht bereit, auf der Bühne aufzutreten. Er hatte sich dazu überreden lassen, eine unplugged-Show zu geben, das heißt akustisch. Ohne Playback, ohne Explosion, ohne Panzer auf der Bühne, und auch ohne eine hysterische Menge. Die Idee war fantastisch; alle Fans träumten davon. Michael hatte das Publikum fasziniert mit seinen edlen Live-Darbietungen von You Were There, anlässlich des 60. Geburtstags von Sammy Davis im Jahre 1989, und von Gone Too Soon, anlässlich der Einweihung von Präsident Bill Clinton im Jahre 1993. Doch als die Proben nach und nach voranrückten, war Michael immer weniger zufrieden mit dem, was er tat. Er hatte sich nie für einen großen Live-Sänger gehalten, und er kannte seine Grenzen. Die Vorstellung, allein auf der Bühne stehen zu müssen, mit einem Mikro als einziges Requisit, machte ihm immer mehr Angst.



Text unterhalb vom Photo oben:

Im November 1995 ist das Black & White – Team in Deutschland, um dem ersten Fernsehauftritt des King Of Pop in Europa beizuwohnen, in der Sendung „Wetten dass?“.
Bei dieser Gelegenheit haben zwei Gewinner eines vom Magazin veranstalteten Wettbewerbs das Glück, ihr Idol zu treffen. Hinten und ganz rechts: Laurent und Julien...


Text oberhalb vom Photo unten:

Im Dezember 1995 befindet sich Michael Jackson mitten in den Proben für zwei "unplugged" – Konzerte, die anschließend auf dem Sender HBO ausgestrahlt werden sollen. Für Michael war der Höhepunkt des Spektakels sein Pantomimenauftritt während Childhood, in Begleitung von Marcel Marceau, hier ein Bild davon...

Text in rot, oben Rechts, auf Seite 40, am Set von SIM:

Am Set von Stranger In Moscow, wurde Christophe Boulmé gestattet, Michael Jackson frei zu photographieren. Bei dieser Gelegenheit sollte er einige der schönsten Aufnahmen des King machen.


Zuletzt von Arnaud am Sa 27 Jul 2013 - 22:49 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Arnaud

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EXKLUSIV: Übersetzung der kompletten "numéro ultime" – Ausgabe der Black & White (2009) (contains previously released material ;)) Empty
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Übersetzung Seite 41:

Nach und nach hat er dann doch veranlasst, dass das Konzept der Show entwickelt wird, und holte nicht nur doch die Gruppenchoreographien seiner vorherigen Konzerte wieder ins Programm, sondern vor allem waren die meisten Stücke Playback. Für Michael Jackson war das Bessere stets des Guten Feind, er war unfähig, sich mit einer Leistung zufrieden zu geben, die unterhalb dessen war, was er als sein Maximum betrachtete. Aber er hat die Latte stets zu hoch gelegt. Nachdem er auf der Bühne des Beacon Theatre in New York
zusammengebrochen war, hat er die zwei Konzerte, die er nicht geben konnte, im Folgenden nicht verschoben. In der Tat kam ihm der Vorfall sehr gelegen, was verriet, worum es wirklich ging: er wollte diese Konzerte nicht mehr geben. (Wohl war, danach war nie mehr die Rede davon, diese Konzerte nachzuholen. Anm. des Übersetzers) Die Medikamente – um den Stress zu bekämpfen, in Verbindung mit den Strapazen, haben ihn kaputt gemacht. Doch er war mitschuldig an diesem Abdriften, und bediente sich dessen als Ausflucht, vielleicht unbewusst. Wenn man heute diesen ersten Vorfall, der auf das Jahr 1995 zurückgeht, mit dem vergleicht, der sich vierzehn Jahre später ereignen sollte, wird man beunruhigende Ähnlichkeiten erkennen.
(Die Tendenz, Schmerzmittel einzunehmen, dürfte Michael sogar bereits viel früher entwickelt haben. Als er für die ausgefallenen Konzerte der Dangerous-Tour verklagt wurde, wurde ihm vorgeworfen, er bereits sei von Tabletten abhängig gewesen, ehe die Tour überhaupt begonnen hätte. Wenn man sich den Verlauf der Dangerous Tour 1992 ansieht, die letztlich ebenfalls vorzeitig abgebrochen worden war, und Michaels Verfassung bei den entsprechenden Konzerten, klingt es glaubhaft, dass er bereits 1992 abhängig war. Man beobachte zum Beispiel einige Jam- oder Billie Jean – Darbietungen [z.B. Köln 1992], er quält sich regelrecht. Auch war es sicherlich kein Zufall, dass die Dangerous Tour doch relativ spät begonnen hatte, nämlich über ein halbes Jahr nach Album-Veröffentlichung. Die Zeiten, als Michael scharf darauf war, zu touren, schienen vorbei. Anm. des Übersetzers)


Stranger In Moscow

Im Juli 1996 begaben wir uns zum Dreh vom Video zu Stranger In Moscow. Wir waren bereits eingeladen worden, den Dreharbeiten von Scream sowie They Don't Care About Us beizuwohnen, jedoch hinderten uns berufliche Verpflichtungen daran, diese Gelegenheiten wahrzunehmen. Bei einem Michael Jackson – Videodreh dabei sein zu dürfen, war der letzte Jugendtraum, der sich uns noch nicht erfüllt hatte, seit dem Beginn des Black & White – Abenteuers. Wir arbeiteten nicht speziell darauf hin, um ihn wahr werden zu lassen, stets überzeugt davon, dass wir – die einfachen Fans, die wir waren, bis dahin schon mehr als viel Glück hatten. Doch als wir erneut die Gelegenheit hatten, haben wir verstanden. Mehr als eine Woche lang waren wir beim Dreh von Stranger In Moscow anwesend, der in einem Flugzeughangar am Flughafen von Van Nuys stattfand, in der Nähe von Los Angeles. Ein weiteres Mal hat uns Michael ein Ausnahmeprivileg gewährt: er gestattete Christophe Boulmé, beim Dreh frei zu photographieren. Es war das erste Mal, dass er sich von einem unabhängigen Photographen photographieren ließ, d.h. ohne das Recht, das endgültige Ergebnis anzuschauen. Michael blieb seinem Image treu, hatte jedoch mehreren seinen Mitarbeitern anvertraut, dass Black & White sowie das HIStory Magazine ihn stets von seiner besten Seite zeigten. Übrigens bedauerte er nicht, sich von Christophe auf dem Set von Stranger In Moscow photographieren zu lassen. Die Photos, die beim Dreh gemacht wurden, gehören zu den schönsten, die es von ihm gibt. Sie sollten Michael so sehr gefallen, dass er sie für mehrere seiner offiziellen Produkte verwenden sollte, und sie den Aufnahmen von dem Photographen vorzog, den er für den Clipdreh angeheuert hatte...
Die Augenblicke, die wir beim Dreh von Stranger In Moscow verbracht hatten, waren besonders toll. Wir verbrachten Stunden damit, Michael bei der Arbeit zuzusehen, saßen wenige Meter von ihm entfernt. Es war ein faszinierendes Spektakel. Die Gelegenheit unseres Besuches in Los Angeles nahm Christophe ebenso dafür wahr, um einen Entwurf für das Cover von Stranger In Moscow zu erstellen, der Song sollte die nächste Singleauskopplung von HIStory werden. Drei Jahre zuvor, im September 1993, mitten in der Chandler-Affäre, hatte sich Michael in Moskau photographieren lassen, in einer nachdenklichen Einstellung, angelehnt an eine Straßenlaterne. Er hatte gerade den Song Stranger In Moscow komponiert, und hatte sich bereits vorgestellt, diese Bilder für das Cover der Single zu verwenden. (Also hier ist doch einiges etwas verdreht, v.a. verwunderlich, dass ausgerechnet die Black & White Leute das so schreiben... Michael bestätigte zwar, dass er Stranger In Moscow 1993 schrieb, doch konnte er 1993 weder wissen, ob er den Song auch für ein Album verwenden oder gar auch als Single veröffentlichen würde, noch hat er sich sicherlich damals kaum Gedanken über ein Single-Cover gemacht... Das Photo an der Laterne in Moskau entstand eher zufällig, und wurde zudem bereits 93/94 in der Black & White veröffentlicht, wenn auch die Photomontage von Boulmé tatsächlich erst 1996 entstand... in der Tat ist der Cover-Entwurf toll, und erst dann als Michael Boulmés Endergebnis sah, beschloss er, es für das Cover der Single zu verwenden... Anm. des Übersetzers). Mit dem Wissen und im Besitz der Abzüge dieser berühmten Photos, haben wir somit versucht, Michael ein Cover vorzuschlagen, anlässlich unseres Besuches beim Clipdreh. So hat Christophe eine Photomontage angefertigt, indem er das berühmte Photo von Michael in Moskau wieder hervorgeholt hat, und im Hintergrund den Roten Platz hinzufügte. Als Michael den Entwurf des Covers sah, und absolut begeistert war, verliebte er sich sofort, und begann erneut auf seine berühmte Weise zu klatschen, und beglückwünschte Christophe für seine Arbeit. Der Michael Jackson, den wir bei diesem Mal vor uns hatten, war ein wenig anders als der, den wir bis dahin getroffen hatten. Er war imposanter, autoritärer. Es war der Drehort von Stranger In Moscow, etwa zehn Leute umgaben ihn, und warteten auf seine Reaktionen. Michael war der Chef. Man konnte genau spüren, dass die meisten seiner Mitarbeiter sich vor ihm fürchteten. Sämtliche Leute, die für ihn arbeiteten, Bob Jones miteingeschlossen, versuchten, ihn mit allen Mitteln zufrieden zu stellen. Es war ein seltsamer Eindruck, zu sehen, wie eine so schüchterne und freundliche Person, eine derart starke Autorität freilegen konnte. Wenn Michael Beifall spendete, spendeten alle Beifall. Wenn Michael etwas wollte, wollte jeder dasselbe. Michael traf auf der Stelle die Entscheidung, Christophes Cover für die Stranger In Moscow – Single zu verwenden, und verlangte sofort, den Verantwortlichen von Sony Music zu sprechen, der beim Clipdreh anwesend war. Michaels Assistent lief fort, um den besagten Mann zu suchen, er verduftete, als ob seine Mission das wichtigste überhaupt gewesen wäre. Wenige Augenblicke später kam der Verantwortliche von Sony Music im Laufschritt an. Michael stand in seinem schwarzen Mantel sehr aufrecht, die Hände in den Taschen. Seine dicken Schuhe machten ihn einige Zentimeter größer. Er fühlte sich wohl. Und er war beeindruckend. Sein Gesicht extrem geschminkt, seine langen Haare schwarz. (lach, ach nee, waren sie jemals blond? ;) Anm. des Übersetzers) Niemand sah ihm in die Augen. Die Techniker hatten die Anweisung, ihn niemals anzustarren, doch selbst seine engsten Mitarbeiter wagten es nicht, ihn anzugaffen. "Hier das Cover der neuen Single" verkündete Michael, indem er mit dem Finger auf das Großbild der Illustration zeigte, das wir vor ihm hielten. Er bekräftigte seine Wahl vor dem Sony-Vertreter. Dem guten Mann blieb nichts anderes übrig, als dem zuzustimmen. Neben dem König des Pop wirkten sie alle wie kleine Buben. Wir hatten ein erstes Beispiel für die Autorität, die Michael Jackson an den Tag legen konnte. Weitere sollten folgen.


Übersetzung Seite 45: (erstellt von BritBrit, ergänzt und leicht modifiziert von Arnaud)

HIStory Tour

Die HIStory Tour begann am 7. September 1996 in Prag und wir waren bei der Premiere selbstverständlich vor Ort. Der Erfolg des HIStory Albums war bereits zu jenem Zeitpunkt unbestreitbar. Aber Michael wollte mit dieser CD noch mehr erreichen, mehr als mit seinen anderen CDs. Er gab Interviews, sang im Fernsehen in Europa und gab eine Welttournee durch ganz Europa, Asien, Ozeanien, Afrika und Südamerika. Die Chandler-Affäre hatte den King of Pop nicht zerstört, aber diese endlose Tournee hätte es fast...
Nachdem wir der HIStory-Karawane während der ersten Konzerte in Europa, in Tschechien, in Ungarn sowie Holland gefolgt waren, verabschiedeten wir uns von der Tournee, die nun nach "down under" aufbrach.
In Michael Jacksons Lager hatte sich viel geändert. Das Management des King of Pop wurde jetzt von Tarak Ben Ammar geleitet, einem Produzenten von Filmen und Verwandter vom saudi-arabischen Prinzen Al-Walid mit dem Michael gerade eine Unterhaltungsgesellschaft gegründet hatte, die Kingdom Entertainment genannt wurde. Nach MJJ Productions und Sony Music, führten sie ein Teil der Geschäfte von Michael. Nach dem Abgang von Frank Dileo im Jahre 1989, stellte Tarak Ben Ammar eine stabile und ein bisschen autoritäre Figur in der Welt von Michael dar. Aber Tarak Ben Ammar wurde indessen schnell mit der Schwierigkeit konfrontiert, einen sehr mächtigen Superstar zu managen, der vor langer Zeit die Gewohnheit verloren hatte, gegenteilige Meinungen zu seinen Wünschen zu hören. Tarak Ben Ammar, der damit beauftragt war, die Investition des Prinzen Al-Walid zu überwachen, gab sein Bestes, um den guten Ablauf der HIStory Tour und den Erfolg des Films Ghosts, den Michael vor ein paar Monaten fertig gedreht hatte, zu sichern. Aber dies erwies sich als schwierig. Der Filmstart von Ghosts in einer Handvoll amerikanisches Kinos geschah in einer allgemeinen Gleichgültigkeit. Außerdem zeigten sich sehr wenige TV-Sender interessiert an diesem Format, das man ihnen zu einem sehr hohen Preis anbot. Letztendlich sollte die Aufführung von Ghosts vertraulich ablaufen; das große Publikum sollte einen Bogen um diesen Film machen. Der gute Verlauf der HIStory Tour war auch eine gewaltige Herausforderung für den Manager Tarak Ben Ammar. Wenn der erste Teil der Tournee gut verlief, war der zweite chaotisch und verwandelte sich in einen Leidensweg für alle Beteiligten.
Der zweite Teil der HIStory Tour begann am 31. Mai in Bremen, Deutschland. Wir reisten auch an. Zum ersten Mal hatten Julien und ich die Genehmigung, am Konzert an der Vorderseite der Bühne, in dem Gang, in dem sich die Fotografen befinden, um die Show abzuknipsen, teilzunehmen. ("assister à qc" heißt nicht "assistieren", sondern bedeutet "an etw. teilnehmen, einer Sache beiwohnen", Anm. des Übersetzers) Während Christophe einmal mehr den King of Pop auf der Bühne fotografierte, hatten wir das Vergnügen, dem Spektakel in dieser idealen Position beizuwohnen. Und das war wirklich die beste Erfahrung, die wir bei einem Konzert von Michael gemacht haben. Sich bei seiner Performance ein paar Meter von ihm weg zu befinden, war absolut außergewöhnlich. Doch ich war nicht nur von seiner Leistung schockiert an diesem Tag. Was mir in dem Moment, als er die Bühne betrat, auffiel, war sein Blick. Er war woanders, völlig verstört. Er hatte diese leeren Augen, die ich noch nie bei ihm gesehen hatte. Er war unbestreitbar und undiskutierbar unter dem Einfluss eines Rauschgiftes. Er tanzte wie ein Roboter mit der ganzen Grazie und dem Talent, das man von ihm kannte, aber sein Blick war abwesend. Wenn Michael Jackson eine Tournee von 40 Terminen in diesem Zustand angefangen hätte, was hätte man als die Fortsetzung befürchten können?
Für einige Fans, die Michael nahe standen und seine Tournee von Anfang an begleiteten, ließ dieselbe Besorgnis nicht lange auf sich warten. Deutlich sichtbar schien der King of Pop nicht in seinem normalen Zustand zu sein. Doch es war so viel schwieriger sich darüber im Klaren zu sein, dass er vor allem ein Stubenhocker geworden war. Im Gegensatz zum ersten Teil seiner Tournee, als Michael von Land zu Land reiste mit seinem Gefolge, seine Fans traf und seine traditionellen öffentlichen Ausflüge unternahm, blieb Michael schon seit Mai 1997 in seinem Zimmer in einem Pariser Hotel, Avenue George V, das er vor jedem Konzert selten verließ, und sich wieder abends hinbegab. Dort hatte er seinen Sohn Prince, der vor einigen Monaten geboren war, untergebracht.
Michael hatte dem Black & White – Team die Genehmigung erteilt, die HIStory Tour zu begleiten. Ein VIP Pass gab uns Zutritt zu den Kulissen jedes Konzerts. Also begleitete ich einen Teil der Tour und schloss Freundschaften mit einigen Mitarbeitern von Michael. Je mehr Wochen vergingen, desto mehr beunruhigte die Gesundheit des Stars seine Umgebung. Schon seit Juli wusste jeder aus dem Team der Tour von dem Problem der Abhängigkeit, mit dem Michael konfrontiert wurde. Jeden Abend bis zur letzten Sekunde konnte das Konzert abgesagt werden.
Michael versteckte nie seinen Hass auf Tourneen, aber seine steigende Abhängigkeit von sämtlichen Arten von Medikamenten machte ihn unvorhersehbar, unvernünftig und unkontrollierbar. In den Kulissen der Tour war ich zweimal Zeuge von surrealistischen Szenen, die das Ausmaß der Probleme, die der King of Pop hatte, offenbarten. Am 14. August, als sich bereits 45.000 Personen im Stadion von Kopenhagen in Dänemark befanden, telefonierte der Manager der Tournee mit Tarak Ben Ammar in Paris, der ihn informierte, dass Michael vielleicht nicht kommen würde. Es war 19 Uhr… Der Manager der Tournee war hysterisch.


Photo unten:

Am 24. Juni 1999, in Seoul, Südkorea, probt Michael Dangerous mit seinen Tänzern für das Michael Jackson & friends – Konzert, das am nächsten Tag stattfinden sollte.


Photos auf den nachfolgenden beiden Seiten (nicht nummeriert, es handelt sich jedoch um 46 sowie 47)

- Photo oben, Seite 46:

Am 10. Juni 1997 befinden wir uns im Regieturm der HIStory Tour, um beim Konzert dabei zu sein, das Michael in Amsterdam vor 50 000 Personen gibt. Christophe hat seinen Photoapparat dabei, doch der Tourmanager hat die Anweisung, Gästen zu verbieten, von der Regie aus Photos zu machen. Bob Jones ist vor Ort und versucht seinem amerikanischen Kollegen zu verstehen zu geben, dass wir von Michael persönlich eine Genehmigung haben, der Tourmanager will nichts davon hören: Photos machen verboten, Punkt. Bob Jones sollte darauf warten, dass der gute Mann sich umdreht, um Christophe zu sagen, dass er diskret knipsen soll. Christophe sollte gerade mal die Zeit haben, etwa zehn Aufnahmen zu machen. Darunter diese, die wir Euch hier unten zeigen, welche übrigens das offizielle Cover der HIStory – Single werden sollte...

