Einen
lichen Dank an Achildsbliss für die Übersetzung und Erlaubnis zum Einstellen.
Michael Jackson und das Ausmaß der MediendegenerationVon Daniel Cohen
Im vorigen Jahr riefen Hugh Grant und eine Gruppe anderer Stars die Organisation „Hacked Off“ ins Leben, in der Hoffnung Stars vor den Medien zu schützen.
Ein kurzer Blick in die Zeitungen scheint darauf hinzudeuten, dass dies und der ganze Telefon-Hacking Skandal und die Leveson Untersuchung in keinster Weise eine Veränderung brachten.
Tatsächlich sieht es so aus, als würde es in den Medien, nachdem sie sich kurzzeitig still verhalten hatten, noch schlimmer werden als je zuvor. Jede Zeitung der Welt (gewiss jede englischsprachige) scheint sich in ihre eigene Version von News of the World 2.0 zu verwandeln - mit Skandalen wie Tulisas Drogendeal (was mich in seinem Aufbau an das berühmt-berüchtigte Exposé des „Scheichs“ in der News of the World erinnert) und besonders mit den wöchentlichen Enthüllungen zahlreicher Ex-„Angestellter“ und „Freunde“ Michael Jacksons, die er nie länger als einen Tag lang (oder eine Stunde) gesehen hatte.
Als ob das nicht schon genug wäre, ist jetzt auch die Mirror Group auf ein Stück des Kuchens aus. Viele ehemalige Mitarbeiter von NOTW haben interessanterweise ihren Platz entweder beim Mirror oder der Sunday People gefunden und machen dort mit ihrem Modus Operandi weiter. Das war auch so beabsichtigt, denn beide Zeitungen wollen auf jede erdenkliche Art aus ihrem Murdock Skandal herauskommen und höhere Verkaufszahlen erreichen.
Doch es sind nicht nur die Journalisten, die eine Richtungsänderung anzeigen. Es entstand eine neue Art des Schreibens, die sich langsam in allen Zeitungen Großbritanniens breitmacht, selbst im Guardian. Viele Menschen haben sich über den „Tabloid Stil“ der Zeitungen beklagt, und doch scheint es nun so, als senkten die neuen Schreiber noch weiter das Niveau. Journalisten haben damit begonnen, Artikel so zu schreiben, als schrieben sie Tweets. Diesen Stil habe ich in den renommiertesten Zeitungen und Magazinen gefunden, es ist wohl zur Norm geworden. Persönliche Kommentare und Gefühle haben Fakten ersetzt.
Dieser neue Stil hat Fernsehkritikern neue Macht verliehen. Statt eine normale, informative Kritik über eine TV-Show abzugeben, haben sich die Kolumnen in verletzende, persönliche Angriffe verwandelt. Mag ein Kritiker dich nicht, wirst du mit Worten beschrieben, mit denen man einen Serienmörder beschreiben würde (im wahrsten Sinne des Wortes, denn der arme alte Bobby Davro wurde letzte Woche in drei unterschiedlichen Zeitungen der Mirror Group mit Fred West verglichen). Kürzlich wurde Ben Elton in nie dagewesener Form angegriffen, doch sehr schnell wurde klar, dass dies die neue Norm ist: eine TV-Show herzustellen, die die Kritiker nicht mögen, ist ein Verbrechen. Wenn die Öffentlichkeit dich oder deine Show mag und die Kritiker dich nicht mögen, werden sie dich weiter in ihren Kolumnen schlecht reden, bis sie für ihre Meinung genügend Unterstützer finden. Sie werden Mittel und Wege finden zu beweisen, dass „jeder“ dich hasst. Heutzutage halten sich TV-Journaliten selbst für Stars, die die Macht besitzen, jemanden zum Star zu machen oder ihn zu zerstören. Das gleiche gilt für Journalisten des Showbiz, die darauf bestehen, sich mit Stars ablichten zu lassen, um dieses Foto in ihrer Zeitschrift abzudrucken. Sie beanspruchen eine Art Kult und gieren nach Berühmtheit für sich selbst. Sie tweeten Meinungen und sind versessen auf Bestätigung derselben. Selbst wenn sie wissen, dass sie falsch liegen, wollen sie Recht haben. Wahrer investigativer Journalismus ist heutzutage dünn gesät.
Nachrichtenblätter unterscheiden sich nicht mehr von Hass versprühenden Trolls auf Twitter und aus den Informationen, die sie liefern sollen, werden Beleidigungen. Scheinbar ist es das, was ihr Publikum lesen will: einen Satz „Neuigkeiten“, gefolgt von 5 Beleidigungen oder Witzen über das gleiche Thema oder den betreffenden Star.
