http://www.opednews.com/populum/page.php?a=167240&p&fb_source=message
Von Sylvia Martin am 11.06.2013 Übersetzung: Susanne Baur
Von Asien bis Afrika erscheint der King of Pop als eine globale Plattform für Philanthropie und sozialen Wandel
Inmitten der Entwicklungen des laufenden Prozesses der Jacksons gegen AEG waren in letzter Zeit Äußerungen über Michael Jacksons posthume Ertragskraft in den Nachrichten. Kürzlich wurde von Cirque du Soleil "Michael Jackson One" in Las Vegas uraufgeführt, eine zusammen mit Jacksons Estate erschaffene Show. "Michael Jackson The Immortal World Tour", die rekordbrechende, durch die Welt tourende Show von Cirque, hat mittlerweile geschätzte 300 Millionen $ eingebracht seit ihrem Start im Jahr 2011. Während sich sein 4. Todestag nähert, bleibt Jackson zweifellos eine geldverdienende Maschine.
Doch der King of Pop gab der Welt mehr als Unterhaltung und Wirklichkeitsflucht: Er bot ihr auch Wohltätigkeit und Bürgerengagement.
Als "König der Herzen" beschrieb mir ein etwas über 20-jähriger chinesischer Fan aus der Guangzhou-Provinz den King of Pop.
Als bekannter Wohltäter wurde Jackson im Guinness-Buch der Weltrekorde für die meisten karitativen Zuwendungen eines Popstars (39 Organisationen) gefeiert. Er nahm Wohltätigkeits-Singles auf, wie "We are the World", und spendete die Einkünfte von mehreren Welttourneen für karitative Zwecke.
Der verstorbene Jackson hat sich tatsächlich als eine globale Plattform für Philanthropie herausgestellt.
Angespornt durch Jacksons verfrühten Tod im Alter von 50 Jahren machen Fans von Asien bis Afrika Spenden in seinem Namen und tun sich mit gemeinnützigen und karitativen Organisationen zusammen, um Jacksons Ziele zu vollenden, Bewusstsein für die Umwelt zu wecken und Hilfe für Arme und Kranke zu leisten.
Ich war direkter Zeuge von Jacksons Fähigkeit zur Inspiration, als ich 2011 an einer Fanveranstaltung zu Ehren von Jackson in Guanghzou, China, teilnahm. Während der Enthüllung einer Skulptur des King of Pop machten die Fans eine Sammlung für UNICEF. Überraschenderweise hörte ich von zahlreichen chinesischen Fans, dass sie lieber Filmmaterial über Jacksons Philanthropie sehen - wie er während seiner Welttourneen Krankenhäuser besuchte und Geschenke an Verbrennungsopfer und krebskranke Patienten verteilte -, selbst lieber als seine Konzertauftritte.
Fans in Peking trugen Jacksons Botschaften über die Umwelt auf die Straßen. Am ersten Todestag von Jackson organisierten sie einen "grünen Fahrradmarsch" in der hochgradig luftverschmutzten Stadt, um das Bewusstsein für Toxine zu wecken und für die Reduktion von Autoabgasen zu werben. Angezogen mit Jackson-T-Shirts und paillettenbesetzten Handschuhen, fuhren Fans auf Fahrrädern durch die Stadt, spielten Jacksons Musik aus Lautsprechern und trugen Schilder wie dieses, auf dem sie in chinesisch und englisch erklärten: "Der Schutz der Umwelt beginnt bei dir selbst - ich liebe MJ".
Chinesische Fans folgen Jacksons Beispiel weiter, indem sie Geld für kranke Kinder sammeln. Einige Fans erklären, dass sie als Ergebnis der Beschäftigung mit Jacksons Botschaften zu Umwelt und Wohltätigkeit in seinen Songtexten und Musikvideos sich viel mehr des Energiesparens, Recyclings und der Erhaltung der Natur bewusst sind.
Dann gibt es die amerikanische Organisation "A Million Trees for Michael", eine gemeinnützige Organisation, die mit "American Forests" zusammenarbeitet. AMTFM pflanzt Bäume in der ganzen Welt zu Ehren von Michael Jackson. Ihre Website erklärt: "Wir haben uns verpflichtet, Michaels Botschaft weiterzutragen… Unsere Hoffnung ist es, "Michael Jackson Memorial Forests" in so vielen Ländern wie möglich zu schaffen, auf jedem Kontinent, da Michael auf der ganzen Welt so beliebt war."
Gründerin Trisha Franklin sagt, sie sei von Jacksons Texten und Bildern in seinem posthumen Konzertfilm "This is it" dazu bewegt worden, die Umwelt zu retten, und wollte seinen Appell in die Tat umsetzen. BisJuni 2013 hat AMTFM mit Beiträgen aus der internationalen Fangemeinschaft 26.922 Bäume in Michael Jacksons Namen gepflanzt.
Ein weiteres Projekt, zu dem Jackson-Fans beitragen, ist der Bau eines Waisenhauses in Liberia, Afrika, mit dem Namen "Everland". Dieses Projekt wurde 2011 initiiert und hilft Kindern aus Liberia und der Elfenbeinküste, die heimatvertrieben oder Waisen aufgrund des Bürgerkriegs oder der Auswirkungen von Krankheiten sind. "Everland" wird von"Michael Jackson's Legacy" organisiert, einer anglo-amerikanischen Wohltätigkeitsorganisation. MJL wurde von Dee gegründet, die als Kind selbst Waise wurde und die, wie die Website erklärt, "Michael dafür dankbar ist, dass er ihr durch eine traumatische Kindheit half und später bei ihr die Verpflichtung und das Engagement weckte, den weniger Glücklichen zu helfen." Bis Juni 2013 haben Fans aus 31 Ländern 49.471,- $ für "Everland" gespendet.
Anscheinend bietet das Reich der Unterhaltung eine alternative Route zu Bürgerengagement, wie Henry Jenkins von der USC (University of Southern California) sagt. Prof. Jenkins studiert die HarryPotter Alliance, eine gemeinnützige Organisation, die Themen aus der Potter-Lizenz benutzt, um Jugendliche zu animieren und zu sozialer Gerechtigkeit in der realen Welt zu ermutigen. Die Website der HPA erklärt, sie wolle "unsere Mitglieder dazu befähigen, wie die Helden, die sie lieben, zu handeln und für eine bessere Welt zu agieren." Die HPA mobilisiert Fans, Geld für die Nothilfe in Haiti aufzubringen, Bücher für Literaturprojekte zu spenden und Gelder für die Zivilisten in Darfour zu sammeln.
Sicher kann Philanthropie strukturelle Probleme der Entwicklung und Ungleichheit nicht in vollem Umfang lösen. Doch als besorgte Bürger wollen wir, dass junge Leute sich für den Planeten und seine Völker engagieren. Meine Studenten sind an der Arbeit der HPA interessiert und von denMöglichkeiten der Fan-Philanthropie fasziniert. Fan-Philanthropie kann in diesem Fall ein machtvolles Werkzeug für bürgerliches Engagement und sozialen Wandel sein.
Dr. S. Martin ist Anthropologin und Fulbright-Gelehrte, die über Medien, Kultur und Globalisierung in Hong-Kong, China und Hollywood schreibt. Martin unterrichtet Anthropologie am Pomona College.