- Kommentar auf Seite 47, unterhalb vom "Ghosts" – Bild:

Ursprünglich dafür gemacht, um einen Artikel über den Film „Ghosts“ in der Black & White zu veranschaulichen, sollte diese von Christophe Boulmé stammende Illustration schließlich das offizielle Filmposter werden. Michael verliebte sich sofort in das Bild, als er es sah! Konzipiert als ein altes Horrorfilm-Poster aus den 70ern, diente diese Illustration ebenso als Cover der Ghosts Maxi CD. (bzw. des zweiten Teils der HIStory/Ghosts Single-Veröffentlichung, Anm. des Übersetzers)


Übersetzung Seite 49: (erstellt von BritBrit, ergänzt und leicht modifiziert von Arnaud)

Einige Tage später in Göteborg, in Schweden, die gleiche Situation. Eine Viertelstunde vor Beginn des Konzerts war Michael immer noch nicht da. Sein Team war am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Der Manager der Tour stand in Kontakt mit dem persönlichen Bodyguard von Michael, Wayne Nagin, der versuchte, seinen Chef aus dem Bett zu kriegen. Was er diesmal, wie andere Male, auch schaffte. Michael wurde also bis zum Flughafen gerast, wo ein Privatjet ihn zum Zielort brachte. Es passierte mehr als einmal, dass er direkt aus dem Flugzeug auf die Bühne gebracht wurde, um Zeit zu gewinnen… Solche Situationen wurden gewöhnlich. Aber weil die Konzerte doch immer stattfanden, gewöhnte sich jeder daran. Mit Ausnahme des Konzerts von Ostende in Belgien, das aufgeschoben wurde, hielt der King of Pop alle Shows der Tournee plangemäß ein. Aber zu welchen Preis… Das Schema war immer dasselbe: Er konnte nicht schlafen, also nahm er starke Betäubungsmittel, die ihn betäubten. Und um aufzustehen, nahm er Muntermacher. Dieser furchtbare Cocktail ermöglichte es ihm, das Ende der Tournee zu erreichen. Und niemand ließ sich täuschen. Ich erinnere mich an Wayne Nagin, den Bodyguard, der den Zugang zu Michaels Zimmer für mehrere seiner Mitarbeiter versperrte und ihnen erklärte, dass der Star nicht „klar im Kopf“ war und dass er sie später durchlassen würde. Jeder war auf dem Laufenden bei der Tour. Und niemand machte was. Nicht weil Michaels Mitarbeiter schlechte Menschen waren, sondern weil es keine einfache Lösung zu einem komplizierten Problem gibt. Und niemand konnte wirklich das Ausmaß der Gefahr abschätzen. Auf jeden Fall wäre das einzig Vernünftige gewesen, die Tournee abzusagen, Michael in eine Entziehungskur zu schicken und ihn dort so lange zu lassen, bis er von seiner Abhängigkeit befreit wäre. Aber das war weder eine Option für die Investoren, die auf den King of Pop gesetzt hatten, noch für das Lager von Michael, das eine so radikale und teure Entscheidung nicht fällen wollte. Es kommt der Moment, wo Geschäft Geschäft ist. Und auch wie kalt und unmenschlich dies für alle Beteiligten dieses Dramas auch erscheinen mag, war Michael die einzige Person, die die Kontrolle hatte, der alleinige Verantwortliche. Das war nicht nur eine Art sich aus der Sache rauszuhalten, sondern das war gleichermaßen die Realität. Niemand hatte Kontrolle über Michael. Er war so mächtig und unnachgiebig, wenn man sich ihm in den Weg stellte. Und sich ihm und seiner Abhängigkeit in den Weg stellen, war keine einfache Angelegenheit. Konnte man nur glauben, dass irgendjemand die Macht hatte, Michael Jackson zu einer Entziehungskur gegen seinen Willen zu zwingen? Ihn, der seine Familie auf Abstand hielt und nur sehr wenige Freunde hatte. Jedenfalls niemand, dessen Einfluss auf ihn lebensrettend hätte sein können.
Einige Fans bemerkten schließlich, dass irgendwas bei Michael nicht rund lief. Und sie wollten handeln. Sie waren wenige, denn die Idee, dass der King of Pop ein Junkie am Abdriften hätte sein können, ist für seine Bewunderer schwer zu akzeptieren. Der größte Grund dafür ist, dass man ihn jeden Abend auf die Bühne springen und zwei Stunden lang tanzen sah.
Eine Handvoll Fans setzte sich somit in den Kopf, zu handeln, um Michael zu helfen. Das Projekt war, einen riesigen Banner zu entwerfen auf dem eine eindeutige Botschaft stand: „Michael, löse dein Abhängigkeitsproblem. Höre auf mit der Tour“. Dieser gigantische Banner sollte dann bei jedem Konzert, in der gesamten ersten Reihe entfaltet werden. Die Idee war kühn, aber nicht zu verwirklichen. Die Meinungsverschiedenheiten unter den paar Personen von dieser ursprünglichen Initiative waren jedenfalls nachvollziehbar, was die Umsetzung anbelangte. Das Lager von Michael wusste übrigens von diesem Gerücht und wollte es verhindern. So konnte das Problem nicht gelöst werden.
Die HIStory-Tour kam letztendlich zu ihrem Ende und ließ Michael in einem kritischen Zustand. Der Tod von Lady Diana einige Tage vor dem Ende der europäischen Konzerte, verpasste dem Gemütszustand des King einen furchtbaren Schlag, und warf den King in eine brutale Magersucht. Das Fehlen von Essen und Schlaf zusammen mit dem exzessiven Gebrauch von gefährlichen Medikamenten und den körperlichen Anstrengungen seiner Performances gaben ihm fast den Rest. Als er endlich im Oktober 1997 in die USA zurückkehrte, war sein Team sehr beunruhigt. Sein Leben war wirklich in Gefahr. Obwohl die Information zu der Zeit nicht durchsickerte, wäre Michael Jackson beinahe im Oktober 1997 mit 40 Jahren gestorben.
Doch die Tour war vorbei, und die Informationen, die uns von seinem Team erreichten, waren schrittweise besser. Der King berappelte sich wieder.


Ein Tête-à-Tête mit Michael

Sechs Monate später, im April 1998, sahen wir Michael in Los Angeles wieder. Ausnahmsweise war ein Treffen vereinbart worden. Es war außergewöhnlich in dem Maße, dass wir für das erste Mal mit Michael Zeit verbrachten, ohne Vorwand, einfach nur um mit ihm zu reden. Das war ein Geschenk, das er uns machte und wir waren uns vollständig darüber bewusst, was das bedeutete.
Er empfing uns in einer Suite in dem Hotel, in dem er sich aufhielt. Wir waren eine Stunde lang alleine mit ihm. Ein außergewöhnlicher Moment. Wir hatten einen Michael Jackson in Form vor uns. Er stand nicht unter Einfluss eines Betäubungsmittels. Seine Gedanken waren klar und er war lebhaft. An jenem Tag haben wir über viele Sachen geredet, wie der Artikel in der Black & White - Ausgabe 25 beweist. Michael war so wie wir ihn immer sahen: nett, großzügig und einfach. Natürlich verloren wir den surrealistischen Aspekt der Situation nicht aus dem Blick. Wir plauderten mit dem King of Pop, während wir auf einem Himmelbett saßen, ohne irgendeine Zeremonie. Michael war ungezwungen. Er war so einfach. Trotz seines Vermögens war er der kleine Junge aus Gary, Indiana, geblieben, der sein Zimmer mit seinen sechs Brüdern und Schwestern teilt. Er hatte nichts unbeholfenes oder gekünsteltes an sich. Er sprach mit uns auf eine spontane und ehrliche Art. Aber seine Zerbrechlichkeit kam oft durch seine Äußerungen zum Vorschein. An jenem Tag zögerte er nicht, uns an seiner Frustration gegenüber seiner Beziehung zu Sony Music teilhaben zu lassen. Das war das erste Mal, an dem wir ihn in dieser Art und Weise sprechen hörten. Die Lage mit der Plattenfirma war bereits angespannt, und Michaels vertrauliche Mitteilungen kündigten ein Unwetter an.
Bereits zu dieser Zeit war Michael bei Sony verschuldet. Das multinationale Unternehmen schoss ihm einen gigantischen Geldbetrag vor, der es ihm erlaubte, oberhalb seiner Mittel zu leben. Aber je mehr Michael das geliehene Geld ausgab, desto mehr zog sich die Schlinge um sein Besitz (der berühmte Hälfte des Sony/ATV Katalogs) zusammen und er konnte seine künstlerische Unabhängigkeit weniger durchsetzen.


Kommentar oben, Photo links (Seite 50, nicht nummeriert):

Als Hommage an Charlie Chaplin, eines seiner Idole, posiert Michael im Kostüm aus jener Zeit in Begleitung von einem Jungen, der eigentlich „the kid“ verkörpern sollte. Eine Aufnahme, die aus dieser Photosession stammt, sollte für das Cover der Smile-Single verwendet werden, deren Erscheinen schließlich von Sony Music gestrichen werden sollte. Weil die Plattenfirma es nicht für nötig befindet, 2 Millionen Dollar (das von Michael geforderte Budget) zu investieren, um einen zusätzlichen Clip zu produzieren, zu einem Zeitpunkt, wo das HIStory-Album fast tot ist. (Also, wenn man sich einige der bislang nicht gezeigten Bilder so ansieht, versteht man, warum sie damals nicht veröffentlicht wurden, sondern ins Archiv wanderten... so auch dieses... die Blicke der beiden... shit...lol, Anm. des Übersetzers)


Übersetzung Seite 51: (die ersten ca. 50% erstellt von BritBrit, ergänzt und leicht modifiziert von Arnaud; die restlichen 50% komplett erstellt von Arnaud)

Deshalb hatte Michael schon im Gegenzug zu den wahnsinnigen Geldbeträgen, die ihm vorgestreckt wurden, Zugeständnisse machen müssen. Das Album Blood On The Dance Floor, das im Sommer 1997 herauskam, war ein erstes Beispiel dafür. Michael hatte diese Misch-CD, zur Hälfte unveröffentlichte Lieder und zur anderen Hälfte Remixes, nie gewollt. Man hatte ihn einiges schlucken lassen. Erstens hasste er die Remixe, die man aus seinen Liedern gemacht hatte. Außerdem musste er aus seinem Tresor auf unbekannte Lieder von den Dangerous und HIStory Aufnahmen zurückgreifen, damit das Projekt Form annahm. Das war nicht seine Art zu arbeiten. Folglich begann Michael einen Groll gegenüber Sony zu hegen. Ohne Zweifel einen exzessiven Groll. Für ihn war nichts, was Sony machte, gut. Überdies vertraute er uns an, dass Sony ihn drängte, Clips unwürdig seiner Qualitätsstandards zu machen. Er hatte sich auch der Entscheidung von Mottola, Smile nicht als Single am Ende der Promo von History herauszubringen, widersetzt.
Aber inmitten dieser ganzen Frustration, blickte Michael auch mit viel Optimismus auf die Zukunft. Er hatte zahlreiche Projekte. Ein neues Album vor allem, an dem er schon, wie er sagte, begonnen hatte, zu arbeiten. Und Ideen für Filme, da das Kino ein großer Traum für ihn blieb.
Bevor wir Michael an diesem Tag, im April 1998, verließen, hatten wir eine Bitte an ihn. Das war das erste Mal, dass wir ihn um so etwas baten. Wir hatten immer Schwierigkeiten, um an Bilder für Black & White zu kommen. Also fragten wir ihn, ob es möglich wäre, dass wir an neue Bilder gelangen. Seine Reaktion war typisch. Treu seiner gewöhnlichen Großzügigkeit, nahm er das Telefon und rief seine Assistentin an und befahl ihr buchstäblich für uns die Fotoarchive von MJJ Productions zu öffnen und uns alle Bilder nehmen zu lassen, die wir wollten. (Na na, BritBrit, schäm Dich, hier einfach abzubrechen, und ich muss jetzt mit dem ganzen restlichen Dreck weitermachen... ;-)), Scherz, Anm. des Übersetzers) Diese Anekdote liegt mir am Herzen, weil sie zu meinen besten Fanerinnerungen gehört. Am Tag nach dieser Begegnung mit Michael, stellten wir uns also bei MJJ Productions vor, um Michaels Willen zu erfüllen. (jaja, "Michaels Willen", geschnorrt habt Ihr bei ihm ;-), Anm. des Übersetzers). Das war nicht das erste Mal, dass wir diese Büros besuchten, doch was wir an jenem Tag sahen, war auf seine Art absolut einzigartig. Zunächst ließ man uns in einen Konferenzsaal, dann nahm sich eine der Sekretärinnen uns an, um uns all die Verzeichnisse zu bringen, die wir zu sehen wünschten. Eine fantastische Erfahrung... Im Archivraum von MJJ Productions befanden sich Hunderte von Aktenordnern mit Negativen und Abzügen von sämtlichen Bildern, die seit 1982 von Michaels Photographen gemacht wurden. Wir mussten nur ein Themengebiet nennen, und schon brachte man uns die entsprechende Mappe. Stundenlang blätterten wir die Seiten dieser riesigen Ordner durch, in denen Tausende von unveröffentlichten Bildern verborgen waren. Wir kennzeichneten unsere Auswahl mit einer gelben Haftnotiz. Wir wählten an jenem Nachmittag etwa mehr als Hundert Bilder aus. Leider konnten wir sie nicht alle verwenden. Die Rechte an bestimmten Aufnahmen lagen bei Dritten. Ich erinnere mich insbesondere an atemberaubende Photos von Michael im Captain Eo – Outfit, der wie verrückt vor dem roten Hintergrund des Studios tanzt. Auch gab es prachtvolle Bilder, die von Ghosts gemacht wurden, sowie Aufnahmen von Michael in Begleitung von Bigfoot beim Dreh von Remember The Time. Von den unzähligen Mengen an unveröffentlichten Schnappschüssen von Michael in sämtlichen erdenklichen Klamotten und Kostümen ganz zu schweigen. Verkleidet als Pirat, als Motorradpolizist, als Soldat in allen Epochen, in futuristischen Kostümen... Einige der unveröffentlichten Bilder, die wir an jenem Tag mitgenommen haben, sind in dieser allerletzten Ausgabe zu sehen. Sie sind niemals irgendwo anders erschienen. Ein posthumes Geschenk von Michael an seine Fans...

Trotz all der Projekte, die er angegangen war, war das Ende der 90er Jahre nicht so produktiv wie es für den König Of Pop hätte sein können. Entschlossen, verschiedenen Tätigkeiten nachzugehen, verzettelte er sich in unsichere Firmen, und ging mit zweifelhaften Personen Verbindungen ein. Seine Rückkehr auf die Bühne verzögerte sich entsprechend. Mit Ratlosigkeit verfolgten wir diesen Zeitabschnitt der Irrfahrt. Was das Black & White – Magazin anbelangt, so konnte es so nicht überleben. Wie wir bereits 1994 die Erfahrung gemacht hatten, als Michael vom Tagesgeschehen verschwand, wandte sich die Mehrheit seiner Fans augenblicklich von ihm ab. Im März 2000, als wir mit einem starken Rückgang der Verkaufszahlen des Magazins konfrontiert wurden, hatten wir keine andere Wahl, als dessen Veröffentlichung vorläufig zu unterbrechen. Wir blieben jedoch weiterhin in Kontakt mit dem Jackson – Lager, und verfolgten Neuigkeiten aus der Nähe. Dann gründeten wir Planet Jackson (http://www.planetjackson.com, Anm. des Übersetzers) , eine Internetseite auf Englisch, die eine logische Alternative zur Druckversion des Magazins darstellte. Die Seite hatte sofortigen und, für die damalige Zeit, riesigen Erfolg. Wenig überraschend, dass es ein Publikum gab, das auf zuverlässige Informationen scharf war, die täglich sowie... gratis geliefert wurden. Leider hatte es keinen wirtschaftlichen Sinn, eine Seite dieser Art weitgehend kostenlos zu betreiben. Nach zwei Jahren des Bestehens und hohen finanziellen Verlusten schloss die Seite folglich ihre Tore.


Photo oben:

Im April 1998, verbringen die drei Musketiere von der Black & White eine Stunde im Gespräch mit dem King. Überraschende Enthüllungen sollten folgen...