Wenn sie nicht in der Lage sind, sich selbst Kritiken auszudenken, basteln sie sich einfach einen Artikel aus den hasserfülltesten Tweets, die sie finden können. Tatsächlich kann ein Journalist sich heute aufgrund eines einzigen Tweets einen ganzen Artikel ausdenken.
Die Sunday People (die sich in der Absicht, das größte Klatschblatt zu werden, extrem verändert hat) ködert sogar Stars und deren Fans, indem sie schockierende und schmutzige Bemerkungen auf ihrem Twitter Account setzt. Benimmt sich so eine Zeitung?
Diese neue Art Hassjournalismus gab es schon immer, doch bis zu der Zeit, als Michael Jackson kam, wussten sie nicht, wie viel Geld man damit wirklich machen kann. Waren die Medien vorher schlimm, so wurden sie jetzt zu Aasgeiern, die sich ein besonderes Ziel als Opfer aussuchten. Viele Stars hatten traumatische Erlebnisse mit den Medien.
Allzu oft sind Stars zu Beginn lustig, offen und froh, um sich später in scheue, nervöse Wracks zu verwandeln, sobald sie begriffen haben, wie weit die Medien gehen, um etwas über ihr Privatleben herauszufinden. Extrem viel Geld wird ausgegeben für Leute, die einen Star vage kennen, nur um eine Story zu stützen, die so oder so gedruckt wird. Zeitungen fürchten sich kaum vor Klagen, da die Publicity für die Zeitung und das Geld, das mit der Story verdient wird, höher sind, als jeder zu regulierende Schaden.
Mit dem Aufkommen von Internet-Journalismus, in dem die beste Schlagzeile die meisten Hits bekommt und eine Story kurz und scharf sein muss, um die meisten Rektionen zu erzielen, ist es noch schlimmer geworden.
Kein Star ist sicher, je abscheulicher das Geschwätz ist, desto besser. Und es geht nicht nur um Stars, jeder ist zum Abschuss freigegeben: Juden, Schwarze, Schwule, wenn da eine Gruppe konservativer Red Tops (Anmerkung: so nennt man die Reporter der Sun, Daily Star, Daily Mirror…) es auf dich abgesehen haben, kannst du dich für mindestens einen Angriff alle 14 Tage wappnen. Heutzutage besitzen die Medien die Dreistigkeit, sich rechtschaffen zu nennen, obwohl ihre Artikel aussehen, als seien sie von einem Ankläger in einer barbarischen Hexenjagd geschrieben.
Und nirgendwo zeigt sich die Hexenjagd klarer als bei Michael Jackson. „Eine Zeitung riskiert seine Glaubwürdigkeit mit zwei nachweislich falschen Storys über das gleiche Thema in nur 8 Tagen. Mit Storys, die ihnen bereits einige Jahre zuvor in der Öffentlichkeit einen schlechten Ruf einbrachten. Irgendetwas geht da sicherlich hinter den Kulissen vor sich“, so Charles Thomson, ein investigativer Journalist, der für diese Zeitungen gearbeitet hat, doch jetzt aktiv dabei ist, diese zu bekämpfen. Er sagt auch: „Ich finde es unfassbar, dass der Daily Mirror, als sie diese letzte Story veröffentlichten, nicht wusste, dass sie falsch war. Die Akten, die der Daily Mirror zitiert, besagen, dass die Story unwahr ist und das wurde bereits vor drei Jahren festgestellt.“
In Anbetracht all dessen, ist es da wirklich absolut unfassbar, dass diejenigen, die bei diesen Firmen mit so niedrigen Standards arbeiten – Firmen, die so verzweifelt danach streben, das bestverkaufte Blatt des Landes zu sein und möglichst viel Geld einzunehmen – es akzeptieren, dafür bezahlt zu werden, einen verstorbenen Star zu beschmutzen, damit eine bestimmte Firma ungeschoren davonkommt? Ich denke nicht, vor allem, wenn die Storys von einem Kerl geschrieben werden, den Michael Jackson erfolgreich verklagt hatte, nachdem der Richter entschieden hatte, dass er die Storys über Michael Jackson erfunden hatte.
Wie Charles Thomson sagt: „Ich habe das Gefühl, dass ernsthaft Fragen gestellt werden müssen, was hier wirklich vor sich geht.“
... Nur weil es in der Zeitung steht
Oder es im Fernsehen läuft
Ist es noch lange nicht wahr
Auch wenn jeder alles darüber lesen möchte...
Michael Jackson
Original Artikel
divinevarod.com