26.06.2009
"Michael Jackson war nicht von dieser Welt"
Langjähriger Begleiter im heute.de-Interview
[Sie müssen registriert oder eingeloggt sein, um das Bild sehen zu können.]Eine "multiple Persönlichkeit" - so nennt der Bravo-Chefreporter Alex Gernandt den Popstar Michael Jackson. Gernandt war über Jahre hinweg der einzige Journalist weltweit, der Michael Jackson bei Videodrehs und auf Reisen begleiten durfte.heute.de: Er wird als Exzentriker beschrieben, als ewiges Kind und als Pop-Ikone. Was für ein Mensch war Michael Jackson?
Gernandt: Er war ganz anders als viele ihn von außen gesehen haben. Ich würde sagen: Er war eine multiple Persönlichkeit. Ich habe ihn in unterschiedlichen Situationen erlebt, in den Slums von Rio, beim Dreh von "Scream". Er konnte sich freuen wie ein Kind. Aber er war auch ein Business Man. Er war keine Marionette, sondern hat alles selbst in die Hand genommen, jeden Tanzschritt selbst choreografiert. Als Mensch war er schüchtern und zuvorkommend, aber er hatte auch etwas Schelmisches.
heute.de: Sie haben Michael Jackson vor allem in den 90er Jahren begleitet. Damals begann sein Bild in der Öffentlichkeit zu kippen. Hat ihn das belastet?
Gernandt: Kritik in der Öffentlichkeit war für Michael Jackson normal. Er hat seine Pubertät vor 100 Millionen Menschen durchlebt. Sein Vater hat ihn in die Karriere geprügelt. Das hat er nie verwunden. Aber vermutlich wäre er ohne seinen Vater auch nie das geworden, was er war. Er hat nie ein normales Leben gehabt. Michael Jackson war von einem anderen Planeten. Er war nicht von dieser Welt.
heute.de: Waren Sie überrascht, als Sie von Michael Jacksons frühem Tod erfuhren?
Gernandt: Ich habe mir immer gedacht, dass er nicht alt wird. Und irgendwie hat er ja auch Glück gehabt. Soweit wir jetzt wissen, gab es keinen Todeskampf. Ich bin aber sehr traurig, dass es nicht zu dem Comeback kam. Das wäre sicher etwas sehr Großes geworden.
heute.de: Was bleibt von Michael Jackson - der Künstler oder die Skandale?
Gernandt: Michael Jackson wird auf lange Sicht als Star wahrgenommen werden. Die Vorwürfe wegen Kindesmissbrauchs wurden nie bewiesen. Dieses Thema wird keine große Rolle spielen. Ich sehe das heute bei unseren jungen Lesern. Wir bekommen Hunderte von bestürzten E-Mails. Viele Kids sind zu jung, um Michael Jackson gut zu kennen. Sie sehen jetzt erst, was für ein großer Künstler er war.
Das Interview führte Sophie Burkhardt
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