Übersetzung Seite 53: (die ersten ca. 75% erstellt von BritBrit, ergänzt und leicht modifiziert von Arnaud; die restlichen 25% komplett erstellt von Arnaud)

Invincible

Nach monatelanger Arbeit machte Michael im November 2000 bei den Aufnahmen von Invincible endlich Fortschritte. Wie gewöhnlich betrachtete er die Sache als etwas Großes, und machte dabei vor nichts Halt. Das Album war das teuerste von allen, die Aufnahmekosten beliefen sich auf die astronomische Summe von 30 Millionen Dollar. Typischerweise hatte Michael gleichzeitig mehrere Aufnahmestudios gebucht, Tontechniker und Musiker zu seiner Verfügung, und all das für eine sehr lange Zeit. Und die Zähler drehten sich unaufhörlich. Sony Music bezahlte die Rechnung und verbiss ihren Ärger. Denn zum ersten Mal seit Off The Wall gingen die Aufnahmekosten des neuen Albums von Michael zu Lasten des Superstars. Und alle Einkünfte, die er von dem Verkauf der CD einnehmen sollte, gingen in erster Linie an diese Ausgaben. Bevor er nicht 10 Millionen Exemplare verkaufte, sollte Michael nicht einen Cent einnehmen. Das war eine neue Konsequenz der Vereinbarrungen, die der King of Pop mit Sony getroffen hatte. Je mehr Geld er von ihnen lieh, umso mehr verringerten sich seine Vorteile.
Sony Music hatte indessen Interesse daran, Michael Jackson in Schulden untergehen zu lassen. Das war das sicherste Mittel, ihn an der Gurgel zu haben und ihn dazu zu zwingen, ihnen die Hälfte des Sony/ATV Katalogs zu überlassen, den er noch besaß, und dessen Wert auf 500 Millionen Dollar geschätzt wurde.
Aber im November 2000 wollte Michael Invincible noch vollenden und mit Sony Music zusammenarbeiten, um obendrein aus der CD einen Erfolg zu machen. Allerdings kam es zu einem Vorfall, der seinen Gemütszustand ändern sollte. Als er die CD Tommy Mottola präsentierte, wurde Michael mit einer demütigenden Situation konfrontiert. Der Chef der Plattenfirma zeigte Vorbehalte gegenüber der Qualität von sechs Stücken, die der Star ihm gerade eben vorgeschlagen hatte. Er legte Michael also nahe, wieder ins Studio zurück zu kehren, um etwas anderes, besseres zu produzieren… Diese grobe Beleidigung kennzeichnete einen schweren Bruch in den Beziehungen des King of Pop mit seiner Plattenfirma. Michael fühlte sich beleidigt und erniedrigt. Er setzte monatelang keinen Fuß ins Studio und wollte nichts mehr von Sony hören. Von da an war seine Entscheidung die Plattenfirma zu verlassen, getroffen. Er nahm noch Invincible auf und lieferte unbekannte Songs für ein oder zwei Best Ofs, aber Sony war schon Teil seiner Vergangenheit.
Michael kehrte letztendlich ins Studio zurück, um Invincible fertig zu machen, aber sein Herz war nicht mehr da. Der King verstand, dass er über seine musikalische Karriere keine Kontrolle mehr hatte und er litt darunter. Er war nicht einmal mehr in der Lage, das Cover seiner eigenen CD zu bestimmen... Michael wollte, dass der französische Fotograf Arnaud Bani das Foto des Albums macht. Er begab sich sogar extra für diese Gelegenheit in ein Studio in einer Pariser Vorstadt. Aber die prächtigen Aufnahmen hatten Sony nicht gefallen, sie steckten sie in ein Schließfach, und hatten eine andere, schlichtere Abbildung durchgesetzt. Macht Euch darauf gefasst, dennoch die besagten Bilder demnächst auf einem neuen, posthumen Album zu sehen…


Der Bruch

Einige Monate vor dem Erscheinen von Invincible entschied Michael, Tommy Mottola darüber zu informieren, dass er sich entschlossen hatte, Sony Music zu verlassen. Die Ankündigung hat den Chef der Plattenfirma bestimmt wütend gemacht, der sogleich entschied, die Promotion des neuen Albums zu sabotieren. Wenn Michael Jackson gehen wollte, sollte Sony ihm keinen Erfolg als Abschiedsgeschenk gönnen. Trotz allem legte Invincible einen erstaunlichen Start hin, den schnellsten der gesamten Karriere des King of Pop. Fünf Millionen Exemplare wurden quer über die Welt innerhalb eines Monats nach der Veröffentlichung verkauft.
Parallel zum Erscheinen des Albums hatte Michael einem Projekt seines Jugendfreundes und Produzenten - David Gest, zugesagt, ein großes Konzert zu geben, um sein 30-jähriges Bühnenjubiläum zu feiern. Ein weiteres Mal wurden wir in das Projekt miteinbezogen. Wir waren David Gest von Michael empfohlen worden, um das Konzertposter zu entwickeln. Christophe ließ sich ein weiteres Mal eine Kreation für dieses Ereignis einfallen. Das Ergebnis seiner Arbeit gefiel Michael sofort, und die Sache schien geregelt. Oder fast. Der berühmte David Gest, ein exzentrischer Millionär, nutzte unsere Aufopferung für Michael aus, indem er uns ganz nach seinen Launen arbeiten ließ. Und die hatte er häufig. Wir machten alles umsonst, und er nutzte es aus, ja missbrauchte es! In den Wochen vor den Konzerten im Madison Square Garden, rief er täglich an, jedes Mal mit neuen Änderungen, die wir an den Konzertpostern vornehmen sollten, eine komischer als die andere. Jedes Mal wenn er das Gefühl hatte, dass das Maß voll ist, versprach er uns Geschenke als Dankeschön: Michaels T-Shirt nach dem Konzert! Seinen Hut! Das Poster, von allen Stars unterschrieben! Wir ließen uns nicht täuschen. Das war Ausbeutung. Doch wir taten all dies aus Loyalität zu Michael und, wir machen keinen Hehl daraus, weil es etwas Faszinierendes hatte, die Vorbereitungen für die Konzerte „backstage“ zu verfolgen. Während dieser langen Gespräche mit David Gest, in denen es darum ging, ein Komma zu ändern, einen Rahmen um einen Millimeter nach links zu verschieben, oder den Blauton ein wenig zu ändern, vertraute er mir die Hintergründe der Vorbereitungen an. Und das war eine ganze Menge...


Übersetzung Seite 54: (erstellt von BritBrit, ergänzt und leicht modifiziert von Arnaud)

Jermaine Jackson, der so tat, als ob er sein Erscheinen absagen würde, um mehr Geld zu bekommen… Justin Timberlake, der damit drohte, nicht zu kommen, wenn Michael mit ihm nicht auf der Bühne bei den MTV Awards tanzen sollte... Lisa Minelli, die zu betrunken war, um zu proben und Whitney Houston mit Kokain zugedröhnt, Marlon Brando, der sich heimlich von Michael bezahlen ließ, um zu erscheinen… Man hätte genug Stoff gehabt, um ein Buch darüber zu schreiben.
Und dann, eines Tages Ende August 2001, klingelte das Telefon im Büro gegen Abend. Ich nahm ab und hörte die Stimme von David Gest, der mir einen Guten Tag wünschte. Das wurde zur Gewohnheit, er rief immer an. Aber dieses Mal sagte er mir: „Ich geb dir jemanden…“. Plötzlich, am anderen Ende der Leitung, hörte ich ein unverständliches Kauderwelsch. Ich erkannte weder die Stimme noch die Sprache, in der mit mir geredet wurde. Ich brauchte einen Moment, um zu glauben, dass es Michael sein könnte. Denn es war wirklich er. Er war im Büro von David Gest in New York, und er versuchte etwas auf Französisch zu sagen. Ich bat ihn, es zu wiederholen und er tat es. Aber ich verstand ihn immer noch nicht. Ich weiß immer noch nicht, was er versuchte zu sagen. Vielleicht: „Voulez-vous coucher avec moi?“ Das ist ein ziemlich bekannter Satz bei Ausländern. Er fing glücklicherweise an auf Englisch zu reden, beglückwünschte uns für unsere Arbeit an den Konzerten im Madison Square Garden. Er liebte das Plakat, die Eintrittskarten, und all die anderen Produkte. Ich beglückwünschte ihn zu You Rock My World, das gerade über den Rundfunk erschienen war. Michael sagte auf eine bescheidene Art "Danke", dann fügte er hinzu, dass dieses Lied nicht sein Lieblingslied war, und dass es auf dem Album bessere gab. Ich sagte ihm, dass ich die CD schon gehört hatte und dass wirkliche exzellente Lieder drauf waren. Meine Bemerkung überraschte ihn sehr. Ich erklärte ihm, dass bereits einige „Vorab-Listenings“ stattgefunden hatten. Er wollte uns dann Plätze für die Konzerte vorschlagen, aber David Gest griff ein, um ihm zu versichern, dass er sich schon gut um uns gekümmert hätte. Gewissermaßen war das wahr.


Madison Square Garden

Wir kamen am 6. September 2001 in New York an, um am ersten der zwei Konzerte von Michael, im Madison Square Garden, teilzunehmen. Arnaud Bringer, der sich zuletzt dem Black & White – Team angeschlossen hatte, war mit von der Partie. Da wir aufgrund von beruflichen Verpflichtungen am 10. September zurück nach Paris mussten, sollten wir nicht in der Lage sein, beim zweiten der beiden vorgesehenen Konzerte dabei zu sein. Somit würde Arnaud damit beauftragt werden, das zweite Konzert zu verfolgen. Dieser Bericht sollte in einer neuen Black & White – Ausgabe erscheinen, die ihr großes Comeback bei den europäischen Zeitschriftenhändlern feiern würde, nach anderthalbjähriger Abwesendheit.
(Na ja, bekanntlich dürfte diese Comeback-Ausgabe brutal gefloppt sein, wenn auch zu Unrecht, da sie ein weiteres Mal gefüllt war mit unzähligen interessanten Berichten und Infos; da nie wieder eine Fortsetzung erschien. Auch gab es keine deutsche Version mehr, obwohl es Gerüchte gab, dass eine deutsche Übersetzung bereits vorlag, aber man sich offenbar entschieden hatte, die Sache doch abzublasen. Möglicherweise wurden die Black & White – Leute u.a. auch von der Tatsache entmutigt, dass Invincible bereits nach wenigen Wochen in den dt. Charts abstürzte. Wenn die neue Black & White – Ausgabe selbst in Frankreich floppte, wo Invincible sowie YRMW immerhin trotz allem ganz ordentlich liefen, wollten sie um Deutschland erst Recht einen Bogen machen. Irgendwann werden wir vielleicht auch diese Ausgabe übersetzen! U.a. finden sich hier sehr exklusive und interessante Infos über das Invincible-Album, auch ist "Call Hector" wieder mit von der Partie. :-) Anm. des Übersetzers)
Für zahlreiche Fans, die nach New York gereist waren, und ein Vermögen ausgegeben hatten, um ein Ticket zu bekommen, sollten die Konzerte im Madison Square Garden sicherlich ein unvergesslicher Moment bleiben. Für uns war es eine unaussprechliche Enttäuschung. Einige Monate früher hatte Michael sich erneut neuen plastischen Operationen unterzogen, die ihn in einem traurigen Zustand zurückließen. Er konnte nicht mehr lächeln. Dieses herrliche Lächeln, so mitteilsam, voller Charme und Fröhlichkeit, wurde durch eine gelähmte Lippe ersetzt. Seine Nase war auch erneut operiert... Die Verzweiflung dieses Gesichtes war ein schmerzlicher Anblick. Michael trug eine erstarrte Maske zur Schau, die kaum etwas zu sehen ließ. Als er einige Meter von uns Platz in seiner Loge nahm, waren wir erschüttert durch dieses Spektakel. Andere Fans auch. Einige konnten ihre Tränen nicht halten.
Michael war ebenso einem seiner anderen Dämonen erlegen: den Beruhigungsmitteln. Sobald er aus seiner Limousine ausstieg, am Arm von Liz Taylor, gab es kein Zweifel, dass der King nicht in seinem normalen Zustand war. Er hatte einen leeren Blick und schien stark
angeschlagen zu sein. Sein Gang war zögernd. Der Stress des Abends, die Angst sich auf der Bühne zu zeigen, hatten ihn wieder reingestürzt. Michael kam mit zwei Stunden Verspätung im Madison Square Garden an, was eine Überschreitungsgebühr von 180.000 Dollar für die Miete der Halle nach sich zog.

Vor allem jedoch die Leistung, die er an diesem Abend brachte, erwies sich als sehr enttäuschend. Michael war immer in einer Kategorie für sich. Natürlich war er allen Popstars überlegen. Es stellte sich nicht die Frage, ihn mit jemandem anderen zu vergleichen. Er war an diesem Abend selbst von sich enttäuscht. Welch schmerzliche Erfahrung ihn zu sehen wie er sich abmühte, Billie-Jean zu performen - die Nummer, die er bei egal welchem Konzert der History Tour perfekt aufführte, auch als er durch einen exzessiven Medikamentenkonsum abgestumpft war.
Als wir an jenem Abend aus dem Madison Square Garden kamen, war ich aufs tiefste betrübt: Ich hatte das Gefühl, den Schatten von Michael Jackson gesehen zu haben. Und die Angst, das fesselnde Genie, das die Welt begeisterte, für immer verloren zu haben. Aber für die Mehrheit der Zuschauer war der King of Pop er selber. Die Kommentare der Journalisten waren nicht negativ. Die Pleite war also nicht offenkundig. Man muss jemanden wirklich gut kennen, um zu sehen, dass er sich nicht in seinem normalen Zustand befindet. Ein Grundsatz, der sich ein paar Jahre später bestätigte, als der King of Pop eine Pressekonferenz gab, um eine Konzertserie in London anzukündigen und sich niemand von seiner Magerkeit alarmiert fühlte und nicht feststellte, dass er unter Einfluss von Betäubungsmitteln stand.


Kommentare zu den Photos in rot:


Rechte Seite: Michael beim Dreh vom Video zu One More Chance, im November 2003. Der Clip sollte niemals fertiggestellt werden. Am Ende vom ersten Drehtag, war Haftbefehl gegen Michael Jackson ergangen.

Unten: Die Jacksons in den Kulissen vom Madison Square Garden, im September 2001.


Übersetzung Seite 56: (erstellt von BritBrit, ergänzt und leicht modifiziert von Arnaud)

Bei diesem ersten Konzert im Madison Square Garden verstand jedoch eine Person Michaels Situation: sein Produzent, David Gest. „Michael war unter Einfluss von starken Beruhigungsmitteln“, gestand er. Der Produzent hatte ein energisches „Auge an Auge“ mit seinem Star. Er drohte ihm, ihn für die Konzerte nicht zu bezahlen, wenn er im selben Zustand zu dem zweiten erscheinen sollte. Michael hörte auf ihn. Als er sich für die Show am 10. September zeigte, war er in einem besseren Zustand und man spürte seine Leistung. Fast alle Ausschnitte von seiner Performance, die im Fernsehen gezeigt wurden, stammen übrigens von der zweiten Show.


Verschwörung

Kurz nach dem Erscheinen von Invincible geriet Michael in einen offenen Konflikt mit Sony Music. Er stürzte sich in einen seltsamen Kreuzzug gegen seine ehemaligen Verbündeten, in dem er sie, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, der schlimmsten Fehler beschuldigte: Tommy Mottola wäre rassistisch, Sony Music würde seine Künstler ausbeuten… Es wurde schwierig, in diesen Anschuldigungen, die das gesamte Showbusiness als Ganzes verurteilten, das Richtige vom Falschen zu unterscheiden. Auf jeden Fall wollte Michael wieder seine Freiheit haben und akzeptierte die Bedingungen seines Vertrages mit Sony Music nicht mehr. Die Plattenfirma ihrerseits verteidigte ihre eigenen Interessen und hatte nicht vor, ihren goldenen Plattenesel einfach so gehen zu lassen, ohne irgendetwas zu sagen. In dieser Zeit des Aufruhrs war Michael vom schlimmsten Team umgeben, das jemals über seine Angelegenheiten wachte. Sein Manager, Dieter Wiesner, ein kleiner Geschäftsmann aus Deutschland, hatte keine der erforderlichen Kompetenzen, um die Karriere eines Megastars zu verwalten. Seine Amateurhaftigkeit kam Michael teuer zu stehen, da die traurig berühmte
Sendung von Martin Bashir unter seiner Kontrolle stattfand. In dieser Zeit seines Lebens hatte Michael es nötig, dass jemand ihn vor ihm selbst beschützte. Aber stattdessen war er von zweifelhaften Personen umgeben, die seine Naivität und seine Schwächen ausnutzten.
In seinem Konflikt mit Sony, so absurd das auch erscheinen mag, wandte sich Michael an seine Fans um Hilfe. Seit Ende 2001 fing er an, einigen seiner treuesten Anhänger seinen Wunsch mitzuteilen, eine gigantische Boykottbewegung gegen Sony in Gang zu bringen. Allmählich, durch den Antrieb einiger sehr motivierter Fans, entstand eine kleine solche Bewegung. Demonstrationen gegen Sony wurden organisiert. Einige Fans versammelten sich in mehreren großen Städten wie Paris, London, Berlin und New York. Michael war sehr enttäuscht von dem schwachen Echo, das diese Versammlungen erzeugten. Er erwartete tatsächlich einen Volksaufstand. Ich erinnere mich gehört zu haben, wie er sagte, dass er 100.000 Menschen in den Straßen von New York gegen Sony aufmarschieren sehen wollte. Er als Optimist glaubte, dass dies ein erreichbares Ziel war, wenn auch nur wenige Fans daran glaubten.

Im Juli 2002, als der harte Kampf mit Sony öffentlich geworden war, führte ich mit Michael bezüglich dieser Sache ein Telefongespräch. Er war in New York und wollte Informationen über Dinge, von denen er glaubte, dass wir sie ihm beschaffen könnten. Michael wetterte gegen Tommy Mottola, und wollte Sony Music auf die Knie zwingen. Das war eine echte Besessenheit. Gleichzeitig hatte er Angst. Eine tiefgehende Angst. Er war sehr beängstigt und fürchtete, dass Sony ihn töten wolle. Das war eine Bedrohung, die er sehr ernst nahm. Er redete dauernd von einer Verschwörung gegen ihn: Man wolle ihn ruinieren, um an seinen wertvollsten Besitz, der Hälfte des Sony/ATV Katalogs, heranzukommen. Hatte er Recht oder hatte er Paranoia? Wenn man auf einem Reichtum von 500 Millionen Dollar sitzt, ist kein Szenario wirklich unwahrscheinlich…
Einige Tage nach diesem Telefonat, rief ich Michael an, um ihm die Informationen mitzuteilen, nach denen er gefragt hatte. Es war erst 22 Uhr, aber mein Anruf weckte ihn auf. Ich war verlegen, weil ich seinen Schlaf gestört hatte, und schlug ihm vor, später anzurufen, aber er war schon so stark beschäftigt mit seiner Differenz zu Sony, dass er gleich reden wollte. Er war unruhig und ängstlich. Gegen Ende des Telefonats fragte er, warum er keine Black & White mehr bekam. Mit Widerwillen erzählte ich ihm, dass das Magazin nicht mehr erschien, weil es nicht mehr genügend Leser hatte. Ich erzählte ihm auch, dass die Internetseite Planet Jackson, für die er in seiner letzten Best of CD Werbung gemacht hatte, wahrscheinlich als nächstes geschlossen wird. Michael gefielen diese Neuigkeiten nicht und wieder mal optimistisch versuchte er einen Weg zu finden, wie man die Zeitschrift wieder zum Laufen bringen könnte. Aber die Welt hatte sich seit einigen Jahren geändert. Das Internet war Schuld am Aus des Magazins. Die Fans hatten neue Gewohnheiten angenommen.
Eine neue Ära begann auch für den King of Pop, die finsterste seines Lebens. Der Elfenbeinturm, wohin er sich zurückzog, um der Welt zu entkommen, begann Risse zu bekommen. Diejenigen, die ihn über Jahrzehnte hinweg treu überstützt, geleitet und ihm gedient hatten, waren aus seinem Leben verschwunden, häufig abgelehnt von demjenigen, dem sie loyal gedient hatten. Michael war so allein wie er noch nie gewesen war, verschanzt in eine künstliche Welt, wo niemand sich traute, ihm weder zu widersprechen, noch ihm schlechte Nachrichten zu überbringen.
Sein Kampf mit Sony war aber beendet, dadurch dass ein Ausweg gefunden wurde. Tommy Mottola wurde durch die japanische Führung der Gesellschaft, die das Jackson Fiasko kritisch betrachtet hatte, in die Wüste geschickt (obwohl diese Version der Tatsachen niemals offiziell anerkannt wurde).


Übersetzung Seite 59: (erstellt von BritBrit, ergänzt und leicht modifiziert von Arnaud)

Dieser Sieg änderte nichts großartig an der Situation des King of Pop, der immer noch an die Plattenfirma für mehrere Jahre gebunden war.
Sich selbst überlassen, war Michael Jackson nicht mehr in der Lage sein Reich wieder aufzurichten mit der Kraft des Durchsetzungsvermögens. Das Spielfeld war günstig für alle Katastrophen. Und schließlich sollte sich die schlimmste von allen ereignen. Zum zweiten Mal…


Der Prozess

Wenn Michael Jackson es geschafft hatte, sich von der Chandler-Affäre zu erholen, sollte er es von der Verschwörung durch die Arvizo Familie nicht. Der Prozess, der sich daraus ergab, machte ihn kaputt. Seelisch und körperlich.
Seine Zerrüttung entging niemandem.
Dauernd unter Einfluss von starken Betäubungsmitteln, durchquerte er die Zerreißprobe des Gerichts wie ein Zombie. Der erschütternde Anblick dieses armen Mannes – dieses außergewöhnlichen Mannes blieb in Erinnerung. Er wurde von der Jury freigesprochen. Michael war endlich frei. Die Maskerade durch den Staatsanwalt Tom Sneddon und seiner Familie von falschen Zeugen konnte den King of Pop nicht hintern Gittern bringen.
Michael hatte ständig seine Unschuld beteuert: er erklärte sich als Opfer einer gigantischen Verschwörung, die durch diese Pädophilie-Anschuldigungen darauf abzielte, ihn seines berühmten Sony/ATV Katalogs zu enteignen. Trotz seines Freispruches, davon überzeugt, dass die Polizei ihn jeden Moment festnehmen könnte, verließ Michael die Vereinigten Staaten, sobald sie ihm sein Pass zurückgegeben hatten. Er sollte jahrelang wegbleiben.
Als Michael schließlich in sein Land zurückkehrt, findet er sein finanzielles Reich im Ruin wieder. Um sich flott zu machen, lässt er sich auf geächtete Personen ein. Sein Bruder Jermaine stellt ihm den Arzt Tohme Tohme vor, ein libanesischer Geschäftsmann, anrüchiger als ein madiges Fass. Dieser nimmt die Angelegenheiten des King of Pop auf sich. Und radikale Entscheidungen sollten getroffen werden. Michael will sich nicht von seinem wertvollen Besitz trennen: er will sich nicht entschließen, die Hälfte seines Sony/ATV Katalogs zu verkaufen, auch wenn dies all seine finanziellen Probleme regeln würde. Es bleibt ihm also nur eine einzige Lösung, um sehr schnell an Geld zu kommen: wieder auf der Bühne stehen. Ein Deal mit dem Spektakel-Giganten AEG wird unterzeichnet. Zehn Konzerte… Fünfzig Konzerte! Michael zieht diesmal eine Grimasse. Er ist sich nicht sicher, dies zu schaffen. Aber die Karawane ist am Laufen. Es ist zu spät, alles aufzuhalten. Er muss vorlaufen…


Übersetzung Seite 61: (erstellt von BritBrit, ergänzt und leicht modifiziert von Arnaud)

This is it

Als der King of Pop in London auf der Bühne auftaucht, um seine Konzertserie in der O2-Halle anzukündigen, erscheint ein völlig abgemagertes Schattenbild vor den Kameras. Seine Haltung ist seltsam. Er befindet sich zweifellos nicht in seinem normalen Zustand. Gegen solche Kritiken behauptet der AEG-Chef, Randy Phillipps, dass Michael sich in einer perfekten gesundheitlichen Verfassung befinde, und eine fünfstündige medizinische Untersuchung bestanden habe. Kein ehrlicher Arzt würde dies bestätigen mit dem Wissen, was in London auf ihn wartete. Die Frage stellt sich in keiner Sekunde. Michael war kein schlanker, junger Mann von 25 Jahren. Er war ein 50-jähriger Mann, magersüchtig und von ultragefährlichen Medikamenten abhängig.
Wäre das nicht so tragisch, hätten die Erklärungen der Leute von AEG etwas Amüsantes, die schwören, dass Michael in einem perfekten gesundheitlichen Zustand war, und dass nicht irgendein Problem vorhersehbar war.
Michael Jackson war nicht in der Verfassung, um diese Konzerte zu geben, und alle Personen, die in die Organisation der Show verwickelt waren, wussten das, von Randy Phillipps bis Thome Thome, von Kenny Ortega, Frank Dileo bis Lou Ferrigno.
Warum haben sie also nichts unternommen, um den Tod des King zu verhindern? Das ist eine Frage, die man sich immer wieder in den kommenden Jahren stellen wird.
Michael ging es seit langer Zeit schlecht. Die Personen in seiner Nähe haben sich wohl daran gewöhnt, ihn in diesem Zustand zu sehen. Seine eigenen Fans haben sich daran gewöhnt, ihn in diesem Zustand zu sehen. Seine Probleme mit der Abhängigkeit waren kein Geheimnis, für niemanden in seiner Umgebung. Aber Michael war der Chef. Jeder Versuch, ihn mit seiner Abhängigkeit zu konfrontieren, scheiterte. Die Versuche waren dennoch zahlreich, unternommen von seiner Familie, aber auch von anderen nahestehenden Personen. Tatsache ist, dass Michael Jackson sich nicht helfen ließ. Wenn die Entzüge der 90iger Jahre erfolgreich gewesen waren, konnte heute niemand den King dazu zwingen, sich behandeln zu lassen.
Letztendlich ist die Rolle des Arztes Conrad Murray, Lieferant und Verwalter des Giftes, von relativ geringer Bedeutung in diesem tragischen Szenario. Schon andere vor ihm hatten ihren hippokratischen Eid verraten, indem sie zu persönlichen Dealern des King of Pop wurden. Es wäre schön, sie vor Gericht stehen zu sehen, aber ihre Verantwortung ist nur ein Teil des Problems.
Dann bleiben noch diejenigen, in deren Macht es stand, den Konzerten ein Ende zu setzen, wenn sie glaubten, dass das Leben von Michael Jackson in Gefahr war. Wie Randy Phillipps, der dem Arzt Conrad Murray monatlich 150,000 $ zahlte, damit er sich um Michael „kümmert“, der sah, wie Michael von Tag zu Tag immer dünner wurde, und letztlich unfähig, zu proben... War es ihre Aufgabe alles aufzuhalten? Es versteht sich von selbst.

Wurde Michael Jackson ermordet? Ich glaube es nicht. Für einige war Michael Jackson, der King of Pop, ein Produkt. Und man behandelte ihn so. Investoren setzten auf ihn. Und sie kalkulierten eiskalt, wie man es mit einer Ware macht, und sie waren sich der Risiken bewusst, die sie eingingen. Wenn Michael Jackson diese 50 Konzerte packen würde: prima. Wenn er davor - oder währenddessen sterben würde... auch nicht unbedingt schlimm. Michaels Körper war noch nicht begraben, als von AEG die Rechte am Film This is it für 60 Millionen Dollar bereits verkauft wurden. Das Leben geht weiter. Schwamm drüber.

Michael Jackson starb am 25. Juni 2009. Und an diesem Tag sind wir alle wieder die verlorenen Kinder geworden, die wir waren, als er uns fand.

Danke, dass du dich um uns gekümmert hast, Michael.

The lost children

(Traurig... Anm. des Übersetzers)


Kommentar links unten, Seite 60, "Tourprogramm" – Abbildung:

Die letzte Zusammenarbeit von Black & White mit Michael: Das Programm der Londoner Konzerte, das niemals erscheinen wird...


Zuletzt von Arnaud am Sa 27 Jul 2013 - 22:59 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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Arnaud

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Übersetzung Seite 62-63: (erstellt von BritBrit, ergänzt und leicht modifiziert von Arnaud)

Interviews


Mick Garris
Regisseur (Is this scary, Ghosts)

1993 macht sich der King of Pop an die Umsetzung des Clips Is This Scary?, der eigentlich das Erscheinen des Films „Die Addams Family in verrückter Tradition“ promoten sollte. Aber als im August die Chandler-Affäre losbricht, ist Michael gezwungen, dieses ehrgeizige Projekt aufzugeben, das drei Jahre später wiederbelebt wird. Aus Is This Scary? wird also Ghosts, und für die Inszenierung ist Stan Winston zuständig. Was hatte es mit Is This Scary? auf sich? Black & White führte ein Interview mit dem Regisseur Mick Garris, der mehrere Monate lang an der Seite des King of Pop an diesem Projekt arbeitete.


Unter welchen Umständen haben Sie Michael zum ersten Mal getroffen?
Ich lernte Michael beim Dreh von Thriller kennen. John Landis, der zu meinen guten Freunden gehört, lud mich ein, um beim Dreh einiger Szenen mitzuwirken. Eines Tages schlug John mir vor, in einer Szene mitzuspielen, und so kam es dazu, dass meine Frau Cynthia und ich, wir auf einmal die Zombies spielten! Als Michael in das verlassene Haus einbricht, in dem Ola Ray Zuflucht sucht, sieht man mich und meine Frau an seiner rechten Seite!

Was haben Sie als erstes über Michael gedacht?
Am Drehort war Michael sehr ruhig und zurückhaltend. Er redete nicht viel und schien sehr schüchtern zu sein. Aber wenn dann die Kamera lief, sah man einen ganz anderen Menschen. Sobald John „Action“ schrie, kam sein riesiges Talent zum Vorschein. Das war ein ergreifendes und fesselndes Spektakel.

Hatten Sie damals den Eindruck, dass Sie gerade an einem Werk teilnahmen, dass Geschichte schreiben sollte?
Wir wussten, dass Thriller anders war als alles was an Videoclips gemacht worden war, das ist sicher. Aber keiner von uns, außer vielleicht Michael, konnte sich vorstellen, dass wir an einem historischen Moment teilnahmen.

Wie nahm Michael wieder Kontakt mit Ihnen auf, um das zu drehen, was später Ghosts wurde?
1993 suchte Michael einen Regisseur, um den Clip zu Is This Scary? zu drehen, ein Song, der eigentlich für den Original-Soundtrack von "Die Addams Family in verrückter Tradition" gedacht war.
Michael hatte gerade an dem Szenario des Clips mit Stephen King gearbeitet, den ich gut kannte, da ich seinen Roman "The Stand – Das letzte Gefecht" als Miniserie verfilmt hatte. Stephen erzählte Michael von mir, und wir trafen uns. So begann das Abenteuer…

Inwiefern unterschied sich das Is This Scary? – Projekt von der Ghosts-Version, die wir heute kennen?
Das Gesamtgerüst war in etwa dasselbe, von einigen kleinen Einzelheiten abgesehen. Zum Beispiel gab es die Figur des Bürgermeisters nicht, die Michael später hinzufügte. Aber es gab sehr wohl eine Gruppe von wütenden Einwohnern, die ihn aus der Stadt jagen wollten. Zwei von ihnen wurden von Troy Evans und Ken Jenkins gespielt, die mit mir an „The Stand – Das letzte Gefecht“ gearbeitet hatten. Da der Clip zeitgleich mit „Die Addams Family in verrückter Tradition“ erscheinen sollte, gab es auch Parallelen zum Film. Christina Ricci und Jimmi Workman, die jeweils die Rollen von Mercredi und Pugsley spielen, waren in dem Clip. Christina war damals 12 Jahre alt, und der Dreh machte ihr viel Spaß, da sie jedoch gerade einen anderen Dreh in New York beendet hatte, war sie todmüde.

Was waren Michaels Ambitionen für diesen Clip?
Er wollte einfach nur den gruseligsten Kurzfilm machen, der jemals inszeniert wurde. Aber vor allem fühlte ich, wie sehr ihm die angesprochenen Themen am Herzen lagen, nämlich der Hass der Menschen auf alles, was anders ist, das Leiden, das aus dem Gefühl hervorgeht, ein Außenseiter zu sein. Das war ein sehr persönliches Werk, das er vollständig aus seiner eigenen Tasche bezahlte. Was die Leute nicht wissen, ist, dass diese drei Produktionsjahre Ghosts zu dem teuersten inszenierten Clip überhaupt machten. Is This Scary? / Ghosts dürfte  ihn mindestens 15 Millionen Dollar gekostet haben...

Bevor die Produktion aufgrund der Chandler-Affäre gestoppt wurde, welche Szenen waren schon gedreht?
Wir haben vor allem Szenen draußen gedreht, in denen die Bewohner sich zu Michaels Haus begeben. Wir arbeiteten auch an zahlreichen Szenen mit Spezialeffekten, etwa an der, wo Michael seine Zunge rausstreckt und sein Gesicht deformiert. Aber praktisch nichts von dem was wir gedreht hatten, wurde für die Version von Stan Winston beibehalten, die er drei Jahre später machte.

Sie hatten also keine Zeit damals die Szenen mit der Musik zu drehen?
Leider nein. Doch ich nahm teil an den langen Proben dieser Nummern, die nichts mit denen, die Sie heute kennen, zu tun hatten. Die Choreographien, die sich Michael vorstellte, waren völlig anders. Zu dieser Zeit war Michael ausgesprochen interessiert am „Step Dance“, ein neuer Tanzstil, der von der Straße kam. Die Choreographie von Is This Scary? war von diesem Stil inspiriert, von dem Michael Fan war. Er wandte sich an Tänzer von der Straße, die sich damit bestens auskannten, um ihn bei den Tanznummern zu begleiten. Im ursprünglichen Clip gab es so gut wie keine professionelle Tänzer.

In welcher Verfassung war Michael während des Drehs?
Er hatte gute Laune, war fröhlich und sehr aufgeregt wegen dieses Projekts. Der Stopp des Drehs war umso schwerer für ihn...

Was passierte dann später?
In den nachfolgenden drei Jahren rief Michael oft bei mir an und erzählte mir von seinem Wunsch, dieses Projekt zu vollenden. Es wurde sehr wichtig für ihn, fast lebenswichtig, angesichts dessen, was er gerade erlebt hatte und der angeschnittenen Themen in dem Film. (In der Tat interessant diese Info, bereits vor Jahren bestätigte Black & White, dass das Script für Ghosts bereits VOR dem Chandler-Skandal geschrieben war, auch wenn man das Gegenteil vermuten könnte, angesichts der diversen entsprechenden Anspielungen in dem Film. Möglicherweise hat Michael sie später aber auch noch verstärkt, man denke etwa an die Sätze wie "Don't you like it, when I do my little... you know..." Anm. des Übersetzers)
Er hielt sehr daran fest, und redete ununterbrochen davon. Leider war ich, als die Produktion von Neuem in Gang kam, nicht mehr verfügbar, denn ich drehte zu der Zeit die Miniserie "The Shining". Ich hätte sehr gerne zu Ende gedreht, aber bei Stan Winston wusste ich, dass das Projekt in guten Händen war.

Während all der Jahre, in der Sie mit Michael in Kontakt geblieben sind, müssen Sie eine privilegierte Verbindung zu ihm aufgebaut haben...
Ja, wir waren viele Jahre ständig in Kontakt und ich kann sogar sagen, dass wir Freunde geworden sind. Michael war fasziniert vom Kino und sein großer Traum war es, einen Film zu realisieren. Einmal rief er mich an, damit ich ihm einen Regiekurs gebe. Er wollte sogar, dass wir zusammen einen Film realisieren. Ich sagte ihm: "Mike, ich wäre glücklich, mit dir zu arbeiten als Produzent oder Drehbuchautor, aber einen Film realisiert man alleine, also fang alleine damit an". Wir hatten zwei oder drei gemeinsame Filmprojekte, aber es wurde nichts aus ihnen…

Haben Sie festgestellt, dass Michael nicht mehr wirklich derselbe war nach der Chandler-Affäre?
Michael war immer dieser sanfte und unglaublich nette Mann, den die ganze Welt kennt. Aber ich fühlte bei ihm immer eine große Zerbrechlichkeit, eine so sensible Empfindsamkeit, also stellen Sie sich ein wenig vor, was er fühlen musste, als die Presse ihn mit diesem Dreck in Verbindung brachte… Ich weiß auch, dass er bereits früher Schlafprobleme hatte. Manchmal, während der Arbeit an der Vorproduktion von Is This Scary?, sagte er unsere Verabredungen ab, denn er hatte in der Nacht nicht geschlafen und fühlte sich schwach. Das hatte vielleicht mit diesem enormen Druck zu tun, den er immer auf seinen Schultern zu haben schien. Ich glaube, dass das eine Auswirkung auf seine körperliche Gesundheit hatte. Die letzten Male, als Michael und ich redeten, konnte ich bei ihm eine gewisse Melancholie spüren, eine Nostalgie nach all den vorübergegangenen Jahren. Aber er war immer noch so nett und aufmerksam. Was ich als Erinnerung von ihm behalten habe, ist sein so offenes und mitteilsames Lachen. Beim Dreh von Is This Scary? bat er mich oft, Bullwinkle zu imitieren, eine animierte Figur, die er liebte. Das brachte ihn sehr zum Lachen... Wenn ich an ihn zurückdenke, fällt mir als erstes dieses außergewöhnliche Lachen ein.


Kommentar Photo unten, Seite 62:

Mick Garris traf Michael beim Thriller-Video, in dem er einen Zombie spielte. Es ist sein Kopf, der auf diesem Photo von Michaels Schulter hervorblickt!

Text(auszug) unterhalb des oberen Bildes, Seite 63:

„Bei den letzten Malen, als ich Michael sah, konnte ich bei ihm eine gewisse Melancholie spüren, eine Nostalgie nach all den vorübergegangenen Jahren...“

(Eigentlich eine Riesen-Schande, dass Ghosts, der zwar auch seine Schwachstellen hat, bis heute nicht auf DVD veröffentlicht wurde. Und letztlich für Michael ein totales Verlustgeschäft war. Da gäbe es tonnenweise Material, auch gibt es eine Version von 1996, die nur in ausgewählten US-Kinos lief, die nicht unerheblich von der 97er Version abweicht, etwa hinsichtlich diverser Spezialeffekte, ja selbst der Farbton des Films war ein wenig anders.
1996 war Ghosts zudem zeitweise so konzipiert, dass es als Video zu "2 Bad" fungieren sollte, auch war 2 Bad 1996 als Single, zumindest in den USA, geplant. An den Stellen, wo 1997 im Nachhinein im Hauptfilm die Songs Ghosts sowie Is It Scary hinzugefügt wurden, lief jeweils abermals 2 Bad bzw. ein Dub-Remix davon. Lediglich die erste Tanzsequenz, nämlich zum Song 2 Bad, ist in beiden Versionen gleich. Der Song Ghosts tauchte in der 96er Version lediglich im Abspann auf, der Song Is It Scary war überhaupt nicht zu hören. Anm. des Übersetzers)



Übersetzung Seite 65-67: (erstellt von BritBrit, ergänzt und leicht modifiziert von Arnaud)

Interview mit Nick Brandt
Regisseur (Childhood, Earth Song, Stranger in Moscow, Cry, One More Chance)

Obwohl er beim großen Publikum unbekannt ist, ist Nick Brandt der Regisseur, der die meisten Clips von Michael Jackson realisiert hat. Insgesamt fünf, davon ein unvollendeter. Nach einer kurzen Karriere in Hollywood, wo er hauptsächlich für den King of Pop arbeitete, legte der englische Regisseur seine Kamera weg, um sich seiner wirklichen Leidenschaft zu widmen, der Photographie. Heute ist er ein weltbekannter Künstler, besonders für die überwältigenden Portraits von Tieren, die er in Afrika gemacht hat.

Das erste Video, das Sie für Michael Jackson gedreht haben, war Childhood. Wie verlief die erste Zusammenarbeit?
Sehr gut. Ich hatte sehr viel Glück, Michael liebte das Endergebnis. Wir drehten das Video in einem Wald, im Herzen eines Naturparks, eine Autostunde nördlich von Los Angeles entfernt. Der gesamte Clip war in einer Woche zu Ende gedreht. Wir verbrachten vier Nächte draußen im Wald, dann zwei Tage im Studio, um die fliegenden Boote an der Bluescreen zu filmen. Aber Michael war dabei nicht anwesend.

Hat Michael bei der Inszenierung dieses Clips teilgenommen?
Nein. Ich schlug ihm das Konzept vor und es gefiel ihm. Ihm gefiel die Idee vom Wald bei Nacht, und den Kindern, die davonfliegen wollten. Das ist eine Metapher für Kindheitsträume. Die Vorstellung, stets seine Träume zu verfolgen, berührte Michael sehr. Er überließ mir die Inszenierung und den Schnitt. Ich zeigte ihm das Endresultat und es sagte ihm zu.

Ihre nächste Zusammenarbeit war beim Earth Song. Wie kam das Projekt zustande?
Die Botschaft des Liedes hat mich tief berührt, weil ich mich sehr für die Umwelt einsetze. Da ich das Stück wirklich außergewöhnlich fand, setzte ich mich mit Michael in Verbindung, und schlug ihm eine Umsetzungsidee für den Clip vor. Ich hatte immer noch Glück, meine Idee gefiel ihm sehr...

Wie verlief der Dreh?
Ungefähr sechs Wochen lang durchstreiften mein Team und ich die Welt auf der Suche nach Umgebungen, wo wir drehen konnten. Nachdem wir auf Drehortsuche waren, drehten wir 2 Tage lang in jedem Land. Wir gingen nach Amazonien, Tansania, Kroatien und wir drehten die Sequenzen mit Michael am Schluss in New Jersey.

Was denken Sie über das Endresultat?
Sobald man ein zauberhaftes Lied hat, hat man schon ein exzellentes Szenario: Die Hälfte der Arbeit ist schon getan. Im Falle vom Earth Song entschied ich, mich von der erzählerischen Struktur des Liedes führen zu lassen. Es dauert 6:40 und es enthält einen linear dramatischen Verlauf. Es hat einen gut definierten Anfang, eine Mitte und ein Ende. Das ist es, was mir an dem Video so gefällt, nämlich dass wir diese Struktur beibehalten haben, und die emotionale Wirkung der Musik mit starken Bildern betont haben. Wiederum gibt es kleine Sachen, mit denen ich nicht zufrieden bin, wie einige Spezialeffekte, die veraltet sind. Ebenso mag ich die Beleuchtung des verbrannten Feldes, in dem Michael seine Sequenz gedreht hat, überhaupt nicht...

Das heißt?
Die Kulisse ist zu stark beleuchtet. Das ist ein Problem, das ich immer mit Michael hatte. Er verlangte, immer überbelichtet zu sein. Er wollte stark beleuchtet werden, um einige Details seines Gesichtes zu beseitigen. Das gehörte zu den seltenen, frustrierenden Dingen, die er mir aufzwang. Er bestand darauf, dass diese starken Scheinwerfer auf ihn gerichtet waren. Das passte überhaupt nicht zu dem Licht der Kulisse, dem Konzept des Videos oder der Stimmung des Songs. Aber er hielt daran fest!
(lach, Nicolas Brandt sollte sich Michaels Wetten Dass – Auftritt 1999 ansehen, das wird ihm sicherlich gefallen lol... hier schießt Michael was „Überbelichtung“ anbelangt bekanntlich den Vogel ab.. loool, Anm. des Übersetzers)

Schätzte Michael das Endresultat?
Er war sehr glücklich als er das fertige Video sah. Wirklich sehr glücklich.

1996 waren wir beim Dreh des Clips Stranger in Moscow dabei, wo wir uns kennengelernt haben. Welche Erinnerung haben Sie an den Dreh?
Da gibt es viele. Aber diejenige, die mir jetzt einfällt, ist, als Michael unter dem künstlichen Regen vor der Bluescreen singt. Während er sang, stampfte er mit dem Fuß auf dem Boden. Aber so stark, dass der künstliche Asphalt unter seinen Füßen kaputt ging! Er zerstörte die Kulisse.

Wie kam der Clip zustande?
Ich schlug Michael eine Idee vor und er nahm sie an. Das lief immer so. Ich schlug ihm nur eine einzige Idee vor, und falls sie ihm nicht gefallen hätte, hätte ich keine andere gehabt. Ich hatte also sehr viel Glück, so oft mit ihm zusammengearbeitet zu haben.

2001 arbeiteten Sie erneut mit Michael, um den Clip zu Cry zu drehen. Das ist einer seiner unbekanntesten Clips. Wie kam er zustande?
Wir drehten ihn kurz nach dem 11. September 2001. Ich schlug Michael dieses Konzept einer menschlichen Kette vor, die sich durch alle Länder zieht. Die Idee war die Menschen vereint zu zeigen. Das Thema passte zu den damaligen Umständen.

Michael erscheint in der Endversion des Clips nicht. Es wird erzählt, dass er sich geweigert habe, zu erscheinen wegen des Konflikts, den er zu dieser Zeit mit Sony hatte.
Nein, das hatte nichts mit Sony zu tun. Michael sollte eigentlich in dem Video erscheinen. Man sollte ihn in der Menschenkette sehen, auf den Felsen, in der Mitte des Clips. Wir drehten diese Sequenz im Norden von Kalifornien und er sollte uns dort treffen. Das Problem war, dass Michael verängstigt war durch die Attentatsrisiken nach dem 11. September. Er wollte sich nicht viel fortbewegen. Der Gedanke, einen Teil von Kalifornien zu durchqueren, um am Dreh teilzunehmen, machte ihm Angst. (blabla, der Mann hat keine Ahnung... Gibt hier dummes Zeug sowie wohl Michaels faule Ausreden wieder... Anm. des Übersetzers)

Wie sind Sie mit seiner Abwesenheit umgegangen?
Um ehrlich zu sein, war ich unglaublich erleichtert, als ich erfuhr, dass er nicht kommen würde! Ich dachte immer, dass das Video ohne ihn besser laufen würde. (Klar, natürlich, die Videos ohne Michael waren immer die besten, ist klar... Anm. des Übersetzers) Ich fand, dass seine Anwesenheit in der Menschenkette nicht notwendig war. Erstens, wenn er da gewesen wäre, hätte es den Verlauf des Drehs kaputt gemacht. Das Video ist eine Art fortlaufende Bewegung, die der menschlichen Kette durch verschiedene Orte folgt. Wenn Michael da gewesen wäre, hätte man einen Augenblick lang bei ihm stehen bleiben müssen. Außerdem wäre der Clip überbelichtet gewesen und die ganze Beleuchtung des Clips wäre wackelig gewesen.

Störte sich Michael Jackson nicht daran, nicht im Clip zu erscheinen, obwohl es vorgesehen war?
Um ehrlich zu sein, wollte ich von Anfang an eine Version des Clips ohne Michael inszenieren. Selbst wenn er beim Dreh dabei gewesen wäre, hätte ich ihm eine Version ohne ihn gezeigt, damit er sieht, dass das so besser funktioniert. Und so kam es letztlich auch. Am Ende des Drehs sahen wir uns und ich zeigte ihm den Clip, so wie ich ihn geschnitten und ihn mir vorgestellt hatte. Nachdem er ihn aufmerksam angeguckt hatte, fragte er mich, wann wir seine Sequenzen drehen würden, um sie dem Clip hinzuzufügen. Genau da erklärte ich ihm meinen Standpunkt. Ich sagte ihm, dass ich denke, dass es besser wäre, wenn er nicht im Clip wäre. Wegen der gegebenen Botschaft des Liedes und des internationalen Kontextes – es war kurz nach dem 11. September, erschien es mir bescheidener und folglich auch treffender, wenn er nicht im Clip erscheinen würde. Michael blieb einen Moment lang still, dachte darüber nach, was ich ihm gerade gesagt hatte. Und dann sagte er mit viel Bescheidenheit „Okay“. Und die Sache war geklärt.
(lach... Brandt mag ja in allem Recht haben, was er so sagt, jedenfalls aus seiner Sicht... Michael aber wusste bestimmt, warum er kurz innehielt... Brandt checkte wohl nicht, dass es sich um einen Michael Jackson – Clip handelte, den er da drehte oder drehen sollte... Solche Clips ohne Michael gab es zwar schon davor zuhauf, aber doch nicht bei der zweiten Single des King Of Pop bitteschön... So was kann man allenfalls bei einer 7. oder 8. Single machen, siehe Man In The Mirror, Heal The World oder HIStory Remix oder Ghosts..., Michael spürte sicherlich, dass das Mist ist, ließ Brandt aber wohl machen, weil sich eh abzeichnete, dass Invincible keine große und v.a. keine lange Story werden würde... vielleicht dachte er sich, besser noch so ein Clip, als gar keiner mehr... Anm. des Übersetzers)

Was kosteten diese Videos?
Das teuerste war Earth Song mit einem Budget von 2,6 Mio $. Stranger in Moscow kostete 1,8 Mio. Cry, ich erinnere mich nicht mehr genau, aber ich glaube, es belief sich auf ungefähr 1 Mio. Genauso bei Childhood.

Sie arbeiteten danach ein weiteres Mal mit Michael, am Clip zu One More Chance, der Ende 2003 in Las Vegas gedreht wurde, aber nie erschienen ist. Was war das Konzept des Clips?
Das Video spielte sich in einem Aufführungssaal ab, aber die Rollen wurden getauscht: Das Publikum war auf der Bühne unter den Scheinwerfern und Michael war im Saal, da wo sich normalerweise die Zuschauer befinden. Also sollte er singen, um das Publikum zu überzeugen, damit sie ihm "eine letzte Chance" ("one more chance") geben. Er musste sein ganzes Herz einsetzen, sie anflehen, während er von einem Tisch auf den anderen hüpft und tanzt.

Wie weit waren Sie, als die Arvizo - Affäre losbrach, und der Dreh abgebrochen wurde?
Die Dreharbeiten dauerten tatsächlich nur einen Tag. Am Abend des ersten Drehtages wurde Michael von der Polizei festgenommen. Ich habe nie wieder mit ihm gesprochen...

Was hatten Sie schon alles abgedreht?
Wir hatten alle Bilder von Michael von hinten gedreht wie er zum Publikum singt, das sich auf der Bühne befindet. Am nächsten Tag wollten wir ihn von vorne filmen.

Haben Sie an anderen Projekten mit Michael gearbeitet, die nicht verwirklicht wurden?
Ich glaube, ich habe Konzepte für zwei oder drei weitere Clips (vor 2003, Anmerkung der Redaktion) vorgeschlagen, aber sie wurden nicht angenommen. Ich erinnere mich nicht mehr für welche Songs, aber meine Ideen waren nicht so gut, deswegen bedauere ich auch nichts. Das was für mich zählt ist, dass ich das Glück hatte, die Songs zu inszenieren, die ich wirklich sehr liebe: Earth Song, Stranger In Moscow und Cry.

Wenige Regisseure hatten die Gelegenheit, so oft mit Michael Jackson zusammenzuarbeiten. Welche Erinnerung haben Sie an Ihre Zusammenarbeit?
Mit Michael zusammenzuarbeiten war zunächst eine riesengroße Freude, weil er mir viele Freiheiten ließ. Er schenkte mir auch sein ganzes Vertrauen. Mit ihm zu arbeiten, konnte aber auch aus zwei Gründen sehr schwierig sein. Einmal wegen dieser Beleuchtungsgeschichte. Es machte mich verrückt, dass er darauf bestand, immer überbelichtet zu sein. Und zweitens, er kam immer zu spät zum Dreh, sodass ich nicht mehr genügend Zeit hatte, das zu drehen, was geplant war und es immer so endete, dass ich meine Unterlagen zerriss und improvisierte.

Wenn Sie an Michael zurückdenken, was fällt Ihnen ein?
Ich werde niemals einen besonderen Moment vergessen. Das war beim Dreh zu Earth Song. Wir drehten nachts in New Jersey, mitten auf einem zerstörten Feld, wo alles abgebrannt war. Das war die letzte Sequenz des Liedes. Ich erinnere mich an die Stimmung beim Drehort. Überall waren all diese Techniker, sehr angewiderte und zynische Leute aus New York, die Michael gegenüber voreingenommen waren. Man konnte sogar eine gewisse Feindseligkeit ihm gegenüber spüren. Aber sobald die Musik lief und Michael anfing zu tanzen, drehten sich alle Köpfte zu ihm, alle erstarrten und ich sah, wie ihre Kinnladen herunterklappten. All diese Leute waren gefesselt von dem Spektakel dieses außergewöhnlichen Künstlers. Sie waren voller Bewunderung. Der ganze Rest war verschwunden. Das ist die Erinnerung an Michael, die ich behalten habe.


Textauszug Photo oben, Seite 66:

„Das Video spielte sich in einem Aufführungssaal ab, aber die Rollen wurden getauscht...“

Textauszug Seite 67, oberhalb des Photos:

„Er stampfte so stark, dass der künstliche Asphalt unter seinen Füßen kaputt ging!“


Übersetzung Seite 68-71:

Interview mit Colin Chilvers
Regisseur (Smooth Criminal)

Smooth Criminal gehört unbestreitbar zu den größten Erfolgen in Michael Jacksons Videographie. Für den Clip zeichnet sich Colin Chilvers verantwortlich, ein englischer Spezialist für Spezialeffekte, der zwei Jahre lang mit Körper und Seele in dieses ehrgeizige Projekt eintauchte, das selbst 20 Jahre später seinen Reiz nicht verloren hat...


Wie kam es dazu, dass Sie den Clip zu Smooth Criminal realisiert haben?
Zu jener Zeit arbeitete ich als Regisseur von Werbespots in Los Angeles. Einer von meinen Stammmitarbeitern, Kevin Pike, hatte gerade die Spezialeffekte für „Zurück in die Zukunft“ gemacht, und Michael hatte sich mit ihm in Verbindung gesetzt, um mit ihm Smooth Criminal zu besprechen. Michael war von den visuellen Effekten in „Zurück in die Zukunft“ sehr beeindruckt gewesen, und da eine seiner Ideen für den Clip war, sich in ein Auto verwandeln zu können, erschien es ihm natürlich, denjenigen anzurufen, der tatsächlich den berühmten De Lorean von Marty McFly erschaffen hatte. Kevin erzählte später Michael von mir, und machte ihm deutlich, dass ich mehrmals mit Kindern gedreht hatte, was für ihn wichtig war, da Kinder in dem Clip mitspielen sollten. Als Michael davon erfuhr, dass ich für die Spezialeffekte, die ich für „Superman“ entworfen hatte, auch einen Oskar gewann, glaube ich, dass er schließlich davon überzeugt war, dass ich der Richtige war! Also trafen wir uns, und ich legte ihm einige Ideen vor, die mir für dieses Video eingefallen waren. Michael war begeistert, und hat mich somit angeheuert...

Wann begannen Sie mit der Arbeit an Smooth Criminal?
1985, wenn ich mich richtig erinnere. Insgesamt arbeiteten wir zwei Jahre an diesem Projekt, das mit der Zeit immer größere Ausmaße annahm, bis daraus schließlich Moonwalker wurde.

Somit war das Konzept zu Smooth Criminal damals noch ungenau...
Ja, Michael hatte ein paar Ideen im Kopf, etwa die, sich in ein Auto oder in einen Roboter verwandeln zu können. Grundsätzlich sollte der Clip nur 17 Minuten dauern, doch als David Newman und ich uns mit dem Drehbuch befassten, begannen die Dinge, größer zu werden, und schließlich durchbrachen wir diese Grenze, die wir uns gesetzt hatten!

Wie man der Sendung „Michael Jackson’s Private Home Movies“ entnehmen kann, hatte Michael zunächst in Betracht gezogen, dass der Clip sich in einer Western-Atmosphäre abspielt...
In der Tat, das war seine ursprüngliche Idee. Doch auf eine sehr natürliche Art überdachte Michael dieses Konzept schnell. Dank eines Mannes, den er am meisten bewunderte: Fred Astaire. Mit diesem Clip wollte Michael Fred Astaire eine große Ehre erweisen, im Besonderen für den berühmtem Film „Vorhang auf!“ von Vincente Minnelli...

Der berühmte „Girl Hunt Ballet“ in „Vorhang auf!“ hatte in der Tat starken Einfluss auf Smooth Criminal. Michael schien richtig besessen von dieser Sequenz, die sogar weitere Werke von ihm beeinflusste.
Michael war in der Tat fasziniert von dieser Tanzsequenz, die für die damalige Zeit bahnbrechend war, wurde der Film doch in den 50ern gedreht. Diese unglaubliche Nummer zeigte ihm, wie man einen Tanz verbessern kann. Smooth Criminal war somit für ihn die Gelegenheit, Fred Astaire zu würdigen. Und dieses Verlangen, ihn zu ehren, wurde noch stärker, als Michael vom Ableben von Fred Astaire erfuhr. Letzterer starb seltsamerweise während des Drehs von Smooth Criminal. Michael war natürlich von seinem Tod sehr betroffen. Das ist eine der Erklärungen dafür, warum er entschied, dasselbe Kostüm zu tragen wie Fred in dem Film. Michael wollte Fred nicht kopieren, sondern ehren. Eines Tages erschien Hermes Pan, jahrzehntelang Fred Astaires Choreograph, am Set von Smooth Criminal, und wohnte dem Dreh von mehreren Szenen im Club 30’s bei. Er vertraute uns, Michael und mir, an, dass Fred sehr stolz darauf gewesen wäre, was wir machten. Sie können sich vorstellen, wie Michael das berührte... Es war ein sehr bewegender Augenblick.

Kommentar Photo unten, Seite 68:

Michael überwacht die Proben seiner Tänzer. Neben ihm sein Freund, der Schauspieler Gregory Peck.


Haben Sie sich, von "Vorhang auf!" abgesehen, noch von weiteren Filmen inspirieren lassen?
Ich zeigte Michael Filme aus Hollywood von Ende der 30er und von Anfang der 40er Jahre, die für den „Film noir“ stehen, und in jener Zeit sehr beliebt waren. Diese Filme zeichneten sich unter anderem durch ein sehr expressionistisches Licht, und eine sowohl seltsame als auch traumhafte Stimmung aus. Das waren hauptsächlich Gangsterfilme, sahen aber sehr stilvoll aus. Vor allem zeigte ich ihm „Der dritte Mann“ von Carol Reed, mit Orson Welles, es gefiel ihm sehr. Die Szene, in der man während der Verfolgung Michaels riesigen Schatten auf einer Mauer sieht, ist unmittelbar von diesem Film inspiriert. Die etwas eigenartigen und sprunghaften Kameraeinstellungen in Smooth Criminal, der starke Lichtkontrast, stammen ebenso unmittelbar von „Der dritte Mann“...

Wann begannen die Dreharbeiten?
1986, wenn ich mich richtig erinnere. Zu der Zeit hatte Michael die Aufnahmen von Bad immer noch nicht beendet, und wir mussten den Dreh übrigens um drei Monate verschieben, da er seine Arbeit im Studio beenden musste. Was gar nicht so schlimm war, da wir so den Dreh besser vorbereiten konnten...

War irgendwann die Rede davon, dass Smooth Criminal die erste Single und der erste Clip von Bad sein würde?
Nein. Vor Smooth Criminal hatte Michael bereits die Clips zu Bad sowie zu The Way You Make Me Feel im Kasten. Er wollte, dass Smooth Criminal die Riesennummer vom Album schlechthin wird, das Hauptgericht von Bad.

Unbestritten ist es das. Lasst uns ein wenig über die Tanzsequenzen sprechen. War Michael beim Vortanzen der Tänzer anwesend?
Ja, er legte auch wirklich Wert darauf. Michael bewunderte nicht nur die Talente des Tänzers Fred Astaire, sondern wandte auch dieselben Arbeitsmethoden seines Idols an. So erfuhr Michael, dass Fred Astaire stets beim Vortanzen seiner Tänzer anwesend war, somit machte er es genauso! Sie können sich vorstellen, wie wichtig diese Person für ihn war. Er bewunderte seine Kunst, aber auch die Arbeitsethik.

Wie lange dauerten die Proben für die Tanznummern?
Am Set probten wir einen Monat lang, mit 46 Tänzern, die im Clip zu sehen sind. Michael war nicht die ganze Zeit da, er kam nur in den letzten fünf Tagen zum Set. Das reichte ihm weitgehend. Als er zum Dreh erschien, war alles fix und fertig. Man spürte, dass er viel bei sich geübt hatte...

Wie lange dauerte der Dreh der Sequenz im Club 30's?
Wir hatten für den Dreh 6 Tage vorgesehen... woraus schließlich 20 Tage wurden!

Warum dauerte der Dreh letztlich so lange?
Michael hatte einfach die Freiheit, solange zu drehen, wie er wollte. Ihr wisst sicherlich, was für ein großer Fan von Charlie Chaplin er war. Nun, da Charlie Chaplin sein eigener Produzent war, konnte er es sich erlauben, solange zu drehen wie er wünschte. Michael wollte es genauso machen. Er bezahlte den Smooth Criminal – Clip aus eigener Tasche, war somit hinsichtlich des Budgets zu nichts verpflichtet. Er wollte, dass dieses Video perfekt wird, und er war bereit, sich alle nötige Zeit zu nehmen.


Text(auszug) unten, Seite 69: (nicht nummeriert):

"Mit diesem Clip wollte Michael Fred Astaire eine große Ehre erweisen"


Sie hatten wohl selten die Gelegenheit, unter solch idyllischen Bedingungen arbeiten zu können...
Mensch, das war der Traum eines jeden Regisseurs! Jeden Tag beim Frühstück sahen wir uns in einem Kinosaal an, was wir am Vortag gedreht hatten, um zu sehen, was es zu verbessern gab. Die 150 Mitglieder vom Team waren während der Aufführung dieser Musteraufnahmen anwesend, Michael miteingeschlossen. Und es war genial, zu hören wie er rief "Wow, das war genial!", wenn er gerade etwas gesehen hatte, was ihm wirklich gefiel. Es herrschte eine richtig festliche Stimmung im Saal. Es war für uns wie ein tägliches Familientreffen... All das wurde von einem Team gefilmt, das das Making Of vom Clip erstellte. Ich hoffe, dass Sie eines Tages diese Bilder werden sehen können...
(In der Tat, auch hier eine Schande, dass die breite Masse nichts davon jemals zu sehen bekam. Jedenfalls offiziell wurde bekanntlich so gut wie nichts veröffentlicht, Anm. des Übersetzers)

War es schwer, die legendäre lean – Bewegung, wo Michael sich nach vorne beugt, in Szene zu setzen?
Nein, so kompliziert war das gar nicht. Da ich in der Vergangenheit Superman zum Fliegen gebracht habe, wusste ich, dass ich schon einen Trick finden würde, um es Michael zu ermöglichen, sich um 45 Grad niederzubeugen. Zuallererst erschufen wir ein System, das es möglich machte, die Schuhe der Tänzer in den Boden einzufügen, so dass sie sich nach vorne beugen konnten, ohne hinzufallen. Ebenso benutzten wir dicke Seile, damit Michael und die anderen sich in derselben Neigung niederbeugen konnten. Als Michael den lean ausführte, konnte er sehr weit nach unten gehen, bestimmte andere Tänzer jedoch nicht. Somit dienten diese Seile dazu, sie bis zu einem bestimmten Punkt festzuhalten. So wurde sichergestellt, dass Michael nicht weiter nach unten kommen würde, als die anderen! (Logik hier etwas unklar, wenn Michael weiter nach "unten" kam, als die anderen, dann hätte doch eher er ein Seil zum Abbremsen gebraucht, und nicht die Tänzer, oder? Anm. des Übersetzers)

Am Ende von Moonwalker kann man eine Gruppe afrikanischer Sänger sehen, nämlich Ladysmith Black Mambazo, auf dem Set des Clips. Warum wollte Michael sie einladen?
In der Zeit, in der wir drehten, besuchten Michael und ich ein Konzert von Paul Simon, und er wurde auf der Bühne von dieser unglaublichen Gruppe begleitet. Michael wurde total verrückt nach diesen Sängern, und wir überlegten dann, wie wir sie in den Clip miteinbeziehen könnten. Da kam Michael die Idee, sie ans Set kommen zu lassen, ohne dem Team Bescheid zu sagen, und so drehten wir, ohne irgendetwas zu planen. Alle waren sehr ergriffen, genau wie Michael, der zu weinen begann. Es war ein völlig improvisierter und zauberhafter Augenblick.

Die Stelle im Clip, wo die Lichter ausgehen, und wo Michael und die Tänzer in eine Art Trance geraten, war ebenfalls improvisiert, nicht wahr?
Ja, Michael wollte eine Art von Sequenz, wo all die Tänzer und er sich frei ausdrücken konnten. Jeder hatte die Freiheit, das zu tun, was er wollte. Michael und die Tänzer stürzten sich in diese gewisse Trance bis zum finalen Höhepunkt. Es war vorbei, als Michael „Annie, Are You OK?“ rief, und er ließ diesen Moment des Erlangens von Kraft lange andauern. Manchmal konnte das 20 Minuten dauern! Es kam vor, dass es uns an Filmband mangelte, da wir am Ende der Rolle angelangt waren! Da wir mit fünf Kameras gleichzeitig filmten, fehlte es uns glücklicherweise in keiner Sekunde. Diese Sequenz ähnelt einer zen-buddhistischen, besinnlichen Erfahrung. Es war fantastisch, das zu sehen. Wer, außer Michael, hätte auf eine solche Idee kommen können? Es war unglaublich, einfach unglaublich, dabei zu sein...


Kommentar Photo unten, Seite 70:
Die Gruppe Ladysmith Black Mambazo führt The Moon Is Walking auf, vor dem gesamten Smooth Criminal - Team


War Michael voll und ganz zufrieden mit dem letztendlichen Ergebnis?
Ich glaube ja. Laut Personen, die später mit ihm zusammenarbeiteten, war Smooth Criminal sein Lieblingsclip. Michael hat sich zu 200% in dieses Projekt eingebracht, vielleicht mehr als in jeden anderen Clip, den er später drehte. (You Rock My World? lol, Anm. des Übersetzers) Weil er frei war, völlig frei in kreativer Hinsicht. Es gab niemanden, der ihn unter Druck setzte, oder ihm sagte, dass man aufhören müsse, zu drehen, sei es aus Zeit- oder Kostengründen. Er war DER Chef.

Haben Sie eine lustige Anekdote parat, den Dreh betreffend?
Zu Beginn des Drehs, hatte Michael darum gebeten, dass große Lautsprecherboxen auf dem Set eingerichtet werden, um den Song bei voller Lautstärke laufen zu lassen. Sie hätten sein Gesicht sehen sollen, als am nächsten Tag die Lautsprecher sah, die man ihm zur Verfügung gestellt hatte! Für uns waren sie bereits groß, sie waren wohl einen Meter hoch, doch für Michael waren sie stinknormal! Er sagte zu uns: „Das nennt Ihr Boxen? OK, ich kümmere mich darum...“ Am folgenden Tag, hatte er eine Wand mit riesigen Boxen einrichten lassen. Dann drehte er den Song voll auf, und, wow!, mein ganzer Körper begann zu vibrieren. Die Lautstärke hat einen richtig fertig gemacht. Dann sah Michael uns an, und sagte lachend: „Das sind richtige Boxen!“ Wenn er tanzte, brauchte Michael die größtmögliche Lautstärke. Das half ihm dabei, die Schwingung der Musik am intensivsten zu spüren. Für ihn war Tanz vor allem etwas Organisches.

Was macht Smooth Criminal, selbst 20 Jahre nach dessen Dreh, zu einem weiterhin derart modernen Werk, Ihrer Einschätzung nach? Einige von Michaels Clips sind ein wenig in die Jahre gekommen, doch dieser hat nichts von seinem Glanz verloren...
Es freut mich sehr, dass Sie so etwas sagen. Wir versuchten nicht nur "modern" zu sein. Es liegt wohl daran, dass es uns möglich war, ein zeitloses Werk zu erschaffen, welches nicht in einem bestimmten Zeitalter verankert ist. Doch was dieses Werk so zeitlos macht, ist vor allem Michaels Talent. Wie Elvis oder die Beatles, besaß Michael ein Talent, das Grenzen und Zeitschranken überschreiten konnte...

Hat Michael Ihnen von seinem Traum erzählt, eines Tages selber einen Film zu machen?
Ja, ich habe schnell begriffen, inwieweit die Umsetzung ihn begeisterte. Zum Beispiel war eines seiner Hobbies, sich professionelle Kameras zu kaufen, etwa von Panavision, um zu verstehen, wie sie funktionieren. Einige von seinen Kameras waren mehrere Hunderttausend Dollar wert! Beim Dreh von Smooth Criminal, vertraute mir Frank Dileo an, dass Michael sich für den Clip unter anderem deshalb dermaßen ins Zeug legte, weil es für ihn war, wie an einem richtigen Regiekurs teilzunehmen! Michael wollte sämtliche technischen Aspekte des Kinos lernen und beherrschen. Er interessierte sich für die Schnitttechnik. Es war wichtig für ihn, zu wissen, wie man eine Geschichte visuell erzählt, und zu verstehen, warum ein Regisseur oder ein Cutter entschied, an dieser oder jener Stelle, eine Szene zu schneiden. Ich denke, dass aus ihm ein guter Regisseur hätte werden können.

Blieben Sie nachher mit Michael in Kontakt?
Wir haben uns ein paar Mal wiedergesehen, doch Michael gehört (sic, Anm. des Übersetzers) zu den Leuten, die vollständig zu etwas anderem übergehen, sobald sie die Arbeit an einem Projekt beendet haben. Und dann war es derart schwer, sich mit ihm wieder in Verbindung zu setzen... Bevor man ihn ans Telefon bekommen konnte, musste man zunächst an einer Armee von Leuten vorbei... Doch in der Zeit des Drehs, ging unsere Verbindung über das Berufliche hinaus. Wir sahen uns oft außerhalb vom Set. Insbesondere begleitete ich ihn in seinen Lieblingsbuchladen, wo er tonnenweise Kunstbücher kaufte. Auch haben wir mehrmals bei mir zu Abend gegessen. Wir waren nur zu dritt, meine Frau, Michael und ich, und es herrschte eine lockere und gemütliche Stimmung. Wir redeten über alles Mögliche, sahen uns Filme an... Auch gingen Michael und ich in Robocop ins Kino, als er herauskam. Genau dieser Film brachte Michael übrigens auf die Idee von diesen riesigen Kanonen, die am Ende aus seinen Armen hervorbrechen, wenn er sich in den Roboter verwandelt. Er fand das sehr cool!


Text unterhalb des Bildes in der Mitte, Seite 71:

"Smooth Criminal war Michaels Lieblingsclip, weil er künstlerisch frei war"


Übersetzung Seite 72-73:

Interview mit Jean-Marie Horvat
Toningenieur (Dangerous, Invincible)

Jean-Marie Horvat war noch ein junger, unerfahrener Mann, als er bei den Aufnahmen von Dangerous landete. Als Schützling von Teddy Riley, mit dem er den New Jack Swing – Sound erschuf, stieg er seitdem zu einem der weltweit besten Toningenieure und Mixer auf, und wusste sein Können einzusetzen. Für uns erinnert er sich an seine Arbeit im Studio an Michaels Seite...


Wie kam es dazu, dass Sie am Dangerous-Album mitgearbeitet haben?
1991 wurde ich gewissermaßen zum Toningenieur, Teddy Riley benannte mich so. Auch wenn ich gerade eben aus der Musikschule kam, nahm mich Teddy unter seine Fittiche, und schlug mir vor, mit ihm auf die Tournee von GUY zu gehen, seine New Jack Band. Er hatte gerade mit Michael an Dangerous gearbeitet, und dachte, dass das Album fertig sei. Doch schließlich rief Michael ihn wieder an, um an neuen Songs zu arbeiten. Somit schlug Teddy mir vor, mit ihm ins Studio zu gehen, um an seiner Seite mit Michael zu arbeiten. Ich war natürlich verblüfft von diesem Vorschlag. Immerhin war ich erst 21 Jahre alt, und hatte sehr wenig Erfahrung in diesem Feld. Mein erster Job in der Musikwelt, und dann gleich mit Michael Jackson zu arbeiten, das war für mich Wahnsinn...

Die Vorstellung, sich mit einer solchen Legende anzulegen, muss Sie, angesichts Ihres Alters, wohl ziemlich nervös gemacht haben...
Ja, das erste Mal, als ich an der Tür des Larrabee Studios vorbeiging, war ich eher kleinlaut... Ich werde mich immer daran erinnern, als Michael den Raum betrat, in dem ich arbeitete... Ich hatte gerade einen neuen Mix von Jam fertiggestellt, als Michael und Bruce Swedien das Zimmer betraten. Um ehrlich zu sein, hat es mich nervöser gemacht, Bruce zu treffen als Michael. Bruce ist für alle Toningenieure eine derartige lebende Legende... Gott sei Dank hatte ich Glück, sie waren von meinem Mix begeistert. Ich war so was von glücklich! Später vertrauten Michael und Bruce mir die Mixes von Remember The Time, In The Closet, She Drives Me Wild an... Auf diese Weise wurde ich in dieser Zeit zum jüngsten amtierenden Mixer. Wenn ich daran zurückdenke, finde ich das völlig verrückt...

Was dachten Sie von Michael während dieses allerersten Kontakts?
Ich fand ihn sofort sehr sympathisch. Was mir auffiel, war seine Freundlichkeit. Später bestätigte sich dieser Eindruck. Niemals sah ich, dass Michael sich aufregen würde oder im Studio die Geduld verlieren würde. (hihi, da gibt’s aber auch andere Berichte, außerdem sollte das spätestens bei den Aufnahmen zu HIStory gaanz anders ablaufen, ich sage nur z.B. TDCAU und Stühle und so... ;) Anm. des Übersetzers) Wenn ich etwas tat, was ihm, musikalisch gesehen, nicht gefiel, lenkte er mich in eine andere Richtung, und bewahrte stets Ruhe. Michael war jemand, der sehr positiv eingestellt war. Er fand immer die Worte, um seine Truppe zu ermutigen. Das trieb uns dazu an, unser Bestes zu geben...

Haben Sie an Songs gearbeitet, die Michael letztlich nicht verwendete?
Ja. Ich arbeitete insbesondere an der ersten Version von Blood On The Dance Floor, sowie Someone Put Your Hand Out. Doch der Titel von Michael, der mich am stärksten beeindruckt hat, ist Joy. Später nahm Teddy diesen Song mit Blackstreet, seine andere Band, neu auf, doch Michaels Version war einfach überwältigend. Seine stimmliche Darbietung machte mich sprachlos. Das war einfach große Kunst.

Zu Dangerous-Zeiten hatte Michael bereits sämtliche mögliche und vorstellbare Rekorde gebrochen. Hatten Sie während der Aufnahmen dieses Albums das Gefühl, dass er sich sehr unter Druck setzte, in dem Versuch, es noch besser zu machen?
Ich werde Ihnen nichts vormachen, die Umsetzung von Dangerous war ziemlich schmerzhaft und schwierig. Es war riskant für Michael, mit Teddy zusammenzuarbeiten , aber er wollte sich eben erneuern. Doch darf man nicht vergessen, dass Quincy [Jones] selbst derjenige war, der Michael Teddy empfahl. Letzten Endes hat Dangerous etliche Leute verunsichert. Bestimmte Klänge, die sich nach New Jack richten, sorgten dafür, dass das Album vielleicht nicht so sehr weltumspannend war, wie Thriller oder Bad. Doch heute, denke ich, wird die Platte anders bewertet, und zwar nach ihrem wirklichen Wert. Einige Songs sind derart genial... Insbesondere denke ich da an In The Closet. Dieser Song ist für mich ein Meisterwerk.

Und danach haben Sie mit Michael vor Invincible nicht mehr zusammengearbeitet?
Doch. Teddy und ich, wir arbeiteten an einigen Titeln für HIStory, doch Michael hat sie nicht genommen...

Wenn die Aufnahmen von Dangerous sehr lang dauerten, waren die von Invincible wahrlich endlos. Warum brauchte Michael so lange für dieses Album?
Das hat viel damit zu tun, dass Michael nunmehr Familienvater war. Er hatte andere Verantwortlichkeiten... Michael wollte einfach für seine Kinder da sein. Somit war er an gewissen Tagen ganz einfach nicht motiviert, ins Studio zu kommen.

Haben Sie den Eindruck, dass sich folglich seine Prioritäten geändert hatten?
Ja. Musik war nicht mehr so wichtig für ihn. Er strebte nach anderen Dingen, als danach, ein Megastar zu sein... Da ich selbst Papa bin, kann ich ihn voll und ganz verstehen.

Würden Sie sagen, dass Michael sich für Invincible nicht so viel Mühe gab wie für seine anderen Alben?
Sagen wir so, er war nicht so bei der Sache, wie er es hätte sein sollen, insbesondere was das Schreiben der Lyrics anbelangt...

Bei Invincible haben Sie insbesondere an You Rock My World gearbeitet, ein Titel, der gewissermaßen an den Off The Wall – oder Thriller – Michael erinnert...
Ja, und die Idee stammte von Rodney Jerkins. Als er zu dem Projekt kam, hatte Rodney den Ehrgeiz, mit Michael ein neues Off The Wall zu machen. Am Anfang wollte Rodney tatsächlich, dass Michael an einen old school – Stil anknüpft, sich den Klängen der Alben nähert, die von Quincy produziert wurden. You Rock My World gehört zu den Titeln, die in diesem Geist stehen. Doch ehrlich gesagt, war Michael nicht so scharf drauf, völlig in diese Richtung zu gehen. Ich finde zum Beispiel, dass Butterflies zu den besten Songs von Invincible gehört, doch Michael gefiel er nicht so sehr. Er fand, dass das zu sehr dem ähnelte, was er bereits in der Vergangenheit gemacht hatte. Michael war es stets lieber, neue Wege zu gehen, anstatt sich zu wiederholen...

Das heißt, es gibt weitere Titel mehr im old school – Stil, nach Art von You Rock My World oder Butterflies, die wir nicht gehört haben?
Oh ja! Rodney Jerkins war für Michael über sich hinausgewachsen. Und das beste davon, was er produziert hat, ist auf Invincible nicht enthalten. Es gibt 10 bis 15 Titel, die absolute Killer sind... Ich kann immer noch nicht begreifen, warum Michael sie nicht benutzt hat. Die Titel, die auf dem Album sind, sind OK, doch es gab viel bessere. Escape, zum Beispiel! (Oh ja... Anm. des Übersetzers) Letztlich ist Invincible ein Album, von dem es mir schwer fiel, es zu begreifen. Doch Michael war der Boss, er traf die Entscheidungen... (Wohl wahr das alles... Invincible hätte ein alles vernichtendes Monster werden können, hätte Michael ein glücklicheres Händchen für die richtige Songauswahl gehabt, und wohl generell mehr Glück in der Zeit... und wohl das alles selber mehr gewollt, Anm. des Übersetzers)

Kam es nach Invincible zu weiteren Treffen mit Michael anlässlich neuer Projekte?
Nein. Doch Teddy und ich, wir sollten an seinem nächsten Album arbeiten. Michael wollte, dass wir erneut zusammenarbeiten, und Teddy und ich, wir waren voll dabei. Doch leider wurde das nie konkret, wir haben für dieses Albumprojekt nichts aufgenommen...

Welche besondere Erinnerung haben Sie an Michael?
Wenn wir im Studio waren, fragte er mich oft: "Bist Du Italiener? Du ähnelst wirklich einem Italiener!" Ich bin kroatischen Ursprungs, doch Michael versteifte sich darauf, zu denken, ich wäre Italiener!  [Lachen] Ebenso erinnere ich mich an seine Freundlichkeit und seine Großzügigkeit. In der Zeit, als wir Dangerous aufnahmen, ging ich mit einem Mädchen aus, das ein Kind hatte, und eines Tages nahm ich die beiden mit ins Studio. Michael war so lieb zu dem Kind... Sein Verhalten zeigte nichts Zweideutiges oder Unangemessenes, es war Gutherzigkeit pur! Ich glaubte niemals, in keiner Sekunde, daran, dass er in der Lage sei, einem Kind Böses anzutun, und die Angriffe, deren Opfer er im Laufe seines Lebens war, haben mich wirklich angewidert...


Text(auszug) unten, Seite 73 (nicht nummeriert):

"Er war bei Invincible nicht so bei der Sache, wie er es hätte sein sollen..."


Zuletzt von Arnaud am Sa 27 Jul 2013 - 6:34 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Arnaud

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EXKLUSIV: Übersetzung der kompletten "numéro ultime" – Ausgabe der Black & White (2009) (contains previously released material ;)) Empty
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Übersetzung Seite 74-77:

Interview mit Brad Buxer
Musiker, Arrangeur (Dangerous, HIStory)

Als Keyboarder und Arrangeur auf sämtlichen Alben seit Dangerous, als Musikdirektor auf der Dangerous sowie HIStory – Tour, war Brad Buxer mehr als 15 Jahre lang der nahestehendste und treueste künstlerische Mitarbeiter von Michael Jackson. Von zurückhaltender und bescheidener Natur, hatte sich dieser einzigartige Musiker, heute Linienpilot, jedoch niemals zu seiner Arbeit mit dem King of Pop geäußert. Zu Ehren seines umgekommenen Freundes, ergreift Brad zum ersten Mal das Wort...


Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Michael?
1986 ging ich mit der Gruppe von Stevie Wonder auf Tournee. Nun, wie Sie wissen, war Michael ein großer Fan von Stevie, und deswegen interessierte er sich sehr für die Musiker, die mit ihm zusammenarbeiteten... Bis 1991 begleitete ich Stevie also auf der Tour, doch zwischenzeitlich konnte ich dank ihm Michael kennenlernen. Ich werde mein allererstes Treffen mit ihm nie vergessen. Die Chemie zwischen uns stimmte auf Anhieb. Musikalisch gesehen waren wir auf gleicher Wellenlänge, wir verstanden uns sehr gut. Und rein menschlich, wurden wir sofort Freunde. Es sind natürlich Bindungen entstanden, und sie wurden im Laufe der Zeit stärker...

Folglich hat Michael Sie schnell in den kreativen Prozess miteinbezogen, woraus das Dangerous – Album wurde...
Ja. Bevor Teddy Riley mit Bill Bottrell an dem Album arbeitete, haben wir zahlreiche Demos aufgenommen, darunter die von Who Is It, Black Or White, oder Heal The World...

Dangerous war das erste Album, das von Michael ohne Quincy aufgenommen wurde. Warum dieser Schritt, Ihrer Ansicht nach?
Damit das klar ist: Michael hatte keinen Streit mit Quincy. Er hat ihn immer bewundert und hatte einen riesigen Respekt vor ihm. Doch bei Dangerous wollte Michael die volle Kontrolle über den kreativen Prozess. Er wollte ganz einfach sein eigener Chef sein. Michael war stets jemand, der sehr unabhängig war, und er wollte ebenso zeigen, dass sein Erfolg nicht auf einen einzigen Mann, nämlich Quincy, zurückging... Dennoch bedeutete ihm Quincys Meinung immer noch viel. Der Beweis dafür – als wir mit Dangerous fertig waren, rief Michael ihn an, damit er ins Studio kommt und sich das Album anhört. Er wollte seine Meinung hören. Und als Quincy sagte, dass es ein Meisterwerk sei, zögerte Michael überhaupt nicht mehr mit der Veröffentlichung...

Einer der größten Erfolge des Albums ist Who Is It. Nun erinnert der Aufbau dieses Songs aber sehr an Billie Jean. Hat Michael das bewusst gemacht?
Nein, das denke ich nicht. Darauf hatte ich nie wirklich geachtet, doch jetzt, wo Sie mir das sagen, es stimmt, dass Who Is It und Billie Jean sich sehr ähneln. Ich denke allerdings nicht, dass Who Is It, trotz aller Qualitäten, an Billie Jean herankommt. Kein Song ist besser als Billie Jean, meiner Meinung nach...
(Die Frage, ob Michael solche Dinge bewusst wären, ist etwas albern... Michael war nicht so naiv und ahnungslos – jedenfalls nicht in musikalischen / künstlerischen Dingen, wie er vielleicht manchmal tat oder rüberkam, nur redete er eben selten so richtig darüber, oder wurde meistens gar nicht erst nach so was gefragt... Natürlich wusste er bestens über seine Stücke, etc. Bescheid, er war ja nicht Dieter Bohlen, den seine "Produktionen" schon eine Woche später nicht mehr interessieren... sondern lediglich die damit verdiente Kohle...
Auch bestätigte Teddy Riley in einem früheren Interview, dass es voll und ganz Michaels Absicht war, das Dangerous - Album an gewissen Stellen an Thriller erinnern zu lassen, z.B. in She Drives Me Wild... Es geht auch nicht nur um Aufbau, sondern teilweise 1:1 – Übernahmen von ganzen Songteilen. Auch bestätigte Michael selbst wörtlich, etwa 1994 in Denver im Verhör hinsichtlich des Vorwurfs, der Song Dangerous wäre ein Plagiat, dass es vorkommt, dass er Teile von früheren Songs auch schon mal in anderen, späteren Songs verwendet. Als Beispiel führte Michael an, dass die Stelle in Another Part Of Me "You're just another part of me" in Dangerous wieder auftaucht, und zwar in der Zeile "But you're no damn lover friend of mine" – dies sei, laut Michael, im Großen und Ganzen dasselbe. Wobei es für so was noch viel frappierende Beispiele gibt. Etwa das in diesem Interview angeführte, bezüglich Billie Jean / Who Is It: Die Zeile "be careful what you do, cause a lie becomes the truth" ist melodiemäßig identisch mit "A promise so untrue, tell me what will I do?" Ja sie taucht sogar ein drittes(!) Mal auf, nämlich 2004 in dem Song "We've Had Enough" – "You saw he didn't run, and that my daddy had no gun"! Auch lebt "We've Had Enough" nicht unerheblich von dem Beat von "Why You Wanna Trip On Me", und möglicherweise deshalb ließ uns Michael solche "B-Titel" erst so spät im Rahmen von Veröffentlichungen wie "TUC" hören, da er sich bewusst war, dass hier zu viele, zu auffällige Ähnlichkeiten mit früheren Songs erkennbar sind, und er so etwas nicht auf einem regulären Album haben wollte. Es gibt viele weitere Beispiele dieser/ähnlicher Art. Anm. des Übersetzers)


Ließ Michael Ihnen im Studio viele Freiheiten?
Absolut. So starr war Michael nicht, er war stets offen für meine Vorschläge und meine Ideen. Er vertraute mir voll und ganz. Am häufigsten kam es vor, dass er mir eine Melodie vorsang, und ich fand dafür die entsprechenden Akkorde. Was das Einstellen der Saiten oder des Synthesizers anbelangt, ließ er mich im Allgemeinen machen, und ging dazwischen, wenn er fand, dass die Richtung, in die ich ging, nicht richtig war. Auch wenn Michael in musikalischer Hinsicht ein Genie war, wusste er, dass er nicht alles machen konnte, und war so klug, bestimmte Dingen anderen zu überlassen. Manchmal wusste er genau, was er hören will, und sang für mich alle verschiedenen Teile eines Songs. In anderen Fällen ließ er mich so lange spielen, bis er etwas hörte, was ihm gefiel. So lief es insbesondere bei Songs wie Who Is It oder Stranger In Moscow ab.

Schrieb Michael gelegentlich den Text eines Songs, bevor er eine Idee für eine Melodie hatte?
Nein, das kam so gut wie nie vor. Michael schrieb die Lyrics immer in der letzten Minute, in einer Tischecke. Das war eine von seinen Macken. [Lachen] Oft wartete er ab, bis die Instrumentation eines Songs vollständig fertig war, bevor er den Text schrieb. Das machte uns manchmal wahnsinnig! Zum Beispiel schrieb Michael den Text für Black Or White in 20 Minuten, im Studio, während wir darauf warteten, dass er seine Gesangsaufnahme macht. [Lachen]


Text(auszug) unten, Seite 75 (nicht nummeriert):

"Er stampfte so stark, dass der künstliche Asphalt unter seinen Füßen kaputt ging!" (Ah ja, war das nicht ein Zitat von Nicolas Brandt? ;) Vor der Druckabgabe noch mal alles prüfen wäre nicht schlecht... Anm. des Übersetzers)


Hatten Sie manchmal das Gefühl, dass Michael frustriert war, weil er kein Instrument spielen konnte? (Hää, konnte er sehr wohl, wenn auch nicht perfekt, Anm. des Übersetzers)
Nicht wirklich. Doch einmal bat er mich darum, ihm Klavierunterricht zu geben. Ich sagte zu ihm: „OK Michael, machen wir es ernst. Du wirst Dich jeden Tag mit mir für 15 Minuten zusammensetzen, und wir werden eine kleine Lektion machen.“ Doch er hatte nie die Geduld, sich zu dieser Disziplin zu zwingen. [Lachen] Ich glaube, er wusste, dass er es nicht nötig hatte, ein Instrument zu spielen, um all seinen Talent auszudrücken. Sicherlich, Michael spielte kein Instrument. Doch das hinderte ihn nicht daran, ein schlicht genialer Musiker zu sein. Er hatte einen instinktiven musikalischen Verstand. Musik war einfach ein Teil von ihm...

Können Sie das Gerücht klarstellen, Michael hätte 1993 die Musik für das Videospiel Sonic 3 komponiert, für die Sie einen "Credit" bekommen haben?
Ich hab darauf nie gespielt, und ich weiß nicht, was die Entwickler für Stücke aufbewahrt haben, an denen Michael und ich arbeiteten, aber wir haben tatsächlich die Musik von dem Spiel komponiert. Michael rief mich in jener Zeit an, damit ich ihm bei diesem Projekt helfe, und das tat ich. Und wenn er keinen „Credit“ für die Komposition dieser Musik bekommen hat, dann deshalb, weil er mit dem Klangergebnis, das aus der Konsole kam, nicht zufrieden war. Damals war eine optimale Klangwiedergabe bei Spielkonsolen nicht möglich, und Michael fand das frustrierend. Er wollte somit nicht mit einem Produkt in Verbindung gebracht werden, das auf diese Art seine Musik entwertete...

Erstaunlich an der Musik von Sonic 3 ist unter anderem, dass man dort die Akkorde von Stranger In Moscow hört, das eigentlich später komponiert worden sein soll...
Ja, Michael und ich, wir hatten diese Akkordabfolge für dieses Spiel komponiert, und sie diente uns als Grundlage für Stranger In Moscow. Stranger In Moscow ist der Song, für den ich mich künstlerisch am stärksten einsetzte, stärker als für jeden anderen Song, an dem ich mit Michael arbeitete. Ich bin bei diesem Titel nicht als Co-Komponist aufgeführt, doch ich habe an der Komposition und dem Aufbau dieses Songs eng mit Michael zusammengearbeitet... Ich spiele dort auch so gut wie alle Instrumente...

Störte es Sie nicht, dass Michael Sie bei den Credits von dem Song als Co-Komponist nicht erwähnt hat?
Nein. Und ich verlangte es auch nicht. Wenn man die Gelegenheit hat, mit einem derartigen Musikgenie zu arbeiten, ist es nicht wirklich wichtig, ob man nun einen Credit kriegt oder nicht. Ich hatte ein Riesen-Glück, mit Michael während all dieser Jahre zusammenarbeiten zu dürfen. Ich bin wahrscheinlich der Musiker, mit dem er die meiste Zeit in seiner Karriere gearbeitet hat. Ich war sein Musiker und sein Arrangeur von 1989 bis 2006. Das beweist, inwieweit wir ein Team waren, er und ich...

Sie spielen ebenso fast alle Instrumente in Morphine...
Ja, doch im Unterschied zu Stranger In Moscow, wusste Michael genau, was er bei jedem Instrument hören wollte. Er sang mir alles vor, sei es den Klavierteil in der Mitte des Songs, oder die Synthesizer-Sequenzen beim Refrain. Das ist alles von ihm. Somit setzte ich bei diesem Stück lediglich seine Ideen um. Er ließ uns mit zwei Toningenieuren sogar das Wort "Morphine" beim Refrain singen... Wir hatten echt viel Fun...

Können Sie uns von In The Back erzählen, das auf The Ultimate Collection enthalten ist? Das ist ein wirklich außergewöhnliches Stück...
Freut mich, dass Sie mich auf diesen Song ansprechen, da dieser zu meinen Bevorzugten gehört. Dieser Titel ist unglaublich, und beweist ein weiteres Mal, was für ein Genie Michael war... Genauso wie bei Morphine, spiele ich so gut wie alle Instrumente in dem Song, doch sämtliche Ideen sind von Michael. Wie schade, dass er keinen Text dazu geschrieben hat, der Titel hätte es verdient, zu 100% fertiggestellt zu werden. Das gilt übrigens auch für Beautiful Girl... Wir haben so hart an In The Back gearbeitet... Wir haben viele Teile aufgenommen, die auf der Version, die Sie kennen, nicht zu hören sind. Zum Beispiel kam Billy Preston [legendärer Keyboarder, der vor allem mit den Beatles oder Rolling Stones zusammengearbeitet hat, Anmerkung der Redaktion] ins Studio, um Orgel zu spielen. Doch letztlich verwendete Michael diesen Teil nicht...

Haben Sie während der Aufnahme eines Titels viel experimentiert?
Ja, da Michael gerne unbekannte Klänge fand, die das menschliche Ohr nie zuvor gehört hatte. Oft sagte er immer wieder zu mir: "Brad, finde mir einen Klang, der mir wehtut, so richtig wehtut". Das bedeutete, dass er etwas wollte, das ihn innerlich durchschüttelte. (Interessante Anekdote, wohl ein langjähriger Insider von Michael und seinen Mitarbeitern... Bereits in den 80ern las man Berichte, das Michael oftmals den Satz "Hurt me!" an seine Mitarbeiter richtete, u.a. auch an Karen Faye, was bedeutete, dass er seinen Mitarbeitern absolute Höchstleistungen und Perfektion abverlangte, Anm. des Übersetzers)
Auch wenn wir oft Maschinen oder Computer zu Hilfe nahmen, um bestimmte Schlagzeugklänge zu entwerfen, fanden wir manchmal Ideen, die... eher natürlicher waren, würde ich sagen. Beispielsweise kam es vor, dass wir mit einem Baseballschläger auf den Deckel eines Klavierflügels schlugen, um einen speziellen Schlagzeugklang zu erzeugen. [Lachen]

Sie haben mit Michael neue Stücke nach Invincible aufgenommen. Können Sie uns davon erzählen?
Ja, und das allerletzte Stück, an dem wir, Michael und ich, arbeiteten, ist "From The Bottom Of My Heart", der Titel, der erscheinen sollte, um Gelder für die Opfer vom Hurrikan "Katrina" zu sammeln... Insgesamt sind die Stücke, die wir während der letzten Jahre aufgenommen haben, von außergewöhnlicher Qualität. Im Gegensatz dazu, was man annehmen könnte, befand sich Michael nicht in einem künstlerischen Niedergang. Er brodelte vor Ideen. Und diese letzten Songs, an denen wir gearbeitet haben, sind die originellsten und kreativsten, die wir zusammen gemacht haben.

Somit fehlte es Michael nie an Inspiration?
Nein. In keinem einzigen Moment seines Lebens... Je mehr Prüfungen er durchmachen musste, wie es etwa 2005 mit dem Prozess der Fall war, desto positiveren Einfluss hatte es auf seine Kreativität.

Denken Sie, dass wir diese, während der letzten Jahre seines Lebens aufgenommenen Stücke in naher Zukunft hören werden?
Ich darf darüber nicht sprechen, aber es ist sehr wahrscheinlich...

Blieben Sie später mit Michael in Kontakt?
Letztes Jahr rief er mich an, damit wir wieder zusammenarbeiten. Das Problem ist, dass ich gerade von einer Fluggesellschaft angeheuert worden bin, nachdem ich meinen Pilotenschein bestanden hatte. Und da Michaels Projekte recht schwammig waren, und er nicht einmal eine Plattenfirma hinter sich hatte, konnte ich das Risiko nicht eingehen, zu kündigen, und so meinen Job zu verlieren. Ich musste wissen, wohin es ging, und da, im vorliegenden Fall, war es überhaupt nicht so. Da ich heute 51 Jahre alt bin, lief ich Gefahr, nachher nie wieder eingestellt zu werden. Zu meinem großen Bedauern, musste ich es somit ablehnen, mit ihm erneut zusammenzuarbeiten...
(*grins*... Brad Buxer hat Michaels Angelegenheiten, finanziellen Probleme, etc. wohl gut verfolgt, und hatte wohl Angst, nachher ebenso kein Geld von Michael zu bekommen, so zog er sich wohl eben bereits im Vorfeld auf diese recht diplomatische Art aus der Affäre... verübeln kann man’s ihm wohl nicht... Anm. des Übersetzers)

Welche sind die besten Erinnerungen, die Sie an Michael haben?
All die Augenblicke, in denen wir wie verrückt gemeinsam lachten... Ich erinnere mich, wie wir in den Hotelgängen herumrannten, wenn wir auf Tour waren, oder an die Essensschlachten in unseren Zimmern... Doch vor allem werde ich mich immer an sein Lächeln erinnern, wenn wir ein fertiges Stück hörten. In seinem Blick war viel Stolz, Liebe und Respekt. Und dies beruhte auf Gegenseitigkeit... Etwa 20 Jahre lang hatte ich das Glück, Michael zu meinen besten Freunden zu zählen. Wir waren gleichaltrig, ich und er. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass er mir schrecklich fehlt...


Text(auszug) Seite 77 unten:

"Das Video spielte sich in einem Aufführungssaal ab, aber die Rollen wurden getauscht..." (Ist klar... Wie wärs mit "Was viele nicht wissen - Michael ist äußerst kitzlig" oder "Das ist nicht nett, er hat nichts vorbereitet!"... lach, Anm. des Übersetzers)


Übersetzung Seite 78-79: (79 ist nicht nummeriert)

Interview mit Buz Kohan
Produzent, Drehbuchautor, Autor, Komponist
(Gone Too Soon, You Were There, Scared Of The Moon)

Buz Kohan hat mit den Größten zusammengearbeitet: Bob Hope, Frank Sinatra, Luciano Pavarotti (Luciano Pavarotti - waren das nicht zwei von den 3 Tenören? ;) Anm. des Übersetzers), Bing Crosby, Sammy Davis Jr... Somit erschien es natürlich, dass es eines Tages dazu kommen würde, dass dieser Fernsehdrehbuchautor und –Produzent mit dem King Of Pop zusammenarbeiten würde. Als Co-Komponist von mehreren Titeln, darunter Gone Too Soon, You Were There sowie Scared Of The Moon, hatte Buz ein privilegiertes Freundschaftsverhältnis zu Michael, mehr als 30 Jahre lang. Derjenige, dem Michael liebevoll den Beinamen Buzzie Wuzzie gab, hat das Wort...


Sie trafen Michael zum ersten Mal 1971. Damals waren sie der Drehbuchautor von Goin’ Back To Indiana, eine Sonder-TV-Sendung der Jackson 5. Was war ihr erster Eindruck von ihm?
Was mir an Michael besonders auffiel, war seine Begeisterung und Neugier. Im Laufe meiner Karriere hatte ich das Glück, mit den größten Entertainern wie Bill Crosby oder Frank Sinatra zu arbeiten, und Michael fand es toll, dass ich ihm Anekdoten über sie erzählte. Er wollte verstehen, wie diese Künstler es schafften, derart exzellent zu werden. Was ihn interessierte, war, zu verstehen, was einen großen Künstler ausmacht. Er wollte von den Größten lernen, um der Größte von allen zu werden...

Wann genau schlug Michael Ihnen vor, gemeinsam Songs zu komponieren?
Schon bei unseren ersten Treffen! Michael war beeindruckt von der Tatsache, dass ich Klavier spielen konnte, und dass ich in der Lage war, eine Melodie binnen paar Minuten zu komponieren. Eines Tages, als ich am Klavier improvisierte, kam er zu mir und sagte: "Buz, wir sollten versuchen, gemeinsam Songs zu komponieren!" Ich nahm ihn nicht ernst, und antwortete ihm: "Mein Sohn, meinst Du nicht, dass Du dafür ein wenig zu jung bist?" [Lachen] Michael war damals fast noch ein Kind... Doch er legte darauf mehr Wert als auf alles andere, und schließlich, ein Jahrzehnt später, kam es dazu...

Man weiß, dass die Jugendzeit für Michael schlimm war. Ist Ihnen etwas davon bei ihm aufgefallen?
Ja. Er litt furchtbar unter seinen Akneproblemen. Das ging so weit, dass er mir niemals Photos von uns beiden schicken wollte, die jemand damals gemacht hatte. Später verstand ich, inwieweit sein Aussehen ihm ständig Kummer bereitete. Dafür, was ich jetzt sagen werde, stehe ich ganz alleine ein, doch wenn Michael derart häufig auf die plastische Chirurgie zurückgriff, dann deshalb, weil er im Alter seinem Vater nicht ähneln wollte. Ich spürte immer diese Angst in ihm, eines Tages demjenigen zu ähneln, der ihm derart viel Leid angetan hatte...

Später trafen Sie Michael 1983 wieder, bei der legendären Motown 25th – Show. Welche Erinnerung haben Sie an dieses Ereignis, das Michaels Karriere in die Stratosphäre katapultierte?
Die Organisation dieser Show war äußerst kompliziert. Damals hatten die meisten Künstler, die wir eingeladen hatten, Motown verlassen, und etliche unter ihnen hielten wenig davon, zu kommen, um zu singen, da sie der Ansicht waren, dass Berry Gordy sie während ihrer gesamten Karriere betrogen hatte. Michael und seine Brüder gehörten dazu, und bis zur letzten Minute akzeptierten sie nicht, an dieser Würdigung teilzunehmen. Michael akzeptierte, an Motown 25th unter einer Bedingung teilzunehmen: dass er nach dem Medley mit seinen Brüdern alleine auf der Bühne singen durfte...

Haben Sie im Folgenden gesehen, wie er den Moonwalk probte?
Nein. Michael probte Billie Jean allein bei sich, ohne jemandem zu zeigen, was auch immer daraus werden würde. Selbst an dem Abend wusste niemand, was er machen würde. Wir entdeckten den Moonwalk im selben Augenblick wie die Zuschauer. Ich verfolgte die Darbietung von den Kulissen aus, und war verblüfft, wie alle...

War Michael von seiner Leistung wirklich so enttäuscht, wie er später behauptete?
Wenn Michael von seiner Billie Jean – Darbietung enttäuscht war, dann hat er dies auf jeden Fall gut versteckt! [Lachen] Er sah überhaupt nicht enttäuscht aus. Im Gegenteil, er war sehr glücklich. Alle waren um ihn herum, um ihn zu beglückwünschen... Er schwebte auf Wolke sieben an jenem Abend...

Unmittelbar danach rief Michael Sie an, damit Sie mit ihm Songs schreiben, die für den Film gedacht waren, den er vorhatte, mit Steven Spielberg zu drehen...
Ja, damals hatte Steven ein Filmprojekt über Peter Pan, und Michael wollte natürlich dazugehören. Er träumte davon, diese Figur zu verkörpern, mit der er sich sein ganzes Leben lang identifizierte. Wir komponierten somit gemeinsam einige Songs, bei ihm daheim in Encino, wo er immer noch mit seinen Eltern lebte...

Wurden diese Songs aufgenommen?
Ja. Michael legte absolut Wert darauf, eine unsere Kompositionen Steven Spielberg zu schicken, um ihm zu zeigen, wie intensiv er sich mit diesem Projekt befasste. Und wenn Michael sich in etwas stürzte, machte er nie halbe Sachen. Für eine unserer Demoaufnahmen ließ er folglich an einem Sonntag ein ganzes Orchester antreten - als sämtliche der Musiker normalerweise Wochenende hatten – um den Song am Montag morgen Steven zu schicken! Jahre später erfuhren wir dann, dass Steven die Gewohnheit hatte, dieses Stück seine Kinder hören zu lassen, damit sie abends einschliefen. Dieser Song heißt Make A Wish... Ich hoffe, dass Sie ihn eines Tages werden hören können...

Wie in etwa sah eine solche Sitzung, in der Michael und Sie Songs schrieben, aus?
Am häufigsten setzte ich mich ans Klavier, und spielte einige Akkordideen. Anschließend fand Michael eine Melodie, und wir phantasierten herum, bis wir eine Formel hatten. Wenn er eine genaue Vorstellung davon hatte, was er hören wollte, konnte Michael sehr autoritär sein. Sicherlich war er kein gelernter Musiker, aber er hatte einen instinktiven Verstand, was Musik, was Klänge anbelangte. Manchmal rückte er sehr nah an mich heran, und bewegte einen Finger von mir am Klavier, damit ich die Harmonie spiele, die er in seinem Kopf hörte! Das war lustig... An den Texten arbeiteten wir ebenso eng zusammen...

Michael hätte beinahe an der Sendung zu Ehren von Sammy Davis, in der er You Were There aufführt, nicht teilgenommen, ein weiterer Song, den Sie mit ihm komponiert haben. Können Sie uns erzählen, was passiert ist?
Michael hatte sich gerade einem chirurgischen Eingriff unterzogen, wegen des Unfalls, der sich 1984 beim Dreh des Pepsi-Werbespots ereignete. Diese Operation bestand darin, die Narben auf seiner Kopfhaut zu entfernen, mit einer Methode genannt "Hautexpansion": Arten von Silikonbällen, die ein Serum freisetzen, das die Oberfläche der gesunden Haut ausdehnen soll, waren unter seiner Kopfhaut geschoben worden. Michael wurde gezwungen, diese Dinger wochenlang unter seinem Schädel zu lassen. Doch was er nicht wusste, oder man hatte es ihm nicht gesagt, war, dass dieser Eingriff sehr schmerzhaft ist. Er hat damals somit in der Zeit, wo der Abend zu Ehren von Sammy Davis stattfand, furchtbar gelitten, so sehr, dass er mir paar Tage davor sagte: "Buz, ich kann nicht singen, ich habe wirklich zu große Schmerzen".

Warum änderte er letzen Endes seine Meinung?
Ich erklärte Michael, dass Sammy Davis sterbenskrank war, und dass er nicht mehr lange zu leben hatte. Wenn er also demjenigen eine Ehre erweisen wollte, der soviel für ihn getan hatte, und der eine solche Inspirationsquelle gewesen war, dann war dies die einzige und einmalige Gelegenheit. Ich sagte ihm all das nicht, um ihn zu zwingen, sondern deshalb, weil ich wusste, dass er es später bedauern würde, diese Gelegenheit nicht wahrgenommen zu haben, um Sammy öffentlich zu danken. Folglich schrieb ich You Were There, allein bei mir daheim, da Michael nicht in dem Zustand war, zu arbeiten, und ich stellte ihm den Song am Tag vor der Aufzeichnung der Sendung vor. Michael gefiel der Song sehr, aber er hat ihm einige kleine Änderungen beigesteuert... Am Nachmittag des nächsten Tages, probte er zum allerersten Mal den Song... Auch wenn diese Darbietung unter Zeitdruck vorbereitet wurde, bleib sie eine meiner besten Erinnerungen an Michael. You Were There ist ein ganz besonderer Song, da er rückblickend absolut zu Michael passt...

Das kann man übrigens ebenso auch von Elisabeth, I Love You sagen. Mittels dieser Ehrerbietung an seine Freundin Elisabeth Taylor, scheint Michael von sich selbst zu sprechen...
Das ist absolut wahr. Michael fühlte sich Elisabeth äußerst nah. Er hatte dieselben Prüfungen durchgemacht, und wusste genau wie sie, wie schwer es für einen Kinderstar ist, mit der Beobachtung des Publikums fertig zu werden, das uns nicht wiedererkennt, wenn die Jugendzeit einmal vorübergegangen ist. Michael wusste instinktiv was Elisabeth fühlte, da er dasselbe erlebt hatte. Insofern ist Elisabeth I Love You sowohl ein Song über ihn, als auch über seine Freundin.

Haben Sie Anekdoten bezüglich der Entstehung dieses Titels?
In der Tat, ich glaube, dass Michael und ich, wir uns kein einziges Mal gesehen haben, um dieses Stück zu komponieren. Wir haben alles am Telefon gemacht! Dieser Song war der allerletzte, den wir zusammen komponiert haben...

Wie war Ihr Verhältnis zu Michael, abgesehen von Ihrer künstlerischen Zusammenarbeit?
Manchmal hörte ich mehrere Monate lang nichts mehr von Michael, trotz meiner Briefe und meiner Nachrichten, und dann, eines schönen Tages, hatte ich ihn plötzlich an der Strippe... Oft mitten in der Nacht. Da er an Schlaflosigkeit litt, rief Michael oft zu unmöglichen Zeiten an. Wenn ich den Hörer abnahm, fragte er mich mit schüchterner, leiser Stimme: "Buz, hab ich Dich aufgeweckt?" Natürlich hat er mich aufgeweckt, es war mitten in der Nacht! [Lachen] (Buz hätte ihm antworten sollen: „Nein, ich musste sowieso aufstehen, weil das Telefon geklingelt hat“... lol ;) Anm. des Übersetzers) Doch ich war stets zur Stelle, um mit ihm zu sprechen, wenn er das Bedürfnis danach hatte. Wir hatten riesigen Respekt voreinander, und Michael fühlte sich stets sehr wohl mit mir. Eines Tages vertraute er mir sogar an, dass er mich als seinen Adoptivvater betrachtete. Das hat mich natürlich sehr berührt... Ich habe das Glück, sagen zu können, dass Michael mich als einen richtigen Freund ansah, als eine Person, der er voll und ganz vertrauen konnte. Und Menschen von dieser Sorte hatte er nur ganz wenige...

Blieben Sie mit Michael in Kontakt während der letzten Jahre?
Ja sicher. Wir sprachen viel miteinander während der Zeit des zweiten Prozesses, im Jahre 2005. Um ihm Mut zu machen, hatte ich ihm sogar ein Gedicht geschickt, das ich geschrieben hatte, als ich an ihn dachte. Um sich zu bedanken, ließ Michael mir einen Karton liefern, voll mit allen möglichen Geschenken. Darin fanden meine Frau und ich überraschenderweise einen Vogelkäfig, in dem zwei weiße Tauben waren... Michael dachte sogar daran, dort einen Beutel mit Futter hineinzutun, sowie ein Buch, wie man sich um diese Vögel kümmern sollte! Er war der Einzige, der auf solche Ideen kommen konnte! [Lachen] Mit meiner Frau nannten wir sie Billie Jean und Bad. Vor einigen Jahren, ist eine der Tauben leider gestorben. Nun, bei einem Taubenpaar ist es normalerweise so, dass wenn die eine stirbt, die andere ihr wenig später folgt... Doch raten Sie mal, wie es ist: die zweite Taube lebt immer noch, besser in Form als je zuvor! Wenn ihr Gesang mich morgens weckt, denke ich zwangsläufig an meinen Freund Michael...


Text(auszug) unten, Seite 79 (nicht nummeriert):

"Michael vertraute er mir an, dass er mich als seinen Adoptivvater betrachtete."

(Na ja, also das spannendste und informativste Interview war das wohl nicht ganz... ein aktuelles Interview mit Leuten wie Teddy Riley oder Rodney Jerkins wäre sicherlich interessanter gewesen, als das Taubengeschwafel von Kohan.. na ja, an erstere kam Black & White wohl nicht ran... Anm. des Übersetzers)


Übersetzung Seite 82: (nicht nummeriert)

Black & White wird herausgegeben von
Captain Eo Productions S.A.S., bei einem Kapital von 40 000 €.
Firmensitz: 19 rue Michel Le Comte 75003 Paris
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Art Direktor: Christophe Boulmé
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Pflichtexemplar viertes Quartal 2009. Laufende paritätische Kommission.
Alle Rechte vorbehalten (für sämtliche Länder)
Photo-Credits: MJJ Productions, Captain Eo Productions, Getty, Starface, Abaca [Christophe Boulmé, Sam Emerson, Jonathan Exley, Steven Paul Whitsitt, Alberto Tolot, John Isaac, Larry Busaca, Herb Ritts]

Danke an Dirk Hülsenbeck und Antoine Gouiffes-Yan.

Die Herausgeber bitten um Beachtung der Rechte der Photographen und Presseagenturen, die an diesem Werk beteiligt sind: Bitte fertigen Sie keine Scans von diesem Magazin an, um es im Internet verfügbar zu machen.
Respektieren und schützen Sie die Presse: die Vervielfältigung der Texte sowie Abbildungen dieses Magazins im Internet ohne Genehmigung des Herausgebers ist ungesetzlich.


Credits - deutsche Exklusiv-Version:
Originalgetreue Übertragung aus dem Französischen ins Deutsche:
"Arnaud" – Recognize HIStory - Forum / "BritBrit"
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Zuletzt von Arnaud am So 21 Sep 2014 - 21:32 bearbeitet; insgesamt 8-mal bearbeitet
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Wie genial!!! Tanzsmiley 

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WIrklich Hammer

Hat jemand eigentlich diese HISTORY Magazine aus den USA? Scans vieleicht?